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Was wirklich hinter CARGO steckt

08.12.2014 - 00:58 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Cargos Tunnelvision
Cargo
Cargos Tunnelvision
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CARGO sei eine schlechte Kopie, inkonsitent, heißt es, und langweilig obendrein! Ich aber sehe das ganz anders: Cargo ist ein Film mit Tiefgang. Sein philosophischer Ansatz soll im Folgenden zur Geltung gebracht werden!

Schon der Titel „Cargo - Da draußen bist du allein“ erinnert an „Alien - Im Weltraum hört dich niemand schreien“. Auch das Setting ist relativ ähnlich. Man könnte den Film als Abklatsch bezeichnen, Wellenreiter. Ich hingegen sehe in ihm allerhöchstens eine Hommage.

Situation ist folgende: Es ist 2267, das Ökosystem der Erde kollabiert. Die Überlebenden drängen sich dicht an dicht auf einer Raumstation im Orbit. Nur wer das Geld hat, kann es sich leisten, nach Rhea überzusetzen, einem erdähnlichen Planeten, mehrere Jahresreisen von selbiger entfernt. Laura Portmanns Schwester lebt dort. Zu ihr will sie unbedingt aufschließen. Allerdings fehlen ihr die Mittel. Um genannte aufzutreiben, heuert sie auf einem Cargo-Schiff an.

(Achtung: SPOILER!) Während des Fluges beißt nun ein Besatzungsmitglied nach dem anderen ins Gras. Es kommt raus, dass es sich bei ihrem Reiseziel die ganze Zeit über um Rhea gehandelt hat. Ihr geheimes Frachtgut sind Menschen, die dorthin übergesiedelt werden sollen. Doch ist Rhea nicht der Ort, als welcher er sich den dorthin zu Befördernden offenbart. In Wahrheit handelt es sich bei ihm um nichts anderes als eine Simulation. Die verbliebenen Besatzungsmitglieder beschließen kurzerhand, die Sache auffliegen zu lassen.

Nun, womit haben wir es bei Rhea tatsächlich zu tun? – Rhea ist ein Ort, an dem Träume wahr werden. Dort lebt es sich leicht. So etwas wie Probleme gibt es nicht. Er ist, im wahrsten Sinne des Wortes, ein Himmel. Und für nichts anderes steht er.

Derweil die Erde als verkommener Ort gezeichnet wird. Hier türmt sich der Abschaum haushoch auf. An Gottes Statt ist eine Regierung getreten, die mitunter sogar Freiflüge verlost. Nachdem sich Rhea als Farce entpuppt hat, wird sie wahrscheinlich zusammenbrechen; es steht ein Zeitalter der Ochlokratie bevor.

Weitere Anhaltspunkte für diese Sicht der Dinge: 1) Lauras Transmitternutzung kann als Gebet gedeutet werden. Sie fühlt sich alleine und spricht mit ihrer Schwester wie mit einem Verstorbenen; auf ihrer Reise kommen sie sich immer näher. 2) Das Frachtraumtor fungiert als himmlische Pforte. Dahinter: ein Ort, der nicht unbedingt für Menschen vorgesehen ist. Die Umstände sind lebenswidrig; ihr „Einbruch“ hat unvorhergesehen Folgen.

So gesehen könnte der Film durchaus Atheismus als Message haben. Rhea könnte das Marx’sche Opium für's Volk sein. Wenn es da nicht diesen kleinen Funken Hoffnung gäbe: Die Erde ist wieder bewohnbar, gar nicht alles vom sauren Regen kontaminiert. In einem Aufklärungsvideo, das um die Welt geht, predigt Laura Portmann Hoffnung. Ihr Name ist sprechend; sie ist Anlaufstelle eines neuen Glaubens, Torhüter einer Welt, in der man sich erst wieder weltlich einrichten muss.

Indem sie Rhea enttarnt, die Erde ins Zentrum aller Aufmerksamkeit rückt, proklamiert sie Jesu Himmelreich auf Erden. Eine zweite Erde gibt es nicht, jedenfalls nicht in nächster Nähe. Wir müssen sorgsam mit ihr, miteinander umgehen. Nur Hand in Hand können wir sie zu dem Ort machen, den wir augenzu, auf unserer Reise Richtung Ungewiss, erträumen. (SPOILER-Ende)

Im Gegensatz zu Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt geht es bei Cargo - Da draußen bist du allein nicht um irgendwelche Außerirdische. Auch nicht um eine computersimulierte Scheinwelt wie in Matrix. Vielmehr geht es den Machern um die Fragen „Wo geht die Reise hin?“ und: „Was mit der uns gegebenen Zeit anfangen?“ Die Antwort: „Den Ort, an dem wir jetzt sind, zum bestmöglichsten überhaupt machen!“

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