Mickey Rourke ist für mich mehr als ein Schauspieler. Er ist mein – kindlich betrachtet – persönlicher Held und größtes Idol. Und zwar deshalb, weil er seinen ganz eigenen Weg gegangen ist. Er kam von ganz unten, ist noch tiefer gefallen und trotzdem wieder auferstanden. Ein grandioses Beispiel dafür, dass man sich niemals aufgeben und verbiegen lassen darf, dafür, dass es nie zu spät ist, um sein Leben zu ändern, sich Fehler einzugestehen und an sich zu arbeiten und dass es, um es mit den Worten von Eric Draven zu sagen, „nicht immer regnen kann“.
Für mich ein echtes Unikat, weil er trotz allem nie vergessen hat, wo er herkommt, nämlich von ganz unten. Er wäre der Erste, der dem ärmsten Typen auf der Straße die Hand reichen und helfen würde. Autoritäten, Konformitäten und gesellschaftliche Gesetze sind ihm ein Gräuel und er tut nie das, was man von ihm erwartet, auch heutzutage nicht. Ein Original mit Ecken und Kanten, welches aus dem filmischen und schauspielerischen Einheitsbrei der letzten Jahrzehnte heraussticht wie ein bunter Hund. Mickey hat nie einen Oscar gewonnen, viel Mist gedreht, einen miserablen Ruf und eine recht überschaubare Fangemeinde, ist aber dennoch einer der Ausnahmeschauspieler schlechthin. Sicher ist, dass seine Werke noch Jahre in meinem Abspielmodul rotieren werden.
Wenn er die Leinwand betritt sind alle Anderen nur noch sekundär, verblasst der Rest in seiner Ausstrahlung und Präsenz. Er spielt mit einer selbstverständlich wirkenden Natürlichkeit, so intensiv, dass man in seinen Bann gezogen wird. Mickeys filmisches Schaffen ist unzertrennlich mit seinem realen Leben verschweißt, was das Schauen seiner Filme noch viel persönlicher, interessanter und intimer werden lässt. Daneben ist für mich als Hobby-Cineasten und Idealisten sehr wichtig, dass er sein Schaffen nie als Produkt sehen wollte, sondern als Herausforderung und Kunst. Geld spielte da selten eine Rolle. Mickey, du hast in Hollywood nie die Reputation erhalten, die du verdient hättest, aber Menschen, die die Wahrheit bzw. ihre Meinung aussprechen und sich nicht prostituieren lassen, fallen dort natürlich durchs Raster, denn sie bleiben unangenehm. Dies gilt leider überall in unserer Gesellschaft.
Ich bedanke mich bei dir für furios gespielte, unsterbliche Rollen, für den Motorcycle Boy, Harry Angel, Hank Chinaski, Marv, Ivan Vanko, Boogie Sheftel, Charlie Moran, John Sedley, Martin Fallon, Randy ”The Ram” Robinson, Tool, Billy Chambers, The Cook, Ed Mosbey, Stavros, Harley Davidson, John und Captain Stanley White, für hunderte gemeinsame Filmabende und besonders dafür, dass du mir zeitlebens (Naja ok, seit 2008) ein Vorbild warst. Dafür ein stummer Hoffnungschimmer gewesen zu sein, in Zeiten in denen man an sich selbst gezweifelt hat und in denen du mir gezeigt hast, dass die Masse dumm und das Individuum großartig und stark sein kann. Danke dafür, dass du mir gezeigt hast, dass man, selbst wenn die Nacht noch so düster ist, nicht aufgeben darf und nichts aussichtslos ist. Mickey, du bist alles andere als abgehoben, der Erfolg/ Absturz/ Erfolg konnte deinen Charakter nicht ruinieren und ich hoffe wahrlich, dass dies so bleiben wird. Zieh dein Ding durch und stehe für deine Interessen ein. Auch dann, wenn du wieder allen Hollywood-Industriellen auf den Genitalien herumhüpfen und Filmkollegen abkanzeln musst. Mach sie fertig.
Ein grandioser Charakterdarsteller, ein netter, verrückter Kerl (soweit ich dies beurteilen kann) und der letzte Hollywood-Rebell unserer Zeit, dessen einziger Gegner immer er selbst sein wird. Ich hoffe, dass er uns auch die nächsten Jahre mit vielen tollen A-, B- und C-Movies beglücken wird. Du hast mich mit deinem persönlichen und filmischen Werdegang tief beeindruckt und geprägt.
”I don´t like them (actors). Why? I just don´t like them. I think, they´re a bunch of assholes, a bunch of people who live in a bubble. You know, I met Warren Beatty one time. This is one of the creepiest puke asses I´ve ever met my life. I got an old friend, who is a shoemaker, I got more respect for.” (Zitat Mickey Rourke)
P.S.: Nach Kevin Spacey als Lester Burnham, Heath Ledger als Joker und Charles Bukowski als Charles Bukowski wird das nächste Tattoo ein Mickey-Rourke-Portrait werden. Ich hab jetzt schon einen seelischen Ständer.
P.P.S.: Hiermit entschuldige ich mich bei all den Freunden und Verwandten, die ich über die Jahre mit diesem Thema belästigt und zum Weinen gebracht habe. Danke, dass ihr so getan habt, als wenn euch das Thema interessiert hätte.
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