Ein Parkplatz, eine Leiche und ein verstörtes kleines Mädchen. Das war nur der Auftakt des gestrigen Tatort: Jagdzeit, der sich mal wieder eine Menge vorgenommen hatte. Und auch wenn er nicht an den grandiosen Gerichtsthriller der Münchner Kommissare heranreichte, bot er dennoch spannende Unterhaltung. Was nicht selbstverständlich ist, wenn man die Menge an sozialen Themen sieht, die hier verwurstet wurden: Die Abstiegsangst der Mittelklasse, alleinerziehende Eltern, soziale Verwahrlosung, psychische Probleme, Medikamentenhandel, Schulmobbing, Erpressung… Eine bunte Tüte an boulevardträchtigen Themen, die Autor Peter Probst und Regisseur Peter Fratzscher sich hier vorgenommen haben.
Erstaunlicherweise funktionierte das alles in der Mischung dann doch recht gut und nur an wenigen Stellen blitzte der didaktische Zeigefinger auf, sorgte die Themenfülle für ein gepflegtes “auch das noch” beim Zuschauer. Doch über weite Strecken dominierten die Spannung und die Frage, was denn jetzt tatsächlich passiert war. Laura Baade lieferte dabei als pummeliges, gehänseltes Mädchen Nessi eine überzeugende Leistung ab, die als emotionaler Anker durch das Panoptikum aus gescheiterten Existenzen und schrägen Figuren leitete. Dazu kam die wie meist stimmige Chemie zwischen Leitmayr und Batic, die immer wieder dafür sorgten, dass die Krimistimmung nicht in reinen Sozialkitsch abschmierte.
Die Auflösung und der wahre Täter waren zwar ab der Mitte des Films absehbar, doch wie die Story genau zu Ende geführt wurde, erschien dann doch wieder sehenswert. Wenn die psychisch kranke Mutter den Mörder am Ende ersticht, um ihre Tochter zu schützen und diese damit gleichzeitig einem Leben im Heim ausliefert, fand der Film seine letzte Balance zwischen Drama und Erlösung – inklusive nettem Schlusstwist.
Kein Meisterwerk, aber solide Tatort-Kost auf einem Niveau, auf das andere Ermittler-Teams zu recht neidisch sein können.
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