American Gods - Unser Recap zu Staffel 1, Folge 7

13.06.2017 - 09:20 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
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Kurz vor dem Staffelfinale entschleunigt American Gods nochmals und widmet sich dem komplexen Verhältnis zwischen Laura und Mad Sweeney.

Es fehlt nur noch eine Episode, bis American Gods die erste Staffel abschließt, aber danach sieht es nicht aus: Bryan Fuller und Michael Green haben sich in Prayer for Mad Sweeney wieder 50 Minuten Zeit genommen, um in der Vergangenheit ihrer Figuren zu kramen und den Hauptplot entsprechend nur minimal voranzutreiben. Überhaupt kann man sich nach sieben Folgen fragen, wer eigentlich der Protagonist oder die Protagonistin dieser Serie ist. Unser vermeintlicher Held Shadow (Ricky Whittle) hat diese Woche ausgesetzt, um Laura (Emily Browning) weiter in den Mittelpunkt zu rücken. Das ist völlig in Ordnung, sie ist ohnehin der spannendere Charakter. Während Shadow als Stellvertreter des Publikums hauptsächlich damit beschäftigt ist, dumme Fragen zu stellen und das Geschehen irgendwie nachvollziehen zu können, interessiert Laura sich nur peripher für all den Tohuwabohu um Götter und Kriege. Sie hat eine klare Aufgabe: Sie will leben. Damit erweitern ausgerechnet eine tote Frau und ein Kobold American Gods kurz vor Staffelende um eine zutiefst menschliche Komponente, an der es bislang gemangelt hat.

Mad Sweeney (Pablo Schreiber) und Laura haben bislang vor allem so großen Spaß gemacht, weil die beiden eine hervorragende Chemie miteinander haben. Wenn sie sich nicht prügeln, dann beleidigen sie sich gegenseitig, doch dass sie sich wirklich nicht ausstehen können, ist in keiner Sekunde glaubhaft: Eher sind es die Neckereien zweier Geschwister, die ihre Zuneigung zueinander nur durch Morddrohungen und Keilereien ausdrücken. In Prayer for Mad Sweeney erfahren wir jedoch, dass die Verbindung der beiden sehr viel intimer ist als angenommen. Nicht umsonst ist Emily Browning auch als Essie MacGowan besetzt. Dass dadurch eine Verwandtschaft zwischen den beiden Figuren angedeutet werden soll, ist zwar möglich, aber wohl eher unwahrscheinlich. Viel mehr geht es einerseits um die charakterlichen Parallelen und vor allem um ihr Verhältnis zu Mad Sweeney und umgekehrt. Sowohl Essie MacGowan als auch Laura haben nicht die besten Karten im Leben bekommen und legen eine kleine Karriere als Kriminelle hin. Viel wichtiger ist aber, dass sie beiden von einem unerschütterlichen Glauben durchzogen sind.

Mad Sweeney hat wie alle anderen alten Gottheiten auch schon lange keinen Glauben mehr erfahren. Wie er selbst sagt: "I was a King once... I was." Jahrhunderte später ist er nur noch eine Witzfigur. Die Geschichte hat aus seinem noblen Status zuerst ein Kindermärchen aus Feen, Trolls und Kobolden gemacht, später kam General Mills dazu und vermarktete das lustige Koboldgesicht als Logo ihrer Cornflakes . Heute können nicht einmal eine Zombiefrau und ein Taxifahrer, der mit Djinns schläft, ernsthaft an seine Existenz glauben. Kein Wunder also, dass eine Frau wie Essie MacGowan auch nach so langer Zeit eine wichtige Figur in Sweeneys Leben bleibt. Sie war wahrscheinlich die letzte, die ihn bis zu ihrem Lebensende dermaßen gehuldigt hat, egal ob als geliebte Bedienstete oder Gefangene mit Blick auf den Tod. Sweeney wusste sie gewissermaßen immer bei sich und er dankte es ihr mit einem Besuch zu ihrem Lebensabend.

American Gods

Laura mag nicht an Sweeney glauben, zumindest nicht in dem Sinne, wie es Essie tat, aber sie glaubt an das Leben und die Liebe. In einem sich überschlagenden Eiswagen zu sitzen und zwischendurch schon wieder richtig tot zu sein, hält sie nicht davon ab, die Reise ohne Zwischenhalt wieder aufzunehmen. Sie glaubt daran, dass eine Reise auf der Suche nach Jesus quer durch Amerika im Wechsel zwischen Leben und Tod es wert ist, gemacht zu werden, wenn es unterm Strich bedeutet, Liebe zu erfahren und Liebe geben zu können. Es ist also nur logisch, dass sie Salim (Omid Abtahi) ziehen lässt, obwohl er eine wichtige Bereicherung für die Gruppe ist: Er empfindet eine aufrichtige Liebe für seinen Gott und Laura sieht sich in keiner Position, dieser Liebe im Weg zu stehen, nur um ihrere eigenen Ziele zu erreichen. Sweeney mag in diesem Vorhaben nur Mittel zum Zweck sein, aber er wird gebraucht. Wann konnte er das das letzte Mal von sich behaupten?

Ebenfalls nicht unerheblich: Schuldgefühle. Wie wir gegen Ende der Episode erfahren, hatte Sweeney seinen Beitrag zu dem ursprünglichen Tod von Laura geleistet. Nun sieht er sich in einer ähnlichen Situation, auch wenn er für den Unfall dieses Mal nicht verantwortlich war. Eigentlich hat er sein Ziel erreicht: Er hat seine Münze zurück und kann sich guten Gewissens in den Krieg begeben, einen Krieg, den er nur antreten möchte, weil er ihn schuldig ist. Was genau beim letzten Krieg schief gelaufen ist, wissen wir nicht, aber offensichtlich hatte Sweeney damals keine Lust, ihn auszutragen und zwar aus einem ganz einfachen Grund: Er hing zu sehr an seinem Leben. In einer Zeit, in der seine Person eine Rolle gespielt hat, kam sterben für ihn nicht in Frage. Nun ist er verbittert und zynisch geworden und bereit, in den Krieg zu ziehen. Die Menschen haben keinen Glauben mehr für ihn übrig, warum also weiterleben?

Vielleicht erinnert Lauras Lebenslust daran, welche Gründe er hatte, gegen einen Krieg zu sein. Und wenn er ihr in diesem unerschütterlichen Willen eine Hilfe sein kann, dann wird er das sein. Er gibt ihr die Münze zurück und holt sie zurück zu den Lebenden, ignoriert damit offensichtlich die Anweisungen von höherer Stelle. Sweeney hat die Schnauze voll, er weiß, dass es sich zu leben lohnt. Und auch wenn ihm als Vergessener selbst die Gründe ausgehen, heißt das nicht, dass er nicht jemand anderem dabei helfen kann.

"Dying worked for me. Everybody should try it at least once."

Notizen am Rande:

  • Reddit-User haben sich bereits an die Arbeit gemacht, den Wutausbruch von Sweeney am Ende der Episode zu übersetzen . Demnach lautet eine mögliche Übersetzung in etwa: "Hab ich nicht genug an deinen Scheiß geglaubt? Habe ich nicht genug gelitten? Ist das nicht genug? Ich bin nicht böse! Ich nicht!"
  • Achtung, potentieller, leichter Spoiler aus dem Buch: Es wird kein Zufall gewesen sein, dass es Häschen waren, die zum Unfall geführt haben. Ich habe das Gefühl, wir dürfen uns im Finale auf eine neue Gottheit freuen: Easter, deren Fest jeder feiert, ohne zu wissen, wer sie ist.

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