Irgendwann fand ich Eddie Murphy mal witzig.
Irgendwann fand jeder Eddie Murphy witzig. Es waren die 80er und wir hatten ja nix. Da wurde weggelacht, was im Kino lief. Und ja, zugegeben, der hibbelige Schwarze mit dem Thomas-Hermanns-Gedächnisgrinsen, in das man problemlos eine komplettes Baguettestange quer schieben konnte, war eine Abwechslung. Die Geschwindigkeit, mit der er seine Gegner um Kopf und Großhirn redete, die unglaubliche Chuzpe, mit der er sich gegen widrigste Umstände durchsetzte, das war schon cool.
Ob neben Nick Nolte in Nur 48 Stunden, im Duell mit Dan Aykroyd in Die Glücksritter, als wandelnde Kodderschnauze in Beverly Hills Cop und dem durchgedrehten Fantasy-Klamauk Auf der Suche nach dem goldenen Kind, Murphy spielte immer dieselbe Figur – aber die spielte er gut.
Er war der King, er war “frech”, wie man damals noch sagen durfte. Er spuckte Pointen aus wie ein Maschinengewehr, das seine einprägsame deutsche Synchronstimme Randolph Kronenberg Mühe hatte mit ihm mitzuhalten. Wer damals das Vergnügen hatte die Aufzeichnung seines Liveprogrammes in Eddie Murphy Raw zu sehen, konnte sich davon überzeugen, dass die Filme nur die Verlängerung von Murphys Stand-Up-Act auf der Leinwand waren.
Dann kam Der Prinz aus Zamunda, der wieder eine Riesenhit wurde. Doch mit dem Erfolg des Films trat auch eine Veränderung ein, denn auch wenn der Film lustig war, so bereitete er doch den Weg für das, was folgen sollte: Murphys familienorientiertere, zahmere Komödien. Quasi die Bill-Cosbyisierung seines anfänglichen Anarcho-Humors. Nicht mehr ganz so “frech”, dafür mit seinem späteren Markenzeichen: Murphy in Mehrfachrollen. Inspiriert von seinem Vorbild Jerry lewis inszenierte sich Murphy fortan gerne im halben Dutzend. Nach den Flops Beverly Hills Cop III, Metro, Vampire in Brooklyn und Boomerang, mit denen Eddie vergeblich versuchte, sein schauspielerisches Portfolio zu erweitern, konzentrierte er sich ganz auf die harmlose Familienkomödie mit humorigen Einlagen aus dem Urogenitalbereich.
Von Der verrückte Professor über Doktor Dolittle bis Norbit lieferte Murphy brave, klamaukige Filme ab, die im besten Fall so lustig waren wie das Sommerfest im Kindergarten für ADS-Kids. Hektisch, hibbelig, selten witzig, aber immer etwas anstrengend.
Egal was Murphy abseits dieser Klamotten anpackte, es ging daneben. Grauenhafte SciFi-Komödien wie Pluto Nash oder das im Gefolge von Fluch der Karibik dahindümpelnde Disney-Theme-Park-Vehikel Die Geistervilla. Murphys letzter erwähnenswerter Film neben seinen diversen Sychonarbeiten wie Shrek und Mulan, war ausgerechnet Bowfinger – ein Film, in dem er eine verzerrte Ausgabe von sich selbst spielte. Zwischenzeitlich sorgten diverse private Eskapaden und geschwängerte Spice-Girls für mehr Gesprächsstoff, als seine Filme.
“He used to be funny”, schreiben Kritiker heute, wenn sie über Murphys neuestes Werk urteilen. Und sie haben Recht. Er war vielleicht nie so lustig, wie wir es in Erinnerung haben, aber er war lustig.
Heute ist er nur noch ein anstrengender Grinsepitter, dessen Ankündigung, er denke ernsthaft darüber nach, in Rente zu gehen und den Dreh zu Beverly Hills Cop 4 abzublasen, mit einer gewissen Erleichterung zur Kenntnis genommen wurde. Mit nichtmal 50 Jahren will er sich – nach 30 Jahren Kinokarriere – verabschieden und wieder als Stand-Up-Comedian arbeiten.
Vielleicht findet er da ja wieder zu etwas mehr Biss und Witz zurück, der ihm in den letzten 15 Jahren irgendwie abhanden gekommen ist. Und das ist nicht hämisch gemeint, sondern ehrlich.
Denn auch wenn ich mir lieber was schweres auf den Fuß werfe, als einen seiner letzten Filme zu sehen… er war ja mal witzig.