Es steckt noch ordentlich Leben im Tatort vom Bodensee. Mit Hilfe eines vor allem an charakterlichen Nuancen interessierten Buchs von Wolfgang Stauch (Polizeiruf 110: Die Gurkenkönigin, Tatort: Das Wunder von Wolbeck) sowie der tatkräftigen Unterstützung so fähiger Mimen wie Sylvester Groth und Ronald Zehrfeld lässt Tatort: Die schöne Mona ist tot sogar eine etwas billige Wendung gegen Ende verzeihen. Heraus kommt einer der besseren Fälle mit Klara Blum (Eva Mattes) und ‘Assistent’ Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) und eine willkommene Abwechslung zum Typus des Problemkrimis, der uns für gewöhnlich Sonntags heimsucht.
Lokalkolorit: Sie mögen feiern und Polonaise tanzen, wie sie wollen. Mit dem Verschwinden der schönen Mona (Silke Bodenbender), weichen das Leben und die Farben aus dem Örtchen am Bodensee, unter dessen Oberfläche jahrelang der Hass gegen den Fremden Christian Seitz (Sylvester Groth) gärte. Seitz’ modische Unterkunft passt ebenso wenig in das Kaff wie die exotischen Gerichte, die er zaubert, um sich zu beruhigen. Da hilft auch die weite Welt im Rücken nicht. Der preisgekrönte Journalist, der die Krisengebiete wie seine Westentasche kennt, kommt ausgerechnet in diesem vorgeblich beschaulichen Teil des Globus nicht an.
Plot: Eine Party in einer Vereinskneipe. Die schöne Mona tanzt mit dem schönen Fritz (Ronald Zehrfeld), der Ehemann steht draußen und sieht zu. Fritz schuldet Mona einen Haufen Asche und will nicht zahlen. Schon sind die wichtigsten Grundzutaten des Krimis versammelt. Natürlich wird Mona auf dem Heimweg von der Straße abgebracht. Der Ehemann kontaktiert die Polizei über ihr Verschwinden, spart seine Anwesenheit vor der Kneipe aus. Der Verdacht ist gesät. Blum (Team Fritz) und Perlmann (Team Seitz) decken mit jedem Gespräch neue Motive für die beiden Herren in Monas Leben auf, ohne dem Offensichtlichen auf den Grund zu gehen: Was wäre eigentlich, wenn die schöne Mona gar nicht tot ist?
Unterhaltung: Zugegeben, als sich dieser finale Twist auf gar nicht leisen Sohlen annäherte, wähnte ich den Tatort verloren. Tatsächlich schiebt der Tatort Fritz’ Ehefrau in der zweiten Hälfte ziemlich offensichtlich und ohne jede Begründung in den Vordergrund, so dass es nicht überrascht, als sie entlarvt wird. Abgedroschen ist die Idee schon, dass sie die möglicherweise schwer verletzte Mona in einer Ferienhütte kuriert, um ihren Fritz zu schützen. Dafür entschädigt die letzte (und erste) Szene zwischen Seitz und Mona, die nochmal den ganzen Schmerz, den sich dieses unpassende Paar über die Jahre zugefügt hat, zusammenfasst. Tatort – Die schöne Mona ist tot beginnt als klassische Krimiunterhaltung, fesselt auf Dauer aber als Charakterstudie.
Tiefgang: In Tatort – Die schöne Mona ist tot beobachten wir potenzielle Mörder und Opfer in den Gefängnissen, die sie sich selbst gebaut haben. Der schöne Fritz mit Ehefrau und Tochter Mariechen scheint nie darüber hinweggekommen zu sein, dass er nicht mehr aus sich gemacht hat. Er spekuliert mit dem Geld anderer Leute, träumt sich womöglich in die Ferne und wird am Ende doch immer vor dem unfertigen Haus seiner Familie den Rausch ausschlafen. Journalist Seetz gibt für Mona die eigene Karriere auf, verkriecht sich in seinem Glasbeton-Kasten mit der hübschen Aussicht, den Büchern, den Platten und der Hoffnung, Mona würde sich der neuen Umgebung anpassen. Lebenslügen haben sie alle gleichermaßen gepachtet und so kommt es, wie es kommen muss in diesem wenig idyllischen Bodensee-Krimi.
Mord des Sonntags: Wir müssen bis zu den letzten Minuten warten, um es tatsächlich zu sehen und hoffen doch die ganze Zeit, dass es nicht so kommt: Die schöne Mona ist tot.
Zitat des Sonntags: “Ich konnt’ dich doch nicht sterben lassen. Aber leben lassen kann ich dich auch nicht.”
Dank seiner erstklassigen Schauspieler konnte mich der neue Bodensee-Tatort überzeugen, aber wie hat er euch gefallen?