Mit Der Mond und andere Liebhaber, 42plus und Underdogs starten heute zwei deutsche und ein österreichischer Film in den Kinos. Das ist quantitativ gesehen für das deutschsprachige Kino eine Glanzleistung. Schauspielerisch sind alle drei Filme auf der Höhe der Zeit: Katharina Thalbach überzeugt in Der Mond und andere Liebhaber als widersprüchliche Frau, die noch mehr will vom Leben als das tägliche Allerlei. Bis in die Nebenrollen hinein ist das Hartz IV-Märchen glänzend besetzt. Claudia Michelsen stemmt in 42plus ebenfalls eine große Rolle: Sie versucht, sich auf einem Urlaubstrip mit Ehemann, Geliebten und Urlaubsbekanntschaft zu finden. Dagegen sieht sich Thomas Sarbacher in Underdogs als Insasse im Knast mit einer ungewöhnlichen Rolle konfrontiert: Er soll einen Hund aufnehmen und erziehen. Natürlich wird er dabei selbst erzogen.
Großartige Schauspieler in allen drei Filmen. Davon hat das deutsche Kino genug. Indizien sich nicht nur die zahlreichen Preise, die an deutsche Schauspieler gehen – erinnert sei an Nina Hoss und Julia Jentsch oder Jürgen Vogel als Gewinner der Silbernen Bären. Aber reicht das aus? Genügen brillante Schauspieler, um gute Filme zu machen?
Ich vermisse große Geschichten. Geschichten, die die Kino-Leinwände ausfüllen und nicht den kleinen Bildschirm. Der Mond und andere Liebhaber ist zwar eine realistische Bestandsaufnahme des öden Jammertal-Daseins im Osten Deutschlands, bleibt aber im schicksalhaften Kleinklein der Hautfigur hängen und verkommt zur Nummerrevue von emotionalen Tiefschlägen. 42plus kommt über ein braves Fernsehspielformat nicht hinaus. Allein der Titel ist schon schrecklich und reizt so gar nicht, ins Kino zu gehen. Die Midlife-Crisis einer Karrierefrau spiegelt die andere, gutsituierte Seite sozialer Wirklichkeit und ist dann doch nichts weiter als ein engherziges, konventionelles Ehedrama mit fehlender Originalität und Sätzen, die niemand sprechen würde: unwahrscheinlich formelhaft. Auch der Knastfilm Underdogs zeugt nicht gerade von Einfallsreichtum: Es ist die alte Erzählung von einem scheinbar harten Unbelehrbaren, der unfreiwillig erzogen und … natürlich geläutert wird; die Liebe im Knast gibt es dazu gratis. Alles schon irgendwie anders und in vielen Fällen besser gesehen.
Geschichten vermisse ich, die auch zu Ende erzählt werden. Nicht im klischeehaften Happy-End, sondern in einem durchdachten Ende, welches auch Sinn macht. Geschichten vermisse ich, die mich wegen ihrer aktuellen Bezüge aufhorchen lassen, die mich wegen ihres Subtextes intellektuell herausfordern. Nichts davon gibt es an diesem Donnerstag von deutschen Filmen. Traurig.