Stranger Things löst nach 4 Staffeln endlich sein gewaltiges Bösewicht-Problem

11.06.2022 - 13:30 UhrVor 2 Jahren aktualisiert
Stranger Things ist in Staffel 4 so gut wie lange nicht mehrNetflix
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Stranger Things ist in Staffel 4 so gut wie seit 6 Jahren nicht mehr. Das liegt vor allem am Bösewicht Vecna. Er zeigt, was der Netflix-Serie viel zu lange fehlte: Greifbare Gegenspieler.

Seit drei Wochen ist die 4. Staffel Stranger Things auf Netflix. Aber die Serie fühlt sich diesmal ganz anders an. Der Stranger Things-Cast ist in der 3 Jahre langen Unterbrechung offensichtlich älter geworden. Aber nicht nur das. Zusammen mit den ehemaligen Kinderstars reifte die komplette Serie.

Die Kreativen um die Duffer-Brüder nutzten die Denkpause vor allem, um eine große Schwäche hinter sich zu lassen: Sie erschufen ihren ersten überzeugenden Bösewicht.

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Es folgen leichte Spoiler zu 4. Staffel Stranger Things: Der mächtige, rücksichts- und nasenlose Dämon (lest hier Hintergründe über Vecna nach) sorgt in den bisherigen sieben Episoden für viel Gänsehaut – und er füllt eine gewaltige Leerstelle aus. Denn Stranger Things musste vor seiner Ankunft lange ohne klaren Gegenspieler auskommen.

Die bisherigen "Schurken" von Stranger Things waren allesamt schwach

Seit Beginn wurschtelte sich die Serie mit gesichtslosen Monstern oder kaum greifbaren Präsenzen als Antagonisten durch.

In Staffel 1 war das noch okay. Der Demogorgon bildete ein Gespann mit dem durchtriebenen Elfie-Papa Dr. Brenner (Matthew Modine) und erfüllte seinen Zweck als Monster-Repräsentant des mysteriösen Upside Down, der Schattenwelt. Der Demogorgon ist zwar nicht charismatischer als ein tollwütiger Wolf, aber das genügte in der Premiere, die vollauf damit zu tun hatte, ihre Mythologie zu etablieren.

Demogorgon

In Staffel 2 begannen die Probleme. Stranger Things führte den Mind Flayer ein. Auf Deutsch: den Gedankenschinder. Das hört sich zwar cool an, in der Serie lernen wir den Bösewicht aber nur als körperlosen Nebel kennen, der scheinbar keine Motivation besitzt, die darüber hinaus geht, den ohnehin traumatisierten Will Byers (Noah Schnapp) auch noch um den Rest seines Verstands zu bringen. Uncool und öde. Garniert wurde das Ganze mit kleineren und teilweise verniedlichten Varianten des Demogorgons, den Demodogs. Uff.

Der Gedankenschinder

In Staffel 3 darf der Gedankenschinder weiter Gedanken schinden (oder "Minds flayen", wie auch immer). Diesmal tut er das als eine Art Körperfresser. Er handelt durch den muskulösen Körper des Vokuhila-Trägers Billy (Dacre Montgomery). Eigentlich keine schlechte Entscheidung. Wäre da nicht auch noch das (mir fällt keine bessere Bezeichnung ein) Schleimmonster, das sich größtenteils aus toten Ratten zusammensetzt und ebenfalls ein Instrument des Gedankenschinders ist. Der Mind Flayer war alles und nichts zugleich. Was er wollte? Keine Ahnung. Weiß er wohl selbst nicht so genau. Irgendwas mit Weltherrschaft vermutlich.

Schleimmonster

Das Autor:innen-Team hatte sich offensichtlich verrannt. Nie war unklarer, gegen wen oder was Elfie (Millie Bobby Brown) und Co. eigentlich antreten. Die Russen gibt es ja auch noch. Ganz Stranger Things befand sich in Staffel 3 an einem erzählerischen Tiefpunkt. Rückblickend kam die 3-Jahres-Unterbrechung zum bestmöglichen Augenblick. Denn jetzt geht es aufwärts.

Was Vecna zum mit Abstand besten Stranger Things-Bösewicht macht

Auf die vielen Alibi-Konstruktion für "das Böse" folgt in Staffel 4 ein konkreter, ein klar umrissener Gegner. Vecna ist ein gewaltiges Update zur wabernden Präsenz des Gedankenschinders und muss dafür gar nicht viel tun.

Was mir an ihm gefällt, ist sein Körper. Also vor allem, dass er überhaupt einen Körper hat. (Wenn ihr Vecna heiß findet, könnt ihr euch hier austauschen .) Dass der dann auch noch richtig schön klebrig-eklig aussieht, ist ein Bonus. Er wurde übrigens größtenteils ohne CGI erschaffen, was seine Präsenz verschärft.

Dieser Vecna ist in der breit angelegten Staffel der unumstrittene Schurken-Bezugspunkt. Das hebt die Serie auf ein neues Spannungs- und Grusel-Level.

Wir wissen...

  • ... wovor wir Angst haben sollen.
  • ... was die Kinder bekämpfen müssen.
  • ... was Vecna kann, denn wir kennen seine Fähigkeiten.

Vecna ist ein übermächtiger, sadistischer Serienkiller

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Vecna agiert wie ein Serienkiller in einem Slasher. Das offensichtliche Vorbild ist die Horror-Ikone Freddy Krueger aus Nightmare on Elm Street. Wie bei anderen legendären Slasher-Killern (Jason, Michael Myers) haben die einzelnen Elemente seines Vorgehens und die ästhetische Gestaltung seiner Morde einen großen Wiederkennungswert.

Wenn ein junger und bereits durch ein grauenhaftes Erlebnis traumatisierter Mensch von Visionen heimgesucht wird, hängt er wenige Minuten später tranceartig in der Luft, das Weiße der Augen nach außen gedreht. Dann knacken die Knochen und es ist vorbei.

Damit wird uns früh beigebracht: Hat Vecnas Tötungs-Mechanismus erstmal eingesetzt, gibt es für seine Opfer kein Entrinnen mehr. Max (Sadie Sink) in der Episode Dear Billy zu retten, wird durch diese dramatische Vorarbeit zum intensiven Höhepunkt im Kampf gegen einen scheinbar unbesiegbaren Bösewicht.

Was stellt Stranger Things Staffel 4 mit dem enthüllten Vecna an?

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So viele derart intensive Horror-Szenen haben wir in Stranger Things noch nicht gesehen. Das ist bereits eine tolle Errungenschaft. Aber ob Vecna von einem guten zu einem sehr guten Schurken wird, hängt vom zweiten Teil der Season ab. Der Twist in der letzten Folge verleiht ihm eine komplexe Hintergrundgeschichte. Wir erfahren, dass er dem Brenner-Programm entstammt, von Elfie ins Upside Down verbannt wurde und eigentlich Henry Creel heißt. Vecna ist als "Nummer 1" des Programms im Grunde eine (noch) düstere Elfie-Variante.

Das Mysterium um den Dämon ist gelüftet und damit beginnt eine neue, psychologischere Schurken-Phase, die den Fokus mehr auf den Schauspieler hinter der Maske legt. Im Laufe der Finalepisode wird Jamie Campbell Bower als Vecna-Darsteller enthüllt. Der hat im Interview mit Vanity Fair  etwas Interessantes gesagt: "Ich habe ihn [Vecna] nie als Bösewicht gesehen, weil ich ihn verstanden habe". Mehr muss ich gar nicht hören, denn Bösewichte, die sich selber nicht als Bösewichte sehen, sind in der Regel die besten.

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