Amoklauf: Isabelle Adjani als irre Lehrerin

20.03.2009 - 08:45 Uhr
Isabelle Adjani in Heute trage ich Rock!
Mascaret Films
Isabelle Adjani in Heute trage ich Rock!
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Heute trage ich Rock erzählt von einer Lehrerin, die sich nichts mehr gefallen lassen will.

Nach dem Amoklauf von Winnenden wird dem Film Heute trage ich Rock! wegen des Themas “Gewalt im Klassenzimmer” bestimmt besondere Aufmerksamkeit zuteil. Er lief dieses Jahr auf der Berlinale im Panorama und kommt jetzt bereits ins Fernsehen, wird heute Abend auf Arte um 21.00 Uhr ausgestrahlt.

Erzählt wird von der Lehrerin Sonia Bergerac (Isabelle Adjani), die an einer “Problemschule” arbeitet. Es fällt ihr ausgesprochen schwer, sich hier einzugewöhnen. Als ihr Mann sie verlässt, gerät sie an den Rand eines Nervenzusammenbruchs. Sonia trägt Röcke, wenn sie zur Arbeit kommt, obwohl der Schulleiter den weiblichen Lehrkräften das Tragen von Röcken verboten hat. Aber deswegen wie eine Hure behandelt zu werden, ist vollkommen inakzeptabel. Sie will einfach nur unterrichten. Als Sonia eines Tages in der Schultasche eines ihrer Schüler eine Pistole entdeckt, greift sie in ihrer Überraschung danach …

Laut Christian Buss in der taz will der Regisseur Jean-Paul Lilienfeld “beleidigen, angreifen, vorführen. Heute trage ich Rock! ist eine Art Reality-Show, in der junge Laiendarsteller aus der Pariser Peripherie auf eine durch und durch theatralische Inszenierung treffen. Das ist hochspekulativ, eröffnet aber zugleich Diskussionsspielraum. So gesehen fungiert Lehrerin Bergerac weder als selbstgerechte Frustkämpferin noch als militante Reaktionärin. Sie ist vielmehr die Versinnbildlichung eines Schulsystems, das an den ihr zugewiesenen Aufgaben zwischen Bildungsinstitution und Verwahranstalt endgültig zu kollabieren droht.”

Heute trage ich Rock! ist sozusagen das militante Gegenmodell von Die Klasse des Regisseurs Laurent Cantet, stellt Anke Sternebourg in der Süddeutschen Zeitung fest. Die Zeit der diplomatischen Verhandlungen ist vorbei, aus den schwelenden Feindseligkeiten ist ein offener Guerillakrieg geworden, in dem sich die Kräfteverhältnisse unter Schülern und Lehrer unablässig verändern. Nach fünf Jahren Pause ist Isabelle Adjani für diese provozierende Versuchsandordnung vor die Kamera zurückgekehrt, und sie macht die gefährliche Mischung aus Frustration und Wut, aus Nervosität und Resignation, aus Erschöpfung und Angst spürbar, die den zermürbenden Alltag dieser Lehrerin zur täglichen Hölle macht und längst auch ihr Privatleben zerstört hat.

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