Maltes deutscher Liebling - Schtonk!

25.04.2012 - 08:50 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Mein deutscher Lieblingsfilm - Schtonk!
Constantin Film
Mein deutscher Lieblingsfilm - Schtonk!
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Am Freitag ist es soweit: Der Deutsche Filmpreis wird vergeben. Aus gegebenem Anlass stellen wir aus der moviepilot-Redaktion dazu unsere ganz persönlichen Lieblinge vor.

Wie ihr vielleicht schon gestern gesehen habt, geht es diese Woche knallhart auf den Deutschen Filmpreis zu. Dort werden nicht nur Bombastproduktionen wie der für Roland Emmerich doch untypische Film Anonymus vertreten sein, sondern auch leisere Herren wie Andreas Dresen (Halt auf freier Strecke) oder gar Newcomer wie David Wnendt (Kriegerin). Um im Vorfeld für Stimmung zu sorgen, werden wir aus der moviepilot-Redaktion unsere ganz persönlichen deutschen Lieblinge vorstellen. Gestern war Jenny dran und stellte uns ihren Favoriten Unter den Brücken vor. Meine Erfahrung mit dem deutschen Film ist im Gegensatz dazu bescheiden. Doch auch aus diesem geringen, fast nur aus Komödien bestehenden Wissenspool kann ich einen Liebling schöpfen. Er heißt Schtonk! und stammt aus dem Jahr 1992.

Das Leben schreibt die besten Geschichten. Wenn sie dann noch satirisch überspitzt ihren Weg ins Kino und schließlich als deutscher Oscar-Beitrag nach Amerika finden, umso besser. Schtonk! ist eine der wenigen deutschen Komödien, die mich wirklich zum Lachen brachten. Wahrscheinlich mag ich einfach Hitler-Witze. Die gibt es in Schtonk! zuhauf, denn es geht um den großen Coup des professionellen Fälschers Fritz Knobel (Uwe Ochsenknecht), der an dummen Sammlern von Nazi-Memorabilia gutes Geld verdienen will. Dem Sammler Lentz (Rolf Hoppe) verkauft er nicht nur ein angeblich vom Führer höchstselbst gemaltes Aktportrait von Eva Braun, sondern auch ein paar gefälschte Hitlertagebücher. Von diesen erfährt auch der Nazi-Fan Hermann Willié (Götz George), der die Story für sein Magazin HHpress aufgreift. Ruhm und Ehre folgen und bald soll der zunehmend degenerierende Fälscher Knobel immer mehr Führer-Tagebücher “finden”. Stolze 60 an der Zahl. So viel Führer-Privatsphäre ruft natürlich auch die Wissenschaft auf den Plan, die dem vor Stolz platzenden Willié mit einer Authentizitätsprüfung den Wind aus den Segeln nimmt.

Dieses Jahr meldete sich Helmut Dietl mit seiner Akzentkomödie Zettl zurück, aber sein großer Kinodurchbruch war Schtonk! Die Geschichte ist wahr, übertrieben, aber wahr, denn der Stern kaufte im Jahr 1983 tatsächlich einige gefälschte Hitler-Tagebücher und präsentierte sie vor Stolz fast berstend der Presse. Viele dieser Szenen fanden ihren Weg in vollkommen überdrehter, aber immer noch auf der Wahrheit basierender Darstellung in den Film. Schtonk! ist eine Mediensatire sondergleichen, denn sie schneidet die Sensationsgier auf und zeigt dessen widerliche Innereien. Da macht es nichts aus, dass der Mann den größten Genozid der jüngeren Weltgeschichte befahl, wenn in Hitlertagebüchern von Führerfürzen (Das is ja doll, das is ja ganz persönlich und intim!) die Rede ist, ist er wieder ganz en vogue. Adolf Hitler privat. Ein Mensch, wie du und ich. Die Versessenheit der Deutschen auf den 2. Weltkrieg wird mit derlei Dialogzeilen und hervorragender Situationskomik genau so aufs Korn genommen, wie die gnadenlose Presselandschaft selbst.

Talente wie Harald Juhnke oder Ulrich Mühe können neben den schon genannten ihr ganzes komödiantisches Handwerkszeug auspacken und mit den köstlichen Dialogen aus der Feder von Helmut Dietl glänzen. Uwe Ochsenknecht wird für seine Hitlertagebücher zum Method Actor und vollzieht mit einem ungünstig eingesetzten Taschentuch vollends die Metamorphose zum Hitler-Klon. Sogar Veronica Ferres lässt tief blicken. Den Film kann ich ohne Einschränkungen empfehlen. Schtonk! ist genau so bitterböse, wie eine Satire eben sein muss.

Meine sieben Lieblingsfilme made in Germany:
Platz 1: Schtonk! (1992)
Platz 2: Ödipussi (1988)
Platz 3: Knockin’ on Heaven’s Door (1997)
Platz 4: Lammbock – Alles in Handarbeit (2001)
Platz 5: Nosferatu, eine Symphonie des Grauens (1922)
Platz 6: Bang Boom Bang – Ein todsicheres Ding (1999)
Platz 7: Berlin Calling (2008)

Zum Deutschen Filmpreis präsentieren wir euch ein Gewinnspiel.

Was müsst Ihr tun?
Schickt uns eine Email mit der Betreff-Zeile “Deutscher Filmpreis” und mit dem Namen des Gewinner-Films für den Deutschen Filmpreis 2012 in Gold an ines[@]moviepilot.com. Gebt bitte euren User-Namen und eure Adresse an. Unter allen Einsendungen, die den richtigen Titel genannt haben, verlosen wir das Heimkino-Lautsprecher-Set von Teufel. Einsendeschluss ist Freitag, der 27. April 2012 um 12.00 Uhr.

Diese Filme sind nominiert und können die Goldene Lola gewinnen:
- Anonymus von Roland Emmerich
- Barbara von Christian Petzold
- Dreiviertelmond von Christian Zübert
- Halt auf freier Strecke von Andreas Dresen
- Hell von Tim Fehlbaum
- Kriegerin von David Wnendt

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