Mindfuck bei Netflix: Der verstörendste Jennifer Lawrence-Film ist ein Erlebnis

01.08.2020 - 11:00 Uhr
Jennifer Lawrence in mother!Paramount/Netflix
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In mother! verfällt Jennifer Lawrence langsam dem Wahnsinn, bis der ganze Film im apokalyptischen Delirium kollabiert. Den verstörenden Trip von Darren Aronofsky gibt's ab sofort bei Netflix.

Durch Filme wie das unbequeme Drogen-Drama Requiem for a Dream oder den intensiven Psychothriller/Ballett-Horror Black Swan gilt Darren Aronofsky als Regie-Exzentriker mit starker Handschrift, der Zuschauer mit seinen Werken regelmäßig vor den Kopf stößt und aufwühlt.

Extremes Verstörungspotenzial besitzt auch sein bislang letzter Film mother!, für den er seine damalige Partnerin Jennifer Lawrence in der Hauptrolle besetzt hat. Falls das groteske Ehedrama auch nur den geringsten Hinweis auf die Beziehung zwischen dem Regisseur und der Schauspielerin gibt, muss man sich ernsthaft Sorgen machen (die beiden haben sich mittlerweile schon getrennt).

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Doch auch so ist mother!, den Abonnenten ab sofort bei Netflix streamen können, ein eindringlicher Trip, der zusammen mit der Hauptfigur in den puren Wahnsinn kippt.

Hier könnt ihr euch den Trailer zu mother! anschauen

Mother! - Trailer (Deutsch) HD
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mother! versetzt den Zuschauer in die unbequeme Lage der Hauptfigur

Nachdem er für den Bibel-Blockbuster Noah noch ein Budget von über 100 Millionen Dollar zur Verfügung hatte, drehte Darren Aronofsky mother! mit vergleichsweise überschaubaren 30 Millionen Dollar. Im Vorfeld wurde um die Handlung des Films viel Geheimniskrämerei betrieben und niemand wusste so recht, wovon Aronofsky neues Werk genau handeln würde.

Den Eindruck eines mysteriösen, kleinen Herzensprojektes bestätigt mother!, wobei sich der Film von der intimen Betrachtung einer langsamen Ehekrise immer surrealer zum apokalyptischen Höllentrip steigert, der viele Zuschauer komplett abstoßen dürfte. Im Mittelpunkt der Geschichte steht das namenlose Paar, das von Jennifer Lawrence und Javier Bardem gespielt wird. Er ist ein angesehener Poet, der mitten in einer Schaffenskrise zu stecken scheint, während sie die klassische Rolle der umsorgenden Hausfrau abgibt.

Durch seltsame Geräusche, rätselhafte Erscheinungen und mysteriöse Vorzeichen erzeugt Darren Aronofsky von Beginn seines Films an wieder eine unangenehme Stimmung, die den Betrachter diesmal vollkommen in die Perspektive der weiblichen Hauptfigur versetzt.

Die klaustrophobisch beengenden Nahaufnahmen kleben unentwegt an Jennifer Lawrences Gesicht oder verfolgen das Geschehen hinter ihrem Rücken. So lässt mother! spürbar werden, wie es sich anfühlt, wenn etwas Unerklärliches oder Unerwünschtes dort eindringt, wo man sich selbst eigentlich am sichersten fühlt.

mother! kippt interpretationsfreudig in den kompletten Wahnsinn

Während der Regisseur seinen Film über weite Strecken als konzentrierten Psychothriller inszeniert, in dem die Wahrnehmung von Jennifer Lawrences Figur hinsichtlich immer extremerer Vorfälle stark ins Wanken gerät, setzt Darren Aronofsky dann noch zu einem finalen Drittel an, das sich als brachialer Frontalangriff auf die Sinne entpuppt.

mother!

Der Regisseur stürzt Lawrences Figur in einen martialischen Fiebertraum, in dem diese beinahe buchstäblich Höllenquälen durchleiden muss. Daneben lässt der gesamte Film irgendwann die verschiedensten Interpretationsansätze zu, durch die mother! neben dem eigentlichen Wahnsinn zusätzlich aus allen Nähten zu platzen droht.

Ist Aronofskys Werk eine Meditation über den Zustand der Erde, die von der Menschheit bewusst mit Füßen getreten wird? Eine Reflexion über den künstlerischen Schaffensprozess, der zwischenmenschliche Beziehungen aufgrund unüberwindbarer Egos der Schöpfer in den blanken Wahnsinn reißt? Oder die garstige, völlig losgelöste sowie nach Noah wieder mit biblischen Referenzen gespickte Dekonstruktion privater Lebensumstände von in der Öffentlichkeit stehenden Personen?

Auf ebenso verstörende wie provokant-prätentiöse Art bündelt der Regisseur in mother! plötzlich aktuelle Missstände des politischen Weltgeschehens in den eigenen vier Wänden von zwei Menschen, die spätestens im Finale nicht einmal mehr als solche wahrnehmbar sind.

Dadurch wird mother! ein weiteres Mal zum typischen Darren-Aronofsky-Film, der zwischen schrillem Wahnsinn, intimer Intensität und exzessiver Symbolik am Rand der Selbstparodie jeden Zuschauer zu einer Reaktion zwingt. Verstörender als in mother! wird man Jennifer Lawrence jedenfalls vermutlich nie wieder erleben.

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