Berlinale 2009: London und das U-Bahn-Attentat

11.02.2009 - 08:45 Uhr
London River
Tassili Films
London River
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NEWS» Rachid Bouchareb erzählt von Menschen, die durch die Anschläge unmittelbar betroffen sind.

London am 7. Juli 2005, ca. 9.00 Uhr: Vier Bomben explodierten im dichten morgendlichen Berufsverkehr in der Millionenstadt, drei U-Bahn-Züge und ein Doppeldeckerbus waren direkt betroffen. 56 Menschen starben, mehr als 700 wurden verletzt. Viele Menschen waren bis zum Nachmittag in den betroffenen Zügen eingeschlossen. In einem später aufgefundenen Bekennervideo erklärt einer der islamistischen Terroristen, seine Gruppe befände sich mit der britischen Gesellschaft im Krieg. Die Nachricht erschütterte die westliche Welt, weltweit wurden Trauer und Bestürzung ausgelöst. Bis heute hat sich die Stadt nicht von dem Schrecken erholt.

London River erzählt die Geschichte von Ousmane, einem Muslim, und von Mrs. Sommers, einer Christin. Ousmane (Sotigui Kouyaté) lebt in Frankreich, Mrs. Sommers (Brenda Blethyn) auf einer der englischen Kanalinseln. Beide führen ein ganz normales Leben – bis zu dem Tag, an dem sie erfahren, dass ihre Kinder seit “7/7”, dem Tag der Terroranschläge in London, als vermisst gelten. Erst in der britischen Hauptstadt erfahren sie, dass ihre Kinder dort zusammengelebt haben. Zwar unterscheiden sich Ousmane und Mrs. Sommers in Hinsicht auf ihr religiöses Bekenntnis und ihre kulturellen Hintergründe – doch teilen sie die gemeinsame Hoffnung, ihre Kinder lebend zu finden.

Regisseur des Films ist Rachid Bouchareb. Der 1953 in Paris geborene Filmemacher hat sich als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent international einen Namen gemacht. Schon zweimal war er auf der Berlinale präsent, 2001 mit einem Spiel- und 2004 mit einem Kurzfilm. Sein größter Erfolg war bisher das Historiendrama Tage des Ruhms, der 2007 für den Oscar als Bester nicht-englischsprachiger Film nominiert war und sich nur dem deutschen Drama Das Leben der Anderen geschlagen geben musste. Der Film wurde zum Politikum in Frankreich. Erzählt wird von vier Berbern, die Frankreich beim Krieg gegen die Nationalsozialisten unterstützen; sie traten in die Armee ein und kämpften genauso wie ihre französischen Landsgenossen, aber wurden schlechter behandelt und bekamen als Veteranen weniger Geld. Diese Ungerechtigkeit wurde erst behoben, als der Film in die französischen Kinos kam. Das ist politisches Kino, wie es im Buche steht.

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