Was war Steve McQueen nicht alles, bevor er in Hollywood zu einem der bestbezahlten Schauspieler der 1960er und 1970er Jahre? Heimzögling, Mitglied einer Jugendbande, Barmixer, Holzfäller, Schaffner, Marineinfanterist. Doch dann entdeckte er die Schauspielerei für sich, studiert an dem renommierten Actor’s Studio in New York. Eine erste Nebenrolle in einem Kinofilm erhält er in dem Boxer-Drama Die Hölle ist in mir (1956) an der Seite von Paul Newman, dem mit diesem Film sein Durchbruch gelingt.
Aber im Schatten seiner großen Kollegen wie Paul Newman, Marlon Brando oder Robert Redford bleibt Steve McQueen nicht. Vielmehr erarbeitet er sich einen ganz eigenen Typ: jenen des Draufgängers, der Natürlichkeit und Glaubwürdigkeit ausstrahlt, des Außenseiters und Rebells, mit dem sich das Publikum identifizieren kann. Gemeinsam mit sechs weiteren prominenten Revolverhelden wie Yul Brynner, Charles Bronson, James Coburn und Horst Buchholz verteidigt er in Die glorreichen Sieben ein mexikanisches Dorf gegen eine Banditenbande. Mit dem Klassiker feiert er seinen Durchbruch in Hollywood und kann sich danach vor Rollenangeboten nicht retten.
Steve McQueen spielt den Ausbruchkönig und gibt den SS-Mannschaften in Gesprengte Ketten immer wieder Rätsel auf; auch später wird er immer wieder um seine Freiheit kämpfen, etwa in Papillon. Er verkörpert den eiskalten Pokerspieler in Cincinnati Kid, der durch Ehrlichkeit nicht gewinnen kann. Einen von Rachegedanken besessenen Cowboy spielt er in Nevada Smith. Seine Darstellung des wortkargen Maschinen-Maats Jake Holman in den Kriegsdrama Kanonenboot am Yangtse-Kiang bringt ihm eine Oscarnominierung als Bester Hauptdarsteller; später wird er in Flammendes Inferno Menschen retten. Aber am meisten in Erinnerung bleiben andere Filme; etwa der smarte Bankräuber in Thomas Crown ist nicht zu fassen oder der rasanter Polizist Frank in Bullitt. Mit diesen Filmen wird er zum absoluten Superstar. Vor allem, weil er auch seine Stunts in der Regel selbst durchführt. In Bullitt gibt es eine bis dahin beispiellose Verfolgungsjagd durch die Straßen von San Francisco und als Rennfahrer kann Steve McQueen hier alles geben. Später erfüllt er sich mit dem Rennfahrerfilm Le Mans seinen Traum.
Einen Rodeoreiter, einen unangepassten Einzelgänger, der sich nicht mit den Veränderungen und Neuerungen des alten Westens abfinden kann, spielt er unter der Regie von Sam Peckinpah in dem Drama Junior Bonner. Hier beweist er erstmals, dass er auch leise, stille und melancholische Töne kann. Sam Peckinpah bietet ihm auch eine andere Rolle, mit der er aus seinem Muster ausbrechen kann: In der blutigen Gangster-Ballade Getaway spielt er einen flüchtigen Bankräuber. Identifikation gibt es fast gar nicht, weil er sich kaum abhebt von seinem gewalttätigen Umfeld.
Steve McQueen war ein Star, weniger ein Schauspieler, meinen einige Kritiker, eher ein Typ. Andere nennen ihn einen Anti-Star. Egal wie wir ihn bezeichnen: In Erinnerung bleibt seine Präsenz auf der Leinwand, sein cooles Lächeln, seine Art, die Straße zu überqueren oder die Spielkarten in der Hand zu halten, seine Schlagfertigkeit, seine Jugendhaftigkeit. So lässig war bis dato wohl noch kein anderer Hollywood-Star.