Berlinale 2009: Kerry Fox über Sturm

09.02.2009 - 15:20 Uhr
Kerry Fox
Studio Canal
Kerry Fox
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NEWS» Schauspielerin Kerry Fox beantwortet Fragen zur Hauptrolle im Polit-Thriller Sturm.

Der deutsche Regisseur Hans-Christian Schmid hat bei seinem neuen Film Sturm mit einem Stab Schauspieler aus aller Herren Länder zusammengearbeitet. Kerry Fox hat die Hauptrolle der Anklägerin des Kriegstribunals in Den Haag übernommen. Hier beantwortet die Fragen zu ihrer Arbeit an dem Film.

Was haben Sie gedacht, als Sie das Drehbuch zum ersten Mal lasen?
Ich traf Hans-Christian Schmid, bevor ich es las. Und ich wollte auch von anderen ganz bewusst nichts darüber hören – ich wollte einfach mit ihm sprechen. Er erzählte mir die Geschichte. Was eigentlich, wenn ich darüber nachdenke, der Weg ist, über den ich mich vielen meiner Rollen genähert habe. Ich wollte unbedingt in die Geschichte verwickelt sein, noch bevor ich das Drehbuch gelesen hatte.

Wir trafen uns und sind sofort miteinander klargekommen, es gab gleich eine Verbindung. Das war einer dieser Momente, wo ich sofort das starke Gefühl hatte, dass ich die Rolle wirklich spielen wollte – meiner Erfahrung nach ist das bei den besten Filmen, die ich gemacht habe, so passiert. Es hat etwas mit den Menschen zu tun, die den Film machen, und mit ihrer Vision, wie der Film werden soll. Und auch damit, was man in der Welt machen will, wie man die Menschen bewegen, sie herausfordern, wie man das Publikum herausfordern will. Die Geschichte handelt von einem Thema, das es wert ist, angepackt, untersucht und dargestellt zu werden, indem man versucht, daraus eine menschliche Geschichte, es zugänglich zu machen. Das war es, was mich interessiert hat. Als ich dann das Drehbuch las, hatte ich bestimmte Erwartungen, ich wollte, dass es wirklich gut ist. Ich wollte den Film machen. Ich wollte nicht enttäuscht werden. Und ich wurde nicht enttäuscht.

Haben Sie eine bestimmte Methode, sich einer Rolle zu nähern?
Ich denke, dass ich das bei jeden Film anders handhabe, ich probiere aus und versuche zu erkennen, welche die Anforderungen in der jeweiligen Situation sind. Ich glaube, Filme erfordern unterschiedliche Facetten von mir, unterschiedliche Fähigkeiten, und dieser Film ist sehr subtil und delikat. Ich glaube, wir bewegen uns mit dieser Figur auf einem schmalen Grat; sie für das Publikum zugänglich zu machen, ihm zu ermöglichen, mit der Situation vertraut zu werden und ein Verständnis dafür zu entwickeln, was mit dem ICTY passiert, was mit den Kriegsopfern los ist, die gelitten haben, und ebenso mit den Tätern, die schreckliche Dinge getan haben.

Gab es bei diesem Film Unterschiede zu Filmen, die Sie vorher gemacht haben?
Ich glaube, einer der wichtigsten Punkte ist der Stil des Films. Weil viel mit der Handkamera gedreht wird und man nie sicher sein kann, was die Kamera genau erfasst und was in der jeweiligen Einstellung zu sehen ist. Das gibt einem in vielerlei Hinsicht eine große Freiheit. Aber es bedeutet auch … es verlangt gleichzeitig nach einer unglaublichen Wahrhaftigkeit. Man kommt mit dem kleinsten Fehler, der im falschen Moment auftauchen könnte, nicht davon.

Wie fühlt es sich für Sie an, zurück in Sarajevo zu sein?
Es ist zwölf Jahre her, seit ich hier mit Welcome to Sarajevo war. Auf eine bestimmte Art und Weise kann man immer noch die Wunden und Narbendes Krieges in der Stadt sehen. Man sieht wie die Stadt kämpft und ganz offensichtlich sieht man auch die Armut der Stadt. Es gibt eine große Anspannung – wir arbeiten mit Schauspielern aus unterschiedlichen Teilen von Kroatien und Bosnien – eine Anspannung in der Art und Weise, wie wir miteinander umgehen. Man weiß nicht, wie man persönliche Fragen stellen soll, Fragen über den eigenen Bezug zum Krieg, Fragen über die eigenen Ansichten.

Ein weiterer Punkt sind die unterschiedlichen Sprachen am Set. Das macht es schwer zueinander zu finden und sich zu verstehen. Ich vermute, wir haben einfach gelernt langsam zu sprechen und aufmerksam zu sein. Wir achten darauf, was der andere genau meint. Wir versuchen uns zu unterstützen, denn viele Schauspieler sprechen in ihrer Rolle nicht die eigene Sprache. Das ist unglaublich schwierig und bewundernswert. Ich bin immer wieder erstaunt über diese Leistung.

Wie würden Sie Ihre Figur beschreiben? Was ist die Rolle von Hannah Maynard in dem Film?
Sie ist ein seltsamer Charakter, denn in vielerlei Hinsicht wirkt sie ein wenig hart. Sie stellt Nachforschungen an, dadurch hat sie eine gewisse Zähigkeit. Dem wollte ich in der Rolle entsprechen. Auf der anderen Seite habe ich einen Zugang zu ihr gesucht, eine Antwort auf die Frage, warum sie diesen Job mag. Warum machen Menschen solche Dinge? Anwälte, die sich für Menschenrechte einsetzen, haben einen starken Antrieb, es ist fast wie einem Ruf zu folgen. Sie sind wie besessen in einer Art und Weise wie es andere Menschen mit ihrer Arbeit nicht sind. Ich wollte mich darauf beziehen, ohne die Figur engstirnig erscheinen zu lassen.

Ich denke, diese Rolle ist äußerst kompliziert, denn auf eine gewisse Art und Weise geht es in dieser Geschichte nicht um sie. Alles geschieht durch andere Menschen und andere Charaktere. Sie befindet sich in einem Konflikt mit den anderen Menschen, scheint aber nicht unbedingt die Kontrolle über ihre eigenen Handlungen zu haben. Auch für mich, es fühlt es sich wie ein Balanceakt an, den Tonfall des Filmes zu treffen. Die anderen Charaktere haben eine Palette an emotionalem Ausdruck. Die Aufgabe ist es, einen Charakter darzustellen, der es ermöglicht das Publikum zu packen, ohne auf Anhieb liebenswert zu sein. Ich glaube, die Figur unterdrückt viel von dem was sie fühlt. Zu Beginn der Geschichte ist sie ein Mensch, der bereit für einen Wandel ist, aber noch keine Möglichkeit gefunden hat, diese Veränderungen umzusetzen.

Quellen: Mit Material von Piffl Medien

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