So werden die Game of Thrones-Sexszenen ab jetzt bei HBO überwacht

30.10.2018 - 13:40 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
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Sicher auch als Reaktion auf die #MeToo-Debatte hat HBO eine neue Stelle geschaffen, den Intimitätskoordinator, um zukünftig Sexsenen am Set sicherer zu machen. Was es damit auf sich hat, erfahrt ihr im nachfolgenden Artikel.

Der Sender HBO ist dafür bekannt, viel Gewalt und Sex in die Handlung seiner Produktionen einzubauen. Im Zuge der #MeToo-Debatte installiert HBO nun, wie Rolling Stone  berichtet, für jede Serien- und Filmproduktion einen sogenannten Intimitätskoordinator (im Englischen intimacy coordinator). Dieser soll die Dreharbeiten von Sexszenen über den gesamten Entstehungsprozess hinweg für alle Beteiligten sicherer und so wenig unangenehm wie möglich gestalten und gleichzeitig das Niveau der Szenen steigern.

Was sind die Aufgaben des Intimitätskoordinators bei Sexszenen?

Eine ähnliche Stelle wie den Intimitätskoordinator existiert in der Theaterwelt schon seit einigen Jahren, beim Film und im Fernsehen ist diese aber relativ neu. HBO hat nun die ehemalige Stuntfrau Alicia Rodis als Intimitätskoordinatorin angestellt. Sie untersucht zunächst das Drehbuch nach intimen Szenen und fungiert - sobald eine solche existiert - als Ansprechpartnerin, Beraterin und Vermittlerin zwischen den Schauspielern, Regisseuren, Produzenten und anderen Mitgliedern der Crew. Darüber hinaus leitet sie Gruppendiskussionen über die Sexszenen oder trifft Schauspieler individuell, um mit ihnen über die Szenen zu sprechen. Werden neue intime Darstellungen dem Drehbuch hinzugefügt, ist sie die erste, die mit den betroffenen Schauspielern darüber spricht und ihre Grenzen auslotet. Bei anschließenden Gesprächen mit dem Produktionsteam setzt sich Rodis für die Schauspieler ein - gerade beim schnelllebigen Fernsehgeschäft bleibt dafür ansonsten häufig zu wenig Zeit.

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Auch beim Dreh kümmert sich Rodis um alles, was in der Hektik und Anspannung vielleicht keine Beachtung finden würde. Sie sorgt beispielsweise für Polster zum Niederknien, Mundspray oder Gleitmittel. Bei Szenen, in denen die Schauspieler nackt sind, kümmert sie sich darum, dass sie sich schnell wieder bedecken können und bietet soziale Unterstützung an. Zudem hilft sie, die Szenen so zu choreographieren, dass sie echt aussehen, ohne dass die Schauspieler etwas Reales tun müssen. So können die Darsteller eine bessere Trennung zwischen ihrer eigenen Sexualität und ihrem Job als Schauspieler erreichen.

Intimitätskoordinatoren sollen vor Missbrauch schützen

Bei vielen Produktionen, herrscht laut Alicia Rodis auch eine mangelnde Kommunikation. Der Regisseur sagt nur: "Womit auch immer du dich wohlfühlst, mach es." Wenn jedoch so wenig über die Szene gesprochen wird, kommt im weniger schlimmen Fall eine Szene heraus, die nicht das Beabsichtigte erzählt, im schlimmsten Fall fühlt sich ein Darsteller am Ende körperlich missbraucht.

Eine weitere Rolle spielt das Machtungleichgewicht am Set. Die Schauspieler stehen einer ganzen Crew und dem Erfolgsdruck der Produktion gegenüber und wollen häufig den Ablauf nicht unnötig in die Länge ziehen. Dadurch gehen sie trotz Vorbehalten vielleicht weiter, als sie ursprünglich gehen wollten. Hier gibt die Intimitätskoordinatorin den Darstellern eine stärkere Stimme und versucht, dieses Ungleichgewicht auszugleichen. Auch die Sprache am Set wird durch Rodis kontrolliert. Wie sie betont, macht es einen Unterschied, ob gesagt wird: "Ja, du greifst ihr jetzt an die Titten!" oder "Er fickt sie." oder gesagt wird: "Lass uns darüber reden, wie wir diese aggressive Bewegung hinbekommen."

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Am Ende sollen, laut Rodis, die Serien bei HBO nicht weniger Sex, sanierten Sex oder langweiligen Sex zeigen. Stattdessen geht es darum, bessere Geschichte zu erzählen und ebenfalls den Schauspielern ein Umfeld zu ermöglichen, in dem sie sich wohlfühlen und mit ihrer Darbietung leben können. Rodis führt die Umschreibung ihrer Rolle am Set weiter aus:

Ich bin hier, um Schauspielern eine Stimme zu geben, besonders Schauspielern, die das Gefühl haben, dass sie keine haben. Und ich bin auch für die Produzenten da, um sicherzustellen, dass sie ihr Bestes geben, um sicherzustellen, dass das Set sicher ist. Hier sind wir, ein Jahr nach #MeToo, Brett Kavanaugh sitzt am Obersten Gerichtshof und Donald Trump ist unser Präsident. Nun, sag mir, dass wir das nicht brauchen, dass wir keine Kultur haben, die noch verändert werden muss.

HBO hat mit der Stelle des Intimitätskoordinatorin auf alle Fälle einen Schritt in die richtige Richtung getan.

Wie sinnvoll findet ihr den Posten des Intimitätskoordinators bei HBO?

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