Berlinale 2009: Alle Anderen sind immer schlechter

10.02.2009 - 08:45 Uhr
Maren Ade
Prokino
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NEWS» Regisseurin Maren Ade erzählt eine Beziehungsgeschichte über unsere verwöhnte Generation.

Regisseurin Maren Ade wurde schlagartig durch den Film Der Wald vor lauter Bäumen bekannt, der 2005 den Spezial-Preis der Jury auf dem Sundance Filmfestival sowie eine Nominierung für den Deutschen Filmpreis erhalten hat. Hier wird von der jungen Lehrerin Melanie Pröschle erzählt, die voller Idealismus ihre erste Stelle antritt, aber grandios scheitert. Diesmal ist es eine Liebesgeschichte, die die junge Filmemacherin erzählt und diesmal ist sie mit ihrem neuen Film in den Internationalen Wettbewerb der Berlinale eingeladen.

Gitti (Birgit Minichmayr) und Chris (Lars Eidinger) sind ein ungleiches Paar, das sich in abgeschiedener Zweisamkeit durch einen Urlaub kämpft. Ihr hart erkämpftes Gleichgewicht wird durch ein anderes Paar, das moderner und erfolgreicher wirkt ins Wanken gebracht. Christ orientiert sich an den Anderen und so wird die Beziehung beider auf eine harte Probe gestellt. Alle Anderen erzählt von den Sehnsüchten eines Paares auf der Suche nach seiner Identität. Angst vor Verantwortung und den eigenen Gefühlen spiegeln sich in dieser intimen Liebesgeschichte, die in die Tiefen einer Beziehung eintaucht und sich dabei ganz auf das Spiel ihrer Darsteller verlässt.

Wie schon Der Wald vor lauter Bäumen entwickelt das Drama Alle Anderen aus einer einfachen Grundsituation eine vielschichtige Erzählung, die eine große Sogwirkung entfaltet. Dabei zeigt die junge Filmemacherin Maren Ade erneut ihre Fähigkeiten, so wahrhaftig zu inszenieren, dass sich der Zuschauer der Gefühlswelt der Figuren nicht entziehen kann. Für subtilen Humor und grausame Genauigkeit beweist sie wieder ein gutes Händchen. Eigene Identitäten werden hinterfragt, Machtkämpfe flackern auf und Unsicherheiten machen sich breit. Ein junges Paar ist sich seiner nicht sicher, genauso wenig wie sich der Einzelne sicher ist.

Auf den ersten Blick mag die Geschichte nicht besonders spannend daherkommen. Und das stimmt auch. So schreibt Harald Jähner in der Berliner Zeitung: “So undramatisch sich das anhört, ist es tatsächlich. Wer sich von einem Film vor allem Spannung erwartet, ist in diesem verkehrt. Urlaub heißt, müßig gehen und lange Weile genießen. Das hat Maren Ade dramaturgisch perfekt umgesetzt. Was ihr nun noch bleibt, um die Zuschauer zu packen, sind ihre Schauspieler.” Und die sind überaus gut, wie Michael Althen in der FAZ festhält: “Das Gelingen des Films hat natürlich viel mit der natürlichen Art zu tun, mit der Lars Eidinger und Birgit Minichmayr miteinander umgehen, mit seinem scheuen Lächeln und ihrer atemberaubenden Präsenz – aber eben auch mit der Regisseurin Maren Ade, die beschlossen hat, dass die Liebe als Thema für ihren zweiten Film genug ist.” Tatsächlich ist der Regisseurin “das recht überzeugende Porträt einer verwöhnten Generation gelungen, deren Anspruchsdenken jedes noch so kleine Glück verdirbt. Mamas Ferienhaus mit Pool zum Beispiel wird wie eine Selbstverständlichkeit hingenommen – um dann bei jeder Gelegenheit über die Inneneinrichtung zu lästern.”, meint Martin Wolf im Spiegel.

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