August Zirner wollte mit Senta Berger drehen

08.04.2009 - 08:45 Uhr
August Zirner
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August Zirner beantwortet Fragen zu seiner Rolle im Fernsehfilm Schlaflos.

August Zirner spielt in Schlaflos einen Forensiker, der sich geirrt hat. Hier beantwortet er Fragen zu dem Fernsehfilm, den die ARD heute Abend ausstrahlt.

Herr Zirner, Schlaflos ist kein Fernsehkrimi wie viele andere…
Nein, überhaupt nicht. Als ich den fertigen Film sah, fand ich darin die gleiche Qualität, die auch schon das Drehbuch hatte. Es geht um viel mehr als die reine Spannung. Es geht um die Frage, was kann ich glauben? Was kann ich wissen? Wie werden die Figuren erzählt? Mir gefiel, dass ich beim Lesen immer neugierig blieb. Der Film ist im positiven Sinne genrelos. Und anhand der Figuren, die durch Missverständnisse und Missdeutungen aneinander gebunden sind, breitet sich das Motiv des Zweifels wie eine Patchwork-Decke über alles und alle aus – vom Anwalt über den Forensiker bis zur Mutter und ihrer Tochter.

Was viel mit Ihrer Filmfigur zu tun hat: Es ist der typische Naturwissenschaftler, der an Beweisbares glaubt und den Zweifel nicht an sich heranlässt. Wir erleben heute immer wieder Gebiete, in denen der technische Fortschritt in Konflikt tritt mit dem, was man früher menschliche Weisheit nannte. Nehmen wir nur die Genforschung. Glauben Sie, dass hier die Naturwissenschaft die Oberhand gewinnt?
Das erzählt ja unser Film: Menschen sind in ihrem Urteilsvermögen bestechlich, etwa durch Sympathie, Wissen oder Halbwissen. Wissenschaftliche Fakten sind es nicht. Aber es geht ja auch immer um den jeweiligen Stand der Wissenschaft. Und der ist eben oft nicht ausreichend für ein zweifelfreies Urteil gegen einen Angeklagten.

Auch beim Umgang mit ehemaligen Straftätern tut sich die Gesellschaft schwer…
Denken Sie an den O. J. Simpson-Fall in den USA. Das Bedürfnis nach Vergeltung ist gerade in der amerikanischen Gesellschaft sehr groß. So begrüßt man es, wenn Simpson über eine Kleinigkeit doch noch zu Fall kommt. Aber die ausgleichende Gerechtigkeit gibt es nicht. Ich verstehe nicht, dass die Gesellschaft nach Vergeltung schreit. Nur bei den Opfern und Angehörigen verstehe ich das.

Wie empfanden Sie die Arbeit mit der Regisseurin Isabel Kleefeld?
Ich kannte sie schon lange und war natürlich sehr interessiert, endlich einmal mit ihr zu arbeiten. Bei ihr schätze ich besonders, dass alles so schimmernd bleibt, nicht ins Überdeutliche kippt. Als Schauspieler gehe ich immer zuerst vom Drehbuch aus, das ich zu lesen bekomme: Interessiert mich der Stoff? Ist die Rolle interessant zu spielen? Besonders gereizt hat mich natürlich auch die Aussicht, einmal mit Senta Berger zu drehen. Das wollte ich schon immer. Und mit Caroline Peters, die ich vom Wiener Burgtheater kenne.

Sie schätzen in Ihrer Rollenwahl ambivalente Figuren, auch wenn die Filme vielleicht polarisieren wie beim Oscar-Gewinner Die Fälscher. In der ARD waren es u.a. Ihre Darstellung in den preisgekrönten WDR-Fernsehfilmen Contergan und Wut, dem umstrittenen Drama über soziale Gerechtigkeit und Ausländerintegration.
Ich liebe die Mehrdeutigkeit. Weil sie dem Zuschauer die Entscheidung überlässt. Es macht mir einfach mehr Spaß, mit einem Thema zu spielen. Das tun diese Filme. Bei Dr. Borchert in Schlaflos weiß man nicht so genau um sein Verhältnis zu Carla Sagmeister. Man weiß lange nicht, ob er sich in sie verliebt hat oder ob es Schuldgefühle sind, die ihn antreiben.

Wenn Sie die Mehrdeutigkeit lieben, passt es ja auch, dass Sie sowohl amerikanischer als auch deutscher Staatsbürger sind …
Deutschland erlaubt ja leider keine doppelte Staatsbürgerschaft. Was in meinem Fall doppelte Verantwortung wäre, denn mein Vater ist ja vor den Nazis geflohen. Es gibt für mich im Leben keine einfachen Lösungen. Außer vielleicht das Problem, dass man Hunger hat – aber dann stellt sich ja auch schon wieder die Frage, was man essen möchte.

Quelle: Mit Material vom WDR

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