Aladdin: So übertrieben abenteuerlustig ist nur Fluch der Karibik

24.05.2019 - 17:00 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
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Das Aladdin-Remake mit Will Smith erweckt nicht nur erfolgreich den Zeichentrickfilm von 1992 zu neuem Leben, sondern bringt auch das Gefühl der Fluch der Karibik-Filme zurück auf die große Leinwand.

Mit den Realverfilmungen der vergangenen Jahre appellierte Disney vor allem an die Nostalgie. Dumbo, Das Dschungelbuch und Die schöne und das Biest waren alle intensiv damit beschäftigt, Kindheitserinnerungen zu entstauben und auf der großen Leinwand zu neuem Leben zu erwecken. Das wird der in wenigen Wochen anstehende Der König der Löwen sicherlich nicht anders machen.

Das Aladdin-Remake erfüllt nebenbei noch eine ganz andere Mission und schließt die Lücke, die das Fluch der Karibik-Franchise im Kino hinterlassen hat. Vor zwei Jahren stach Captain Jack Sparrow zum letzten Mal in See. Anno 2019 ist es das Abenteuer eines blauen Falschengeists und seinem menschlichen Begleiter, das am ehesten der Verfilmung einer Fahrattraktion aus einem Disney-Themenpark gleichkommt.

Die wichtigsten Beobachtungen zu Aladdin und Fluch der Karibik:

  • Die 5. und bisher letzte Fluch der Karibik-Film erschien 2017 in den Kinos, konnte Disneys finanzielle Erwartungen jedoch nicht erfüllen.
  • Seitdem steht ein Fluch der Karibik-Reboot im Raum, das allerdings ohne den bisherigen Hauptdarsteller Johnny Depp auskommen soll.
  • Das nächste große Fantasy-Abenteuer findet nun in Form des herrlich übertriebenen Aladdin seinen Weg in die Kinos.
Aladdin

Doch wo fangen die Gemeinsamkeiten zwischen Aladdin und Fluch der Karibik an? Immerhin könnten beide Filme auf den ersten Blick kaum gegensätzlicher sein: Die eine Geschichte ist tief im Wüstensand verankert, während sich die andere auf hoher See entfaltet. Entscheidend sind an diesem Punkt aber nicht die spezifischen Elemente, sondern der Umstand, dass das Abenteuer jeweils im denkbar spektakulärsten Rahmen stattfindet.

Die herrliche Übertreibung der Fluch der Karibik-Filme

Bereits im ersten von Gore Verbinski inszenierten Fluch der Karibik-Film war dieser herrliche Hang zur Übertreibung zu entdecken. Da geht Piratenkapitän Jack Sparrow etwa gleich zu Beginn in aller Ruhe von Bord, während sein Schiff bei der Einfahrt langsam im Hafen versinkt. Es ist eine urkomische Szene, die keinerlei Realitätsanspruch hegt und uns trotzdem unglaublich viel über die Gesetze des Films erzählt.

Später wurden diese amüsanten, aufregenden und hingebungsvoll in Szene gesetzten Ideen immer größer und verrückter - stets mit einer ansteckenden Begeisterung für Bewegung und aufwendige Set Pieces. Die Krönung all dessen dürfte nach dem Mühlrad im zweiten Teil fraglos der riesige Strudel im epische Finale des dritten Fluch der Karibik-Films sein, der sich in den perfekten Abenteuerspielplatz verwandelte und viele kleine Nebenschauplätze offenbarte.

Fluch der Karibik

Selbst wenn die nachfolgenden Fluch der Karibik-Filme diesen Wahnsinn nie wieder übertreffen konnten, ziehen sich entsprechende Sequenzen wie ein roter Faden durch die Reihe. In der bisher jüngsten Fortsetzung teilt sich etwa sprichwörtlich das Meer, während ein Teil der Figuren am Grund ums Überleben kämpft und der Rest mit dem Schiff an der Kante des Ozeans surft. Ganz so abgefahren fällt Aladdin leider nicht aus, trotzdem folgen die mitreißendsten Sequenzen des Films einer ähnlichen Geste.

Aladdin fängt den Geist der Fluch der Karibik-Filme ein

Da wäre etwa Aladdins Fluchtversuch aus der in sich zusammenstürzenden Höhle und die verspielte Verfolgungsjagd über den Dächer von Agrabah, angetrieben von Alan Menkens Musik, die energiegeladen wie Hans Zimmers Fluch der Karibik-Kompositionen daherkommt. Ein Sprung folgt auf den nächsten - und wir wissen nicht, ob es Aladdin gelingt, auf dem nächsten Felsen oder dem nächsten Hausdach zu landen. Okay, eigentlich wissen wir es schon, so groß ist die Suspense in diesen Momenten nie.

Spanend ist in diesem Fall jedoch weniger, ob Aladdins Sprung erfolgreich ist, als die Tatsache, dass er überhaupt in diesem Ausmaß und mit dieser Überzeugung stattfindet. Regisseur Guy Ritchie ist zwar bei weitem noch kein Gore Verbinski, was die ausgefeilte Inszenierung dieser Szenen angeht, trotzdem fängt er den Geist eines Fluch der Karibik-Abenteuers in seinem Blockbuster-Version von Aladdin ein, was sich auch in der Dynamik zwischen den zwei wichtigsten Figuren widerspiegelt: Aladdin und Dschinni.

Aladdin

Das ewige Hin und Her zwischen Jack Sparrow und Will Turner überträgt sich in Aladdin auf die Beziehung zwischen dem Titelhelden und dem Flaschengeist. Der Jüngere versucht sich ständig gegenüber dem Älteren zu beweisen, schlussendlich verteilt aber selbst der Meister nicht immer die klügsten Ratschläge. Wo sich Johnny Depp um Kopf und Kragen redet, sprudeln die Worte aus Will Smiths Dschinni ebenso heraus.

Die wertvolle Dynamik zwischen Will Smith und Mena Massoud

Mena Massoud fungiert in dieser Gleichung als Orlando Bloom-Ersatz und federt den Redeschwall seines Gegenübers gekonnt ab. Die Wortgefechte zwischen Dschinni und Aladdin führen durch den gesamten Film. Sie sind der Pulsschlag und schnell wird klar, dass die eine Partei nicht ohne die andere kann. Selbst wenn Will Smiths Dschinni in seinem Gute-Laune-Modus dem Film am liebsten im Alleingang übernehmen würde, resultieren die besten Momente aus dem Zusammenspiel der beiden.

Solange erstmal kein neuer Fluch der Karibik-Film am Horizont in Sicht ist, bietet sich Disneys Aladdin-Remake als gut gelauntes Fantasy-Abenteuer an, um die entstandene Lücke zu schließen. Nur eine neue Elizabeth Swann fehlt da noch. Naomi Scott ist dennoch bemüht - insbesondere in ihrer beeindruckenden Speechless-Szene - das große Erbe von Keira Knightley anzutreten.

Aladdin läuft seit dem 23.05.2019 in den deutschen Kinos.

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