Der kleine DVD-Publisher Ostalgica, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, längst vergessene Science-Fiction-Perlen für den deutschen Markt zu erobern, veröffentlicht heute ein ganz besonderes Glanzstück: den amerikanischen B-Film Panik im Jahre Null, der vom Überlebenskampf einer amerikanischen Familie nach einem Atombombenangriff erzählt. Nachdem Los Angeles unter einem Atompilz zugrunde gegangen ist, verstecken sich die Baldwins, welche zufällig unterwegs zu einem Angelausflug waren, in der Wildnis. Dort wollen sie warten, bis sich die Panik gelegt hat und die rechtmäßige Ordnung wiederhergestellt ist.
Hier der Trailer zu Panik im Jahre Null
Panik im Jahre Null wurde 1962 von Regisseur und Hauptdarsteller Ray Milland für wenig Geld auf die Leinwand gebracht. Dies kann der Film allerdings geschickt vertuschen: Durch die Konzentration auf eine Familie, die noch dazu in der Wildnis haust, konnten die Produktionskosten gering gehalten werden, ohne zu sehr auf die Qualität zu verzichten. Der Film lief relativ erfolgreich im amerikanischen Kino, da er nach der Kubakrise genau den Nerv der Zeit traf und noch dazu publikumswirksam zwischen Thriller und Was-wäre-wenn-Doku manövriert. In Deutschland schaffte es Panik im Jahre Null bisher lediglich einmal ins Nachtprogramm – von Kino ganz zu schweigen. Ein Versäumnis, das jetzt nachgeholt werden soll.
Was Panik im Jahre Null heute noch sehenswert macht, ist neben seiner spannenden Story die unfassbare Naivität, die aus jedem einzelnen Bild des Filmes spricht und ein wahrhaftes Zeitdokument der 60er Jahre liefert. Ganz im Stile der Duck-and-cover-Propaganda wird ein Atombombenangriff trotz einer effekthaschenden Darstellung immer noch gnadenlos verharmlost: Radioaktive Strahlung wird nur einmal kurz am Rande erwähnt und spielt nur eine untergeordnete Rolle und LA ist hinüber. Viel mehr Sorgen bereiten der jungen Familie jedoch die Plünderer, allen voran ein albernes Trio von halbstarken Hinterwäldlern, stilecht mit Pomade in den Haaren, die nur Mord und Vergewaltigung im Sinn haben. Ganz nach dem Motto, dass Rock’n’Roll eine schlimmere Wirkung auf die Jugend hat als Plutonium im Trinkwasser.
Ganz nebenbei erteilt Panik im Jahre Null noch praktische Überlebenstipps für die Post-Apokalypse: Beschafft euch notfalls mit Gewalt Nahrungsmittel; verstecke dich; vergrabe Nahrungsmittel in Wochenrationen, um sie vor Plünderern zu schützen; bewaffne dich; halte dich ab und zu ans Gesetz und – was das wichtigste ist – rasiere dich täglich.
Natürlich “gewinnt” Amerika am Ende den dritten Weltkrieg und ein zweifelnder Arzt (wahrscheinlich ein “Roter”) wird mit dem Hinweis auf einen optimistischen Patriotismus zur Vernunft gerufen. Dennoch bleibt auch in Panik im Jahre Null nicht alles beim Alten und die Familie musste schwere Opfer bringen…
Als kleines Gegengewicht zu der allzu harmlosen Darstellung der nuklearen Apokalypse packt Ostalgica noch zeitgenössisches Bildmaterial mit auf die DVD. In drei Dokumentationen aus den 60ern wird die wahre Wirkung der Atombombe und der leichtfertige Umgang mit ihren Folgen anhand originalen Bildmaterials gezeigt. Da bleibt kein Stein auf dem anderen. Leider ist der Kommentar rein textlastig und auch etwas kurz, dafür aber sehr aufschlussreich.
Panik im Jahre Null ist ab heute käuflich zu erwerben und sicher einen Blick wert für alle Fans interessanter und qualitativ hochwertiger B-Filme – und für all jene, welche dieses verweichlichte Demokraten-Pack sowieso noch nie leiden konnten.
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