Vergangenes Jahr enthüllte VoD-Anbieter Netflix, dass das Unternehmen die Neuauflage eines Klassikers seinem Portfolio hinzufügt: She-Ra. Das Original ist inzwischen bereits stolze 33 Jahre alt und erstrahlt im Reboot She-Ra und die Rebellen-Prinzessinnen in neuem Glanz. Ob es die neue She-Ra mit dem Kult-Original aufnehmen kann oder ob es womöglich doch mehr Spaß macht, sich stattdessen in den Whispering Woods zu verirren, erfahrt ihr in unserem Serien-Check.
Aus Adora, der Hordes-Soldatin, wird She-Ra, die Rebellin
Wie bereits im Original steht im Zentrum der Geschichte unsere Protagonistin Adora, die auf Seiten der Wilden Horde dafür kämpft, Etheria wieder Ordnung zu bringen - oder zumindest glaubt sie das. Des Nachts bringen seltsame Visionen Adora um den Schlaf und sie beschließt, sehr zum Leidwesen ihrer besten Freundin Catra, auf eigene Faust hinaus in die Whispering Woods zu ziehen, um ihren Träumen auf den Grund zu gehen. Sie verspricht Catra wieder zurückzukehren, bevor jemand etwas merkt. Doch ab hier trennen sich die Wege der Freundinnen, denn Adora findet im mystischen Wald nicht nur ein machtvolles Artefakt, sondern ebenfalls neue Freunde, deren Erzählungen das Weltbild unserer Heldin komplett auf den Kopf stellen. Fortan will sie auf Seiten der Rebellion gegen die Hordes kämpfen, um die Balance der Welt wiederherzustellen. Nicht nur als Adora, sondern ebenfalls als legendäre Kriegerin She-Ra.
Die Geschichte des Netflix-Reboots startet etwas gemächlich und führt uns zunächst in die geheimnisvolle Welt mit ihrer reichhaltigen Historie ein. Im weiteren Verlauf der insgesamt 13 Episoden umfassenden 1. Staffel weiß die Handlung dafür mit einigen spannenden Charakterentwicklungen sowie dem einen oder anderen Twist zu gefallen. Optisch orientiert sich das She-Ra-Reboot an aktuellen Zeitgenossen und besticht vor allem mit einprägsamen Charakterdesigns und einer wunderbar kräftigen Farbgebung, die jedes Areal, welches wir im Laufe der Serie gemeinsam mit Adora erkunden, von dem vorherigen abhebt und somit seine ganz eigene Atmosphäre verleiht. Optische Highlights sind immer wieder die Kämpfe, in denen Adoras Freundinnen, die Titel gebenden Rebellen-Prinzessinnen, ihre individuellen Kräfte zeigen können, was wunderbar aussieht. Die Kämpfe hätten jedoch gerne etwas wuchtiger ausfallen und sich diesbezüglich stärker an der hauseigenen Konkurrenz, beispielsweise Voltron, orientieren dürfen.
She-Ra und die Rebellen-Prinzessinnen rückt die Charaktere in den Mittelpunkt
Herz und Seele der neuen She-Ra-Serie sind Adora und Catra, deren Beziehung die größte Stärke des Cartoons ist. Von Beginn an stehen sie im Mittelpunkt und wir sehen, wie beide eine freundschaftliche Rivalität verbindet. Auch wenn sie mal aneinander geraten, etwa bei einer unerlaubten Spritztour mit einem "geliehenen" Fahrzeug, so spüren wir Zuschauer direkt eine besondere Verbindung zwischen ihnen. Deshalb können wir Catras Schmerz und Wut über Adoras (etwas zu plötzlichen) Seitenwechsel auch absolut nachvollziehen. Speziell die 11. Episode (Versprechen) widmet sich der Beziehung unserer beiden Hauptcharaktere und führt uns vor Augen, was beide verloren haben, dadurch, dass sie sich nun als Feinde gegenüberstehen. Der Verlust des besten Freundes ist eine schmerzhafte Erfahrung, welche die Serie eindringlich vermittelt.
Verglichen mit Adora und Catra müssen die übrigen Figuren des illustren Casts zwar etwas zurückstecken, doch auch ihnen gewährt das Netflix-Reboot mehr charakterliche Tiefe als es noch in der Original-Serie der Fall war. Jeder neuen Prinzessin, die Adora und ihre Freunde Glimmer sowie Bow für die Rebellion gewinnen wollen, steht im Zentrum ihrer eigenen Episode, weshalb wir einen guten Eindruck von ihren Wesenszügen und Kräften erhalten. Hinzukommen, besonders auf Seiten der Hordes, weitere Charaktere, von denen die meisten jedoch eher blass bleiben beziehungsweise von anderen Figuren deutlich überstrahlt werden. Adoras und Catras Kameraden, die mit ihnen gemeinsam für den Kampf gegen die Rebellion ausgebildet wurden, bleiben über den gesamten Verlauf der Serie ziemlich unauffällig und dürfen nur selten mehr sein als bloße Stichwortgeber.
Wie schlägt sich die neue She-Ra im Vergleich zu Original?
Um die Frage direkt zu beantworten: Wirklich sehr gut. Fans des Originals müssen zwar mit diversen Änderungen leben, welche die Macher im Vergleich zur alten Serie vornahmen, doch diese erscheinen durchaus sinnig und helfen dabei, die Serie für eine neue Generation aufzubereiten. Zwar müssen wir auf She-Ras Bruder He-Man verzichten und auch sonst wurde die Hintergrundgeschichte teils ordentlich auf den Kopf gestellt, für Fans des Originals gibt es dennoch jede Menge zu entdecken und sie dürfen sich über viele Referenzen sowie einige schön platzierte Easter Eggs freuen, die auf das größere He-Man-Universum anspielen. Da hätten wir unter anderem Adoras einstige Stellung als Kommandantin in der Armee des Bösewichts Hordak oder auch She-Ra als Speerspitze der Rebellion im Kampf gegen die Wilde Horde.
She-Ra und die Rebellen-Prinzessinnen zeigt, wie ein Klassiker für eine neue Generation aufbereitet werden kann, um sowohl alteingesessenen Fans als auch Freunde aktueller Cartoon- und Anime-Serien ins Boot zu holen. Der stärkere Fokus auf die Charaktere, unter denen sicherlich jeder Zuschauer schnell seinen persönlichen Liebling finden wird, kommt dem She-Ra-Reboot merklich zugute und lässt es in dieser Disziplin das Original merklich überflügeln. Das düstere sowie zugleich hoffnungsvolle Finale der 1. Staffel macht zudem neugierig auf weitere Abenteuer in der Welt von Etheria, die noch viele Mysterien zu beherbergen scheint.
Die 1. Staffel von She-Ra und die Rebellen-Prinzessinnen erschien am 13.11.2018 bei Netflix, die wir uns für unseren Serien-Check komplett ansahen.
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