Schenkt eurem unsichtbaren Kaninchen einen Drink ein, nehmt euer Zitatelexikon zur Hand und macht euch bereit, neidisch zu werden, denn diese Woche bringen die 7 Fragen nicht nur ein paar wunderbare Anekdoten, sondern auch noch den Beweis, dass, mit dem richtigen Publikum, Kino auch heute noch ein Erlebnis sein kann – vorausgesetzt es brennt nicht vorher ab… HawkeyePierce zollt dem Duke und einer deutschen Synchronlegende den Respekt den sie verdienen – und nur ein einziger Film ist keines Zitates würdig… Für alle, die schon immer mal einen wirklich WICHTIGEN Fragebogen ausfüllen wollten: Der nächste Sonntag ist noch frei! Schreibt mir einfach eine kurze Nachricht bescheid und der nächste 7er-Sonntag gehört euch! Und wenn ihr eher auf Freestyle steht: Für die Speakers’ Corner am kommenden Dienstag nehme ich übrigens auch gerne noch Texte an… :)
Was ist deine erste Erinnerung an Film, Kino oder Fernsehen? Womit fing alles an?
„Jetzt tanzen alle Puppen,
macht auf der Bühne Licht!
Macht Musik bis der Schuppen
wackelt und zusammenbricht!“
Als Kind einer Zeit, wo es nur drei Programme gab (und bei schlechtem Wetter unter Umständen noch weniger), musste ich mich mit dem begnügen, was mir das öffentlich-rechtliche Programm bot. Und die obige Strophe einer Titelmelodie zeigte mir schon als kleiner Stöpsel, um 1980 herum, dass die Welt des Fernsehens einfach nur herrlich bunt und ziemlich lustig sein kann. Wo sonst finden sich Schweine im Weltall, ein dänischer Koch mit Sprachschwierigkeiten oder zwei alte Knacker, die immer das letzte Wort haben müssen?!Die Muppet Show
Dann war da noch immer ein gelbes Wuslon, welches mich anfangs Montag- und später jeden Dienstagnachmittag unterhielt. Spaß am Dienstag war immer ein Muss und Die 3 Stooges, Klamottenkiste, Danger Mouse, Tom und Jerry oder Signor Rossi gehörten zu diesem wunderbaren Programm.
Zu der Zeit entdeckte ich auch recht schnell meine Vorliebe für den Wilden Westen – mit Hilfe eines kauzigen Cowboys namens Fuzzy in Western von Gestern! Allein seinen Gang zu imitieren, war für meinen besten Freund und mich eine große Herausforderung und bringt uns auch heute immer noch zum Schmunzeln. Das Vorabendprogramm von ARD und ZDF war sowieso eine Fundgrube wunderbarster Serien! Raumschiff Enterprise, Bonanza oder Ein Colt für alle Fälle standen hoch in meiner Gunst.
Waldorf: „Die haben das Niveau der Fernsehunterhaltung aber wirklich gehoben.“
Statler: „So, wie das war, konnt’s auch bloß ’raufgehen!“
Das Kino entdeckte ich dann auch im Alter von 6 Jahren. Auch mir wurde da das Vergnügen zuteil, einen Disney-Film als erstes Kinoerlebnis sehen zu dürfen. Doch leider erlebte ich das Ende von Bambi damals nicht. Meine Mutter musste mich aus dem Kinosaal entfernen, da ich das Feuerinferno nicht ertragen konnte und das Kino zusammengeplärrt hatte. Dafür konnte ich dann ein paar Monate später in dem Jahr Die Rückkehr der Jedi-Ritter bewundern – verstanden habe ich allerdings nicht viel. Was wusste ich denn da schon von der „Macht“ oder Jedirittern? Meine ersten Filme im TV wurden allerdings vorwiegend von Western, Bud Spencer und Terence Hill bestimmt. Die rechte und die linke Hand des Teufels und Vier Fäuste für ein Halleluja gehörte da schon mein Herz. Gab es was Schöneres?
„Tut mir leid aber ich darf sie nur reinlassen wenn sie Mitglied sind.“ – „Wir sind mit Glied! Ohne hätten wir eine zu hohe Stimme.“
Welcher Film, welche Serie hat dein Leben verändert? Was war danach nie wieder so wie vorher?
„Mein Gott! Es ist voller Sterne!“
Ob ein Film oder eine Serie mein Leben völlig verändert hat, kann ich so nicht genau beantworten. Sicherlich gab mir der ein oder andere Film neue Sichtweisen auf die Filmwelt und veränderte dadurch meine Sehgewohnheiten indem er meinen Horizont erweiterte. Aber dass ich dies auf einen Film reduzieren könnte, muss ich leider bestreiten.
Vielleicht war Mitte der 80er so ein Punkt gekommen, als ich kleiner Stöpsel mit meinem Opa 2001: Odyssee im Weltraum im Fernsehen ansehen durfte und so gar nichts verstanden habe. Da merkte ich schon, dass Filme nicht unbedingt nur aus Bud Spencer und Terence Hill, James Bond und Western bestanden. Aber es war noch viel zu früh, um dieses filmische Werk angemessen zu würdigen. Ein anderer Film geisterte allerdings zu dem Zeitpunkt die ganze Zeit durch meinen Kopf.
„Es gibt zwei Arten von Menschen. Die einen haben einen geladenen Revolver und die anderen buddeln!“
Eine vage Erinnerung an einen Western aus meiner Kindheit brachte mich irgendwann zu dem einen Werk, welches mein Interesse für viele der Komponenten eines Filmes so richtig anregte. Nur dunkel hatte ich von damals einen großen, runden und steinernen Platz vor Augen, der auf einem Friedhof lag, und dazu eine Melodie im Ohr, die auch bis heute nichts von ihrer Faszination und ihrem Ohrwurmcharakter verloren hat. Mehr wusste ich nicht mehr, aber diese Erinnerung ließ mich nicht mehr los.
Es sollten noch ein paar Jahre vergehen, bis ich den Friedhof dann in einem Film wiedererkannte und merkte, welch wunderbares filmisches Meisterwerk schlussendlich dahinter steckte. Nie sah ein Duell besser aus! Fortan musste sich so ziemlich jeder Film aus dem Genre und darüber hinaus mit Zwei glorreiche Halunken inszenatorisch messen lassen. Nirgends sonst passte für mich damals die Komposition aus Bild, Ton, Story, Musik und Schauspielern so perfekt zusammen wie dort. Danach fing ich an, Filme mit anderen Augen zu betrachten.
Einen weiteren großen Aha-Effekt erlebte ich 1991, als ich in ein Dorfkino ging, um eine Doppelvorstellung eines 80er-Jahre-SF-Films sehen zu können. Eigentlich hätte ich in den ersten Teil nicht hinein gedurft, da ich noch zu jung war, aber es ist immer vorteilhaft die Damen an der Kasse zu kennen!
„Heilige Scheisse! Du bist echt echt!“
Und so durfte ich mit einem Freund zusammen Terminator und Terminator 2 – Tag der Abrechnung hintereinander weg genießen! Und was sich tricktechnisch in Teil 2 offenbarte, war ein wahrer Quantensprung. Auf einmal schien so vieles mehr auf der Leinwand möglich. Und ich genoss diese Achterbahnfahrt in vollen Zügen! Von da an begann mein Interesse für die Geschichten hinter der Herstellung eines Filmes zu blicken.
Doch nicht nur der Blick nach vorne war mir wichtig geworden, sondern auch den Blick zurück vergaß ich niemals. Und da sorgte der Film Mein Freund Harvey mit James Stewart dafür, den ich seitdem immer wieder zu einem der Wendepunkte in meiner Filme-konsumierenden Laufbahn sehe. Elwood P. Dowd’s Sichtweise des Lebens ist so ergreifend und auch inspirierend, dass mir immer wieder nur der Begriff „wunderschön“ zu diesem Werk einfällt. Und wenn ein Film schon einen dazu bringt, dass man in einer Kneipe einen Extra-Drink bestellt, obwohl man offensichtlich ganz alleine da ist, dann stimme ich gerne zu, dass ein Film mein Leben verändert hat. Daher muss ich jetzt hier mal kurz weg (und man möge mir verzeihen, dass ich hier nicht nur einen Film wählen konnte!) und gehe mit Harvey einen lüpfen!
„Für sie würde ich alles tun. Beinahe wäre ich sogar dazu bereit, mein Leben noch einmal zu leben!“
Upps, aber bevor ich endgültig mit dem Pooka an einer Theke versumpfe, muss ich kurz noch einen Blick in einen anderen Sumpf werfen. Und zwar in den der 4077th. Die Begegnung mit Hawkeye, Trapper und dem Destillierapparat in MASH ist ebenfalls nicht spurlos an mir vorübergegange,n wie mein Drink mit Harvey. Im Grunde eigentlich kein Wunder. So findet sich doch auch an dieser Theke (oder besser in diesem Zelt) ein Schlag Mensch, der einen etwas anderen Blick auf das Leben wirft. Hass, Gewalt und Gier sind den Bewohnern dieses Zeltcamps zumeist zuwider und sie frönen lieber den geistigen Getränken sowie höchst friedlichen Scherzen. Harvey würde sich hier ebenfalls tierisch wohl fühlen! Probleme werden hier nur allzu oft gewälzt und meist auch zur Zufriedenheit aller gelöst – abgesehen vielleicht von Frettchengesicht Frank Burns.
Die Serie läuft bei mir in einer Dauerrotation seit ein paar Jahren – ohne eine größere Unterbrechung. Dies wird sich wohl auch niemals mehr ändern, insofern meine Regierung da mitspielt! ;) Oft brauche ich eine Folge, um vom Chaos des Tages herunterkommen zu können. Und sei es nur, um mir für 25min zu zeigen, wie abartig oftmals der Wahnsinn dieser Welt doch ist und wie wunderbar Humor und eine andere Sichtweise diesen Wahnsinn ad absurdum führen können. In diesem Sinne gönne ich mir nun endlich einen Martini, um darauf einen zu heben…äh…zu lüpfen!
„Ich komm mir immer sehr patriotisch vor, wenn ich aus dem OP komme. Meine weißen Sachen sind über und über rot und ich wär gern blau.“