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Bates Motel - Liebe: Sowohl als auch

27.09.2014 - 15:45 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Ich nix verraten
Tom Diander
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Psycho -Wer kennt ihn nicht? Ansonsten, dringend nachholen. BEFEHL! Ein zeitloser Klassiker von Regie-Legende Alfred Hitchcock, der seinen Film bewusst in Schwarzweiß hielt, obwohl es den Farbfilm schon gab.

Psycho ist dann wohl auch die Mutter aller Slasher-Movies. Ich fand schon immer geil, dass die berühmte Duschszene gleich in der ersten Hälfte des Films rausgehauen wurde. Als würde im Restaurant direkt das Hauptgericht serviert werden und erst dann die Vor- und Nachspeisen. 

In der Fernsehserie Bates Motel von A&E  erfahren wir, wie der junge Norman Bates zu dem Serienkiller wurde, den wir aus Psycho und drei weiteren Fortsetzungen kennen. Die erste Staffel von Bates Motel lief in Deutschland auf dem Sender VOX und ging mir erst mal geschmeidig am Pöppes vorbei. Wen juckt schon das Vor-BlaBla von einem Typen der erst später richtig interessant wird. Oh, wie sollte ich mich doch täuschen.


Denn die Serie gehört mit zu dem Besten, was es derzeit auf der Glotze zu schauen gibt. Mittlerweile habe ich die bisher veröffentlichten zwei Staffeln durchgesuchtet und bin noch immer schwer beschwipst von Norma und Norman und ihrer symbiotisch anmutenden, abhängigen Liebe.

Was mich an der Serie so fasziniert, ist die Art, wie die Macher von Bates Motel mit ihren Figuren umgehen. Wie sie auf höchst unterhaltsame Weise eine Liebesgeschichte zweier Menschen erzählen, die so falsch inzestuös und doch so richtig zärtlich, bedingungslos ist, dass es beim Zuschauen weh tut. Immer wieder erleben wir als Zuschauer die möglichen Auswege für Norman. Wir sehen das Potential in diesem jungen Teenager. Wir lernen einen höflichen, intelligenten, durch und durch sympathischen 16-Jährigen kennen, der alle Chancen hat, sein Leben in den Griff zu bekommen. Das fatale ist nur: Wir, der Couch Potatoe, wissen, wie es enden wird. Wie es enden muss.

Oder wird sich Bates Motel dramaturgisch weitere Freiheiten einräumen? In Hitchcocks Psycho, hat Norman Bates aus Eifersucht seine Mutter vergiftet. Danach ihre Leiche ausgebuddelt, sie dann zuhause ins Bett gelegt, sich selbst als seine Mutter verkleidet und frönte unter großer Freude seiner gespaltenen Persönlichkeit. Was in den Sechzigern noch irre cool war, könnte heute leicht lächerlich wirken.

Bates Motel bietet andere Lösungsvorschläge. Bietet ein differenziertes Erklärungsmodell an und zeichnet Mutter und Sohn sehr authentisch und nachvollziehbar. Immer wieder spielt Bates Motel mit den Motiven der literarischen sowie filmischen Vorlage. Sie deutet an und verwirrt den Zuschauer mit verblüffenden Einstellungen. Dabei gehen die Macher der Serie sehr behutsam vor. Verzichten auf plakative Szenen. Lassen so manches Klischee einfach aus oder spielen gleich direkt mit den Erwartungen.

Es wäre schön, würde A&E sein eigenes Ding machen. Mit der Verlegung an einen fiktiven Ort, mit der Einführung neuer Charaktere und dem hinzufügen weiterer Story Lines, wurde der erste Schritt zur Eigenständigkeit schon gemacht.

Die Serie Hannibal spielt mittlerweile nur noch mit den Motiven aus Das Schweigen der Lämmer oder den Handlungssträngen der Roman-Vorlage. The Walking Dead entfernt sich immer weiter von der Comic-Vorlage. Fans auf beiden Seiten können gut mit den zwei Universen leben.

Und ma' unter uns. Hitchcocks Original Psycho mag ja ein Meilenstein der Filmgeschichte sein aber …hast du mal die Fortsetzungen gesehen? Ich meine jetzt mal in echt und in Farbe. Psycho 2-4 sind grässlich und Handlungs-technisch aber so was von vernachlässigbar.

Bates Motel ist immens spannend, gut geschrieben und ganz nebenbei von höchster psychologischer Cleverness. Da die Beziehungsgeschichte zwischen Norman und seiner Mutter Norma nicht ausreichen würde um eine ganze Fernsehserie zu tragen, wurden viel kleine Nebenhandlungen mit in die Story eingebaut. Die machen Laune. Da sie sich nie wie Füll- oder Streck-Werk anfühlen.

Bates Motel ist eine kleine Perle, die so manchen Serien-Täter an Twin Peaks erinnern wird. Das verlegen der Handlung in unsere Zeit tut der Geschichte gut und lässt sie frisch und modern aussehen. Nostalgischen Charme gibt es als Sahne-Haube oben drauf.

In der letzen Folge der zweiten Staffel legt Norman eine Vinyl-Scheibe auf und wagt ein Tänzchen mit seiner Mutter. Der Song heißt Dream Lover und ist im Original von Bobby Darin. Ich liebe Bobby Darin. Seine Musik war mir bekannt, aber ich kenne Bobby erst seit Beyond The Sea von Kevin Spacey

Der Song passt wie die Faust aufs Hinterrad und ich konnte dem Drang nicht widerstehen und hab mich vors Micro gehockt. Viel Spaß!

Danke fürs Reinschauen.





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