Münster, Morde, Mauscheleien

02.05.2011 - 08:50 Uhr
Falsche Zähne? - Tatort Herrenabend
ARD / WDR
Falsche Zähne? - Tatort Herrenabend
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Wie immer gabs Spaß mit dem Münsteraner Tatort-Team – auch wenn die Story ganz schön konfus war.

Ich freue mich ja immer auf eine neue Folge mit Boerne und Thiel, dem derzeit wohl unangefochten unterhaltsamsten Tatort-Team. Auch im Tatort: Herrenabend lieferten sie wieder skurrile Unterhaltung und aberwitzigen Humor ab. Ein fast beiläufiger Mord nach dem Herrenabend einer Lokalgröße, dem Kartoffel-Kaiser Lüdinghaus, beginnt zunächst sehr simpel, entwickelt sich aber im Laufe der Folge zu einem hochkomplexen (und hochkonstruierten) Geflecht aus Politkrimi, Familiendrama, Eurosatire und dem üblichen Panoptikum seltsamer Figuren – zu denen diesmal auch eine skrupellose Steuerfahnderin zählte.

Wobei wir auch beim Schwachpunkt der Episode sind, denn ein bisschen zerfasert und heterogen wirkte das Ganze, bei aller Unterhaltsamkeit dann schon. Zuviele Fäden liefen da durcheinander, zuwenig kümmerte das eigentliche Opfer und zuviele persönliche Schicksale wurden da miteinander verquirlt. Vor allem die Mischung aus echtem Drama, sehr gut und intensiv in der Familie des von den Toten wiederauferstandenen Klarbachs nachfühlbar, und klamaukigen Karikaturen wie Lüdinghaus und dessen Beziehung zur Staatsanwältin, ging nicht immer auf. Für sich genommen alles wunderbare Miniaturen, fehlte bisweilen die Balance, um die Geschichte über die volle Laufzeit ernst zu nehmen.

Und auch wenn man vom Team aus Münster viel gewohnt ist, strapazierten die Zufälle die Zuschauergeduld doch etwas mehr als nötig. Der zufällig in Osteuropa mit Webcam herum reisende Vater, der zufällig DEN entscheidenden Hinweis geben konnte oder der Schlussgag mit Boernes mysteriösem Koffer in dem sich dann letztlich wertlose Wertpapiere eben jener Firma befanden, die gerade als Fake entlarvt wurde, gaben den Versuchen an anderer Stelle Mitgefühl oder Dramatik zu erzeugen endgültig den Rest. Was schade ist, denn so verpuffte ein Teil der schauspielerischen Leistung (u.a. Henriette Confurius als Tochter von Klarbach) ohne die Wirkung zu erzielen, die sie in einem etwas weniger albernen Gesamtgefüge gehabt hätte.

Das macht den Tatort: Herrenabend nicht zu schlechter Krimiunterhaltung und immer noch weit besser, als viele andere Tatorte, ist aber gemessen an der eigenen Qualität dann doch eben keine Spitzenfolge – denn gerade die Mischung aus Drama und Comedy ist zuvor schon besser gelungen als hier.

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