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The Boss - Kritik & Analyse

25.04.2016 - 00:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
The Boss FilmanalyseUniversal Pictures International Germany GmbH
Auch mißlungene Filme wie "The Boss" mit Melissa McCarthy könnten aufschlußreich sein, meint Wolfgang M. Schmitt jun. in seiner neuen Filmanalyse.

Melissa McCarthy spielt in The Boss von Ben Falcone erneut die lustige Dicke vom Dienst. Nun könnte man es ja begrüßen, dass jetzt auch Schauspielerinnen jenseits der Size-Zero in Hollywood Karriere machen können und es vielleicht sogar als einen emanzipatorischen Akt werten, wenn nur nicht das Rollenfach für diese Frauen so eindimensional ausfallen würde. Nur wenn sie die lustige Dicke geben, ist Frauen mit Übergröße der Erfolg sicher – ein ähnliches Schicksal teilt Rebel Wilson mit McCarthy. Nun ist es eine alte Tradition bei Komödien, dass darin die Körperlichkeit, zumal diejenige, die nicht dem Ideal entspricht, im Mittelpunkt steht, doch man darf sich getrost fragen, warum man mit dieser Tradition nicht einfach mal bricht? Das Gegenteil aber ist der Fall. Kaum ein Film, ja, kaum eine Szene sieht man, in der die Korpulenz nicht ausgestellt, vorgeführt oder veralbert wird.

Warum kann man das Dicksein nicht als etwas Selbstverständliches inszenieren? Warum muss es ständig thematisiert werden? Denn so werden die gesellschaftlichen Körpernormen durch die Hintertür eigentlich nur weiter fest zementiert. In „The Boss“ wird McCarthy mit Peter Dinklage als Filmpartner noch ein Kleinwüchsiger zur Seite gestellt, um die Andersartigkeit regelrecht ad absurdum zu führen. Dieses Vorgehen erinnert an Freak-Shows und genauso wenig subtil ist auch der Humor.

Doch das ist längst nicht das einzige Problem der Komödie „The Boss“. Vor allem hapert es am Drehbuch, das sich zwar sklavisch an die goldenen Regeln von Drehbuch-Ratgebern wie Blake Snyders „Rette die Katze“ halten will, doch dabei vollkommen verkennt, dass man diese Regeln nicht auf alles und jeden anwenden kann. Gerade im Scheitern jedoch offenbart sich ein interessanter Aspekt, der bei vielen anderen Filmen dieser Art verschleiert bleibt. Die Hauptfigur, eine gewissenlose Kapitalistin ohne Herz, soll eine Läuterung durchmachen, damit wir Zuschauer alsbald erkennen, sie ist eigentlich eine herzensgute Frau. Mag das auf privater Ebene noch halbwegs gelingen, scheitert eben das in der Sphäre der Ökonomie.

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