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1960 - Dracula und seine Bräute

28.10.2014 - 08:30 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Van Helsing (Cushing), vom Baron (David Peel) geschlagen aber nicht besiegt...
Universal
Van Helsing (Cushing), vom Baron (David Peel) geschlagen aber nicht besiegt...
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Who is it that is not afraid? - Only God has no fear...
Wie schon im letzten Artikel gesagt war Cushing mit dem Beginn der sechziger Jahre endgültig in der Schublade Horror angekommen. Doch das störte ihn nicht weiter, denn diesem Umstand verdankte er einen kontinuierlichen Job und somit auch ein kontinuierliches Einkommen, mit welchem er für sich und seine Frau Helen ein Häuschen an der Küste von Kent erwerben konnte. Der Weg ins Studio nach London war zwar für ihn selbst etwas weiter, aber die Seeluft war besser für Helens angeschlagene Gesundheit. Darum ging es nach Der Arzt und die Teufel beinahe nahtlos für Peter weiter mit den Filmen The Risk und The Cone of Silence, in welchen er hier einen Wissenschaftler und dort einen Flugkapitän spielte. Von dort ging wieder zurück unter die Regie von Hammers Terence Fisher zum Film Dracula und seine Bräute.

Dracula und seine Bräute war ein Sequel, welches bei Hammer nach dem überragenden Erfolg von Dracula entstand. Schon bei Frankensteins Fluch hatte man schnell erkannt, dass man mit Sequels arbeiten konnte... leider hatte man hier schon nicht erkannt, wie wichtig eine gute und stimmige Geschichte dafür ist... hier sollte es beinahe noch schlimmer werden als bei Frankensteins Rache zwei Jahre zuvor. Aber alles der Reihe nach...

Bereits mit dem ausgewählten Titel machte man sich bei Hammer das Leben schwer, denn es standen diverse zur Auswahl. Wer auch immer "Dracula und seine Bräute" ausgewählt hat, hat dem Film schon keinen Gefallen getan, denn der Name Dracula schürt die Hoffnung, Christopher Lee wieder zu sehen. In der Tat war wohl ein kleiner Cameo für Lee geplant, der jedoch nie zustande kam... glaubt man Lee, so ist er nie gefragt worden und die Idee wurde verworfen; glaubt man Produzent James Carreras, so ist Lee gefragt worden und hat aufgrund des Drehbuches abgelehnt...

Welche Version die Wahrheit sein mag ist heute nicht mehr wichtig, denn trotz des Titels ist der Film mehr oder weniger eine reine Peter Cushing-Show... und was für eine Show, denn seine Figur, Van Helsing, wird hier zum Menschen. Keine Ahnung, wer von den vielen Schreibern diese Idee hatte, sie war für diesen Film goldrichtig, denn man merkt dem Film leider seine vielen Ideen an (Figuren werden eingeführt, auf die wir nicht zurück kommen, die Jungfrau in Nöten ist von beneidenswerter Naivität und einer Vergesslichkeit, welche nicht einmal mit fortgeschrittener Demenz erklärt werden kann... und warum zum Henker kann sich der blutsaugende Baron erst dann in eine Fledermaus verwandeln, nachdem die Fussfessel abgenommen wurde?! Moment... Fledermaus? Hatte uns Van Helsing nicht im letzten Film erklärt, Vampire könnten sich weder in Fledermäuse noch Wölfe verwandeln? WTF?!).

Hätte man bei diesem Film nicht einige verdammt starke Darsteller eingesetzt, mit Martita Hunt als Baronin Meinster sogar eine gestandene Charakterdarstellerin, so wäre gewiss einiges an diesem Film unfreiwillig komisch ausgefallen. Auch Freda Jackson als Amme des blutsaugenden Barons merkt man hier an, wie viel Spass ihr diese Rolle am Rande des Wahnsinns gemacht hat (einige werden sie vielleicht noch als Zigeunerin in Gwangis Rache in Erinnerung haben). Und schliesslich David Peel in der Rolle des Barons. Viele Rollen spielte Peel zwar nicht auf Leinwand und TV-Schirm, aber unbegabt war er definitiv nicht (und das er bei dieser Rolle bereits Vierzig war sieht man ihm auch nicht an).

Faszinierenderweise muss ich bei der Baronin immer an Professor Abronsius aus Tanz der Vampire denken... vielleicht war die optische Gestaltung dieser Figur wirklich von Martita Hunt inspiriert... wer weiss... faszinierenderweise soll ja Graf Krolocks blonder Sohn Herbert tatsächlich von Peels Baron Meinster inspiriert gewesen sein. Und in der Tat nimmt Peels Vampir einen kleinen Sonderstatus als Van Helsings Gegner ein, denn er schafft das, woran Lee im Vorgänger noch gescheitert war... er gräbt seine Fänge tatsächlich in Van Helsings Hals, um ihn zum Vampir zu machen...

Wie schon eingangs erwähnt wird Cushings Figur in diesem Film erstmals wirklich zu einem Menschen. Sicher, er ist noch immer Vampirjäger, doch die Bandbreite seiner Emotionen ist seit Dracula um ein Vielfaches gewachsen. Er sorgt sich aufrichtig um die Jungfrau in Nöten, er empfindet beinahe schon so etwas wie Mitleid mit der Baronin und bietet ihr die Erlösung von ihrem verhassten Dasein als Vampir, er weiß, was Angst ist, er empfindet sie und er gesteht sich und anderen ein, dass er es tut (Only God has no fear...) und zu guter Letzt bin ich der festen Überzeugung, dass Van Helsing und Marianne zum Schluss des Filmes zusammen kommen... ;)

Natürlich wäre Van Helsing auch hier ohne Peter Cushing nicht das geworden, was er ist... der MacGyver unter den Vampirjägern, denn wieder einmal haben wir kein Kreuz, um den Vampir zu erlegen. Also basteln wir wieder eines mit dem, was gerade da ist... Windmühlenflügel, Feuer und Mondlicht... denn das Drehbuch hatte vorgesehen, dass Van Helsing eine Art schwarze Beschwörung intonieren sollte, in dessen Verlauf der Baron von einem Schwarm Fledermäuse zerrissen wird (da Lee ja nicht zur Verfügung stand, um den Baron eigenhändig für sein Verhalten abzustrafen).

Diese Beschwörung lehnte Cushing ab, denn es entsprach nicht der tiefen christlichen Überzeugung, welche Cushing versucht hatte seiner Rolle mitzugeben. Machte aber nichts, diese Idee wanderte auf die Ideenhalde von Hammer und sollte knapp zehn Jahre später in Hammers Karnstein-Trilogie Verwendung finden. Wie gut oder schlecht der Film angekommen ist kann man heute nicht mehr so wirklich sagen, aber es muss schlechter gewesen sein als erwartet, sonst hätte man sich bei Hammer nicht knapp sechs Jahre mit dem nächsten Dracula-Sequel (mit Lee aber ohne Cushing) Zeit gelassen.

So Ihr Lieben, das war es mal wieder mit einer neuen Folge der Peter Cushing-Filmreihe. Ich hoffe, es hat Euch etwas die Zeit vertrieben oder Euch ein wenig Lust auf dieses alte Schätzchen gemacht (ich hoffe, ich habe nicht zuviel gespoilert). Am Freitag ist immerhin Halloween, also genau die passende Gelegenheit, um vielleicht einen kleinen Cushing-Lee-Price-Marathon einzulegen. Nach Halloween werde ich Euch dann mit Die Bucht der Schmuggler (1960) und Das Schwert des Robin Hood (1960) in die Kategorie Swashbuckling Adventure entführen.

Bleibt mir treu und happy Halloween!



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