Community

Wenn Abschied nehmen schwerfällt....

09.12.2014 - 20:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Bild zu Wenn Abschied nehmen schwerfällt....
http://www.hdwallpapers.in/
Bild zu Wenn Abschied nehmen schwerfällt....
0
0
Heute Nacht endet nicht nur Bilbos Reise sondern auch ein Teil meiner Kindheit.

Wenn heute um Mitternacht Der Hobbit 3: Die Schlacht der Fünf Heere über die Kinoleinwand flimmert, dann werde ich gemischte Gefühle haben. Einerseits die Freude, nach wieder einem Jahr Warten nun ein hoffentlich würdiges Ende zu sehen, andererseits aber die Trauer darüber, dass es vorbei ist. Vorbei? Vielleicht das Stichwort - trotz Spekulationen, die ihrerseits noch durch Sir Ian McKellens Kommentar angefacht wurden, bezweifele ich stark, dass wir noch einmal nach Mittelerde, wie es nur von Peter Jackson geschaffen werden konnte, zurückkehren werden. Das Silmarillion zu verfilmen? Unwahrscheinlich, trotz dessen, dass Geschichten vorhanden wären, die adaptionierbar sind, ist es doch eine lose Geschichtensammlung, die zwar aus Tolkien´s Universum stammen, jedoch größtenteils nicht im Entferntesten an die uns bekannten Filme anknüpfen könnten. So glaube ich, müssen wir einsehen, so schwer dies auch fallen mag, dass dies das Ende ist. Ob uns diese Frage in vielleicht 20 Jahren wieder begegnet, sei dahingestellt - allerdings muss ich sagen, dass solange diese Adaption nicht von Peter Jackson und Co. stammen würde es auch nicht „richtig“ wäre und ich glaube jeder weiß, was damit gemeint ist.

Wenn ich mich zurückerinnere, dann ist meine früheste Erinnerung, die mit dem Hobbit zusammenhängt, dass mir mein Vater vor ca. 16 Jahren über mehrere Herbstabende verteilt, "Der kleine Hobbit“ vorlas, - wohl bis heute eines der besten Bücher, die ich kenne. Damals war die Geschichte spannend, meine Fantasie blühend und die Begeisterung geweckt. Dazu muss ich gestehen: Vom ersten Teil der Herr der Ringe-Trilogie bekam ich nichts mit, als ich 2001 mit gerade einmal 5 Jahren begann andere Filme zu gucken, die eher meinem Alter entsprachen. Heute frage ich mich: Wo warst du damals, als die erfolgreichste Filmserie der Welt begann? Ich weiß die Antwort nicht. Leider.

Den zweiten Teil bekam ich zu Teilen mit, als er mit großem Plakat an der Außenwand des Kinos beworben wurde, an dem man mich damals noch häufig vorbeigefuhr. Den dritten Teil erlebte ich bewusster, nachdem meine beiden älteren Geschwister im Vorfeld angekündigt hatten, diesen zu besuchen. Das flehentliche Bitten an meine Mutter wurde nur durch ein: „Der ist noch nichts für dich!" quittiert. Auch 2006 mit zehn Jahren wurde meiner Bitte nicht stattgegeben, als selbiger im Fernsehen lief. Zu „brutal“ und „verängstigend“ wäre er für mich. Doch ein Jahr später war es soweit: Endlich durfte ich mir die Filme ansehen - die Special Extended Edition meines Bruders wohlgemerkt. Der Kenner wird wissen, das Aufspießen Sarumans, das Verbrennen Denethors und weitere kindgerechte Szenen sind in dieser enthalten. Wo die Pädagogik meiner Mutter damals blieb, beschäftigte mich nur sehr am Rande. Ich tauchte ein in die Welt der Elben, der Hobbits, der Magie und Ringgeister, die wie ein Traum schien, aus dem man nicht erwachen möchte. Kunstvoll kreierte Landschaftsaufnahmen unterlegt mit Howard Shore´s meisterlicher Musik, welche noch bis heute es vermag mich zu Tränen zu rühren schufen für mich schnell bleibende Erinnerungen. Die Gewalt und alles andere störten mich nicht, schließlich war ich ein aufwachsender Junge.

Nach einmaligem Gucken folgte ein weiteres Mal - Monate später wieder. Bis heute bin ich mir nicht sicher, wie oft ich mich durch Peter Jacksons Filme nach Mittelerde geträumt habe. Lange Zeit folgte nichts mehr, bis ich die frohe Nachricht hörte. Der Hobbit bekommt eine Film-Adaption - und das schon bald. Dass um ein Haar Guillermo del Torro die Regie geführt hätte, wusste ich nicht, so hätte es mir doch meinen Traum von Mittelerde zerstören können. Nach Hobbit Nummer 1, den ich zur Weltvorpremiere zwischen zahlreichen Kritikern im verschneiten Berlin sah, war ich optimistisch, dass Jackson der Anschluss an den Herrn der Ringe gelungen war, wenn auch nicht in alter Größe. Der zweite Teil überzeugte mich, gerade mit Szenen wie Bilbo, der sich entscheidet Gollum das Leben zu lassen, wobei im Kopf des Zuschauers noch Gandalfs Satz klingt ("There is more courage in knowing not when to take a life but when to spare one."). Rundum machte er Lust auf mehr und lies die Vorfreude auf den dritten und finalen Teil nur noch wachsen.

Nun saß ich vor wenigen Wochen kurz nach Erscheinen des Abschlusstitels „ The last goodbye“ von Pippin-Schauspieler Billy Boyd da und sinnierte, was danach denn noch kommen könnte. Und ich kam zum obrigen Schluss. Ich musste mir eingestehen, dass der Traum, den ich so viele Jahre geträumt habe nun heute Abend zu Ende gehen wird. Ein letztes Mal die Filmmusik hören, ein letztes Mal die ikonisch-goldenen Buchstaben auf der Leinwand sehen, Abschied nehmen. Die Ära meines Kindheitstraums Mittelerde, geschaffen von Peter Jackson geht heute zu Ende und ich hoffe, sie endet so, dass ich in Frieden damit abschließen kann. Natürlich wird es diese Momente noch geben, die wenigen Stunden, die bleiben, wieder einmal alle Filme zu sehen, doch nach jedem werde ich wissen: Da kommt nichts mehr. Und ob heute, wenn die ersten Töne von „The last goodbye“ zu den Credits erklingen, nicht doch die eine oder andere Träne fließt, kann ich nicht sagen…

I bid you all a very fond farewell.

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News