Alfred Hitchcocks Psycho feiert 50. Geburtstag

07.10.2010 - 09:50 Uhr
Anthony Perkins in Psycho
Universal Pictures
Anthony Perkins in Psycho
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Moviepilot gratuliert: Psycho, die Mutter aller Slasherfilme, startete heute vor 50 Jahren in Deutschland. Wie jede gute Mama hat auch Alfred Hitchocks Klassiker reichlich für seine Nachkommen gesorgt.

Spoilerwarnung
Wer von euch bei moviepilot öfter vorbeischaut und Artikel wie diesen hier liest, der kennt viele Filmklassiker, bevor er sie gesehen hat. Dadurch versaut ihr euch eventuell das Filmerlebnis und kommt so nie recht dahinter, was die Filme eigentlich zu Klassikern machte. Also vorab: All diejenigen, die Psycho noch nicht gesehen haben – Ihr Unglückseligen! – sollten jetzt aufhören zu lesen und sich den Film auf schnellst mögliche Weise besorgen. Spoiler werden vermieden, aber umso weniger ihr von dem Film wisst, umso besser. Psycho ist spannend, hervorragend und vor allem fies. Er ist wie Alfred Hitchcock einmal sagte “pures Kino”. Und wer sind wir, dem Meister zu widersprechen…

Psycho, die Publikumsorgel
“In Psycho habe ich das Publikum geführt, als ob ich auf einer Orgel gespielt hätte.” Wir können uns leicht vorstellen, wie Alfred Hitchcock diesen Satz zu seinem Regiekollegen François Truffaut sagte, mit übereinander gefalteten Händen und einem diabolischen Lächeln auf den Lippen. Tatsächlich ist Psycho einer derjenigen Filme, der am besten funktioniert, wenn ihr nichts über ihn weiss. Heute vor 50 Jahren startete der Film in Deutschland. Grund für uns, nocheinmal genau hinzuschauen.

Graubereich des Terrors
Es gibt wohl heutzutage keinen Film, der sich im Graubereich zwischen Psychothriller und Horrorfilm bewegt, der nicht ein klein bisschen Psycho in seinem Genpool hätte. Regisseur Brian De Palma scheint, von dem Film (wie überhaupt von Hitchcocks gesamtem Werk) besessen zu sein. De Palmas Dressed to Kill könnte als Psychos trashiger Zwilling bezeichnet werden. Allerdings brutaler und mit deutlich mehr Sex, versteht sich. Weder Das Schweigen der Lämmer noch Halloween – Die Nacht des Grauens wären ohne Psycho denkbar gewesen. Denn Psycho brachte vor allem eines auf die Leinwände: Gefahr. Jede der Figuren ist ein potentielles Opfer, auch die vermeintliche Hauptfigur.

Sex und Gewalt
Was spätere Filme, in den angesprochenen Genres neu auf den Tisch brachten, ist vor allem ein deutlicher Zuwachs an Sex und Gewalt. Das wird auch im Sinne des Meisters gewesen sein, inszenierte er doch einige Jahre nach Psycho mit Frenzy einen deutlich brutaleren Psychothriller, in dem auch der eine oder andere Busen zu sehen ist. Aber Psycho zeigt, dass ein Filmemacher den Zuschauer auch mit subtileren Mitteln in Angst und Schrecken versetzen kann.

Gekonnt ist gekonnt
Psycho war für die damaligen Verhältnisse außergewöhnlich brutal. Heute funktioniert der Film allerdings vor allem wegen des zur Schau gestellten inszenatorischen Könnens. Achtet bitte (neben der schon zu Tode analysierten und zitierten Duschszene) etwa auf den zweiten Mord des Filmes. Privatdetektiv Arbogast (Martin Balsam) befindet sich innerhalb eines gotisch anmutenden Hauses. Vorsichtig, überaus vorsichtig besteigt er eine lange Treppe. Oben angekommen schneidet Alfred Hitchcock auf einen Overhead Shot und aus der Tür kommt wie eine Furie eine alte Frau gelaufen, die auf Arbogast losläuft und dann einsticht. Dieser Overhead Shot ist aus zwei Gründen ganz besonders schlau. Zum einen verschleiert er das Gesicht der alten Dame, was essentiel für das Ende des Filmes ist. Zum anderen fällt diese primäre Absicht nicht weiter auf, weil sich der Zuschauer aus lauter Schreck in die Hose macht.

Happy Birthday
Viele Tugenden von Psycho können hier nur angedeutet werden: Die fantastische Filmmusik von Komponistenlegende Bernard Herrmann, Anthony Perkins tolle Darstellung des berühmtesten Muttersöhnchens der Filmgeschichte und der letzte, verstörende Blick von Norman Bates in die Kamera. Auch wenn der Zuschauer durch die härtere Gangart heutiger Filme abgestumpft sein sollte: Psycho ist einer der Klassiker, die jeder gesehen haben muss, einfach weil er so viel Spass macht. Pures Kino, eben.

Hier könnt ihr Euch die erwähnte Szene anschauen.

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