Das Genrekino ist wieder da. Es war natürlich nie wirklich weg, aber in Cannes ist aktuell zu erleben, dass es fröhlich und ohne große Umstände seine Auferstehung feiert und das in verschiedensten Varianten. Da hätten wir zum einen den Horrorfilm, der gleich zuhauf beim Filmfestival zu sehen ist. Lars von Trier schafft mit seinem Antichrist eine ganz persönliche und ganz schockierende Version, in der aus vielen alltäglichen Dingen potenziell Gefährliches wird. Wie Hanns-Georg Rodek in der Welt schrieb, wird niemand, der aus dem Film kommt, “seinen Werkzeugkasten mit den gleichen Augen ansehen wie davor”.
Eine andere Spielart des Horror zeigt Chan-wook Park mit seiner Vampirgeschichte Durst, die als konsequent brutal komisch bezeichnet wird. Es geht um Blutsaugen und Zubeißen, um Vampirliebe und Gegenliebe – ganz aktuell, wie Twilight & Co. zeigen. Auch von diesem Film haben sich die Kritiker überzeugen lassen: Allerdings empfiehlt Jan Schulz-Ojala im Tagesspiegel nach Sichtung des natürlich extrem blutigen Films: “Eine Stunde anstehen musste man dafür nicht. Aber man tat gut daran, in der Stunde danach nicht schlafen zu gehen. Mindestens.” Der Amerikaner Sam Raimi wird noch auf der Bühne mit seinem Horrorfilm Drag Me to Hell erscheinen.
Aber auch andere Genres kommen nicht zu kurz. Jane Campion hat mit Bright Star – Meine Liebe. Ewig. eine klassische Liebesgeschichte inszeniert, Ang Lee mit Taking Woodstock eine Komödie, der Japaner Johnnie To mit Vengeance einen Rachethriller, in dem altbekannte Genre-Element von Triadenkämpfen zu sehen sind. Historienspektakel werden wir mit Agora – Die Säulen des Himmels von Alejandro Amenábar Alejandro Amenábar auch noch sehen.
Ein Genre-Mix der besonderen Art wird – wahrscheinlich – Inglourious Basterds von Quentin Tarantino. Der Mann ist bekennender Liebhaber des Genrekinos und Cannes für ihn der beste Ort, eben jenes zu zeigen. So wird er wohl auch in seinem neuesten Streich einiges aus der Filmgeschichte zitieren. Wir können uns auf Verweise über das italienische Genrekino, den Nazikriegsfilm, die Nouvelle Vague und bestimmt auch die deutschen Karl May-Western freuen. Zu Entdecken gibt es viel. Wir sind gespannt.