Was macht eigentlich...Macaulay Culkin?

17.04.2009 - 17:04 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Was macht eigentlich Macaulay Culkin?
moviepilot-Montage
Was macht eigentlich Macaulay Culkin?
Mit Kevin allein zu Hause und Kevin allein in New York wurde er berühmt – was war danach?

Wir waren alle mal Kevin. Wenn die Eltern das Haus verließen, bauten wir Fallen. Wir schauten verängstigt aus dem Fenster und warteten auf Joe Pesci. Wenn wir Tauben sahen, da dachten wir an die alte Frau. Und am Flughafen, da hielten wir Papas Hand noch fester als sonst.

Es ist jahrelang eine Art Tradition gewesen, Kevin allein zu schauen. In der Weihnachtszeit vor allem, wenn Wham die Gehörgänge und Zimt die Nasen nervte. Irgendwie, allen Plot- und Logik-Lücken zum Trotz, begeisterten die Filme sowohl die Kinder als auch die Eltern. Damals aber, da waren wir auch keine Filmkritiker. Damals, da fanden wir sowas gut.

Wir kannten auch den Namen des Hauptdarstellers. Ganz oft, da sagten wir, Macaulay Culkin liefe wieder im Fernsehen. Mama fand ihn süß, Papa fand es spannend, wie er sich rasierte und ich fürchtete mich noch jahrelang danach vor der ersten Rasur und dem Auftragen des After-Shaves danach. Vielleicht war sogar derjenige Moment, an dem ich merkte, dass das gar nicht so weh tat, der Moment, in dem ich kein Kevin mehr gesehen habe.

Bei My Girl – Meine erste Liebe wurde geheult, die Bienen schwirren noch immer im Kopf. Das Zusammentreffen mit der ersten Liebe, das Auseinandergehen in der Tragödie. Viele nahmen damals fälschlicherweise an, der Film sei für Kinder gemacht. Heute nehmen viele fälschlicherweise an, der Film sei für Erwachsene gedacht. My Girl, das war in erster Linie ein Gefühl. Und auch als Erwachsener weiß man noch, wie es als Kind gewesen hat. Wir wussten, wie es enden würde, doch immer wieder nahmen wir den Sommer mit. Womöglich bilde ich es mir auch nur ein und schreibe den Satz aus rein nostalgischen Gründen. Wer weiß.

Als Macaulay Culkin Das zweite Gesicht drehte und wir ihn dabei sahen, wie er losließ, da ging ein Stück tatsächlich kaputt. Vielleicht war das so gewollt, das machen Kinderdarsteller doch, um in keine Schublade gesteckt zu werden. Es war eine Karriereentscheidung und es verdeutlichte uns, dass Kevin nicht mehr Kevin sein wollte. Das Zweite Gesicht war ein grundsätzlich böser Film; zum größten Teil auch deswegen, weil er nicht unschuldig war. Was hatte er auch darin zu suchen, der Kevin. Das süße Gesicht, das war immer noch da. Dahinter jedoch, was den wahren Schrecken ausmachte, war etwas anderes. Der Film funktionierte nur mit Macaulay Culkin in der Hauptrolle.

Vielleicht waren wir enttäuscht. Als er nämlich Richie Rich drehte, 1994, wussten wir nicht so genau, wie wir darauf reagieren sollten. Disney-Land in Filmgestalt. Ein reiches Kind mit guten Eltern, aber so einsam in seinem Dasein. Alle Welt liegt ihm zu Füßen, unglücklich wendet er sich ihr ab. Wahrscheinlich haben wir den Subtext damals nicht verstanden. Womöglich bilde ich es mir auch nur ein und schreibe den Satz aus rein nostalgischen Gründen. Wer weiß.

Danach war Schluss, danach war Pause. Jahrelang liefen Kevin-Wiederholungen im Fernsehen. Immer öfters blieben wir wieder an den Bildschirmen hängen, bis zur nächsten Werbepause. Ich stellte mir immer vor, er habe Drogen genommen. Dann habe er sein ganzes Geld verloren und lebe jetzt als unglücklicher Darsteller ein trauriges Leben. So lebten doch die Kinder, die im Fernsehen berühmt wurden und nie wieder an ihre alten Erfolge anknüpfen konnten.

Doch ich irrte mich. Plötzlich war er wieder da. Zuerst in der US-Sitcom Will & Grace als Scheidungsanwalt und dann in Party Monster als ein Party-Promoter, Drogenkonsument und Mörder. In Saved! – Die Highschool Missionarinnen spielte er im Rollstuhl einen zynischen Schüler einer konservativen High School und in Sex and Breakfast (mit u.a. auch Eliza Dushku) war er frustriert von seiner Freundin und fand die Lösung aller Probleme ausgerechnet in Gruppensex. Für all diese Rollen, obgleich der kommerzielle Erfolg fehlte, erntete er Lob und erinnerte die Leute vor allem daran, dass einer der Vorteile eines Kinderschauspielers der ist, dass man noch ein Erwachsenenleben vor sich hat.

Er sei nicht der am härtesten arbeitende Schauspieler, sagt er. 2006 schrieb er ein Buch, Junior. Eine Kombination aus Biografie und Roman, Teile davon sind aus seinem Leben, Teile davon sind erfunden. Dort erzählt er auch von seiner Kindheit, von seinem Vater, von seinem Klischee. Wie er ins Showbusiness gedrängt wurde, wie der Vater ihn unter Druck setzte, die Familie, “sein Königreich”, wie sich seine Eltern scheiden ließen und wie er mit 14 Jahren lernte, Gerichtspapiere zu lesen. Menschen würden erwarten, dass er abgefuckt ist. Menschen sind dann überrascht, wenn er genau das nicht ist. Er führe ein simples Leben, koche ab und zu für seine Freundin Mila Kunis. Er sieht, heute noch, so aus wie damals. Ihn erkennt man überall.

Mit anderen Kinderdarstellern habe ich oftmals Mitleid. Sie schaffen es nicht, aus ihren Rollen herauszukommen. Vielleicht waren sie nie die Talente, die sie vorgaben zu sein. Vielleicht waren sie nie glücklich im Rampenlicht. Macaulay Culkin jedoch, der zurzeit bei der US-Serie Kings vor der Kamera steht, scheint da anders. Womöglich bilde ich es mir auch nur ein und schreibe den Satz aus rein nostalgischen Gründen. Wer weiß. Am Ende bleibt man sowieso wieder am Anfang hängen:

Wir waren alle mal Kevin. Präteritum.

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