Berlin '36 - Wenn Transvestiten das letzte Mittel zum Sieg der Nazis sind

10.09.2009 - 10:48 Uhr
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Die Geschichte der jüdischen Hochspringerin Bergmann, die gegen einen als Frau verkleideten Jungen antreten muss, ging in den letzten Wochen durch alle Medien. Jetzt startet der Film Berlin ’36 in den deutschen Kinos. Und was sagt die Presse dazu?

Der neue Film von Kaspar Heidelbach erzählt die wahre Geschichte der Gretel Bergmann. Berlin ’36 zeigt damit einmal mehr, dass die unglaublichsten Drehbücher vom Leben selbst geschrieben werden.

Berlin 1936: Die Amerikaner drohen, die Olympischen Spiele zu boykottieren, sollten im deutschen Olympia-Kader keine jüdischen Sportler vertreten sein. Aus diesem Grund wird die Jüdin Gretel Bergmann (Karoline Herfurth), die überragende Hochspringerin dieser Zeit, in das deutsche Trainingslager aufgenommen. In den Augen der Nazis darf Gretel aber auf keinen Fall gewinnen: Der Reichssportführer schickt gegen Gretel die bis dahin unbekannte “Konkurrentin” Marie Ketteler (Sebastian Urzendowsky) ins Rennen um die Olympia-Qualifikation – sie soll Gretel übertreffen. Doch die Nationalsozialisten haben nicht damit gerechnet, dass sich die beiden Außenseiterinnen und vermeintlichen Konkurrentinnen nach anfänglichen Problemen anfreunden. Am Ende muss sich zeigen, ob die beiden gemeinsam gegen die Intrige der Nazis ankämpfen oder ob der sportliche Ehrgeiz überwiegt.

Anke Westphal von der Berliner Zeitung sieht den Zuschauer in Sicherheit, da ihn in Filmen, in denen “alle Lehren aus der deutschen Vergangenheit gezogen sind” keine moralische Arbeit erwarte. So kommt es, dass auch Berlin ’36 “schauspielerisch wie inszenatorisch anständig ausgeführt” ist, “aber keine nennenswerte Irritation beim Zuschauer” bewirke.

Während Christina Tilmann vom Tagesspiegel moniert, dass das Schicksal des in eine Frauenrolle gepressten jungen Mannes eigentlich das spannendere Drama sei, beklagt sich die Junge Welt in die entgegengesetzte Richtung. Für Deniz Utlu bleiben die jüdischen Opfer “mal wieder” zu sehr im Hintergrund.

Hanns-Georg Rodek von der Berliner Morgenpost fasst beide Positionen zusammen: zwei Lebensgeschichten, die beide für sich genommen großartige Filme ergeben würden – “sich aber, ineinander verzahnt, gegenseitig schwächen”.

Eine Warnung an den Zuschauer gibt es abschließend noch von Oliver Händler vom Neuen Deutschland – er sieht in Berlin ’36 einen typischen Sportfilm, mit einem zu kitschigen Ende für Fans des Genres.

Berlin ’36 startet heute, am 10. September 2009, in den deutschen Kinos.

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