Charly Hübner, der Hamburger Theater- und Filmschauspieler, lässt uns in diesem Interview teilhaben an dem emotionalen Aspekten von ueber-den-tod-hinaus. Das Thema “Schrott-Immobilien” war ihm nicht neu, das Gefühl ein “Papi” zu sein, dagegen schon.
Herr Hübner, wie würden Sie Harald charakterisieren?
Harald ist das, was man einen engagierten Familienvater nennt: Er ist zuverlässig, bewahrt die Ruhe und versucht Ordnung in die Familie zu bringen. Er liebt seine Frau und seine Kinder über alles. Sie haben oberste Priorität. Erst dann folgt sein Beruf als Busfahrer, den er mit Leidenschaft ausübt.
Wie haben Sie sich auf Ihre Rolle vorbereitet?
Das Thema “Schrott-Immobilien” war mir vertraut, da ich aus den Neuen Bundesländern stamme und dort solche Geschichten nicht un-bekannt sind. Was mich beim Lesen des Drehbuchs interessierte, war zunächst der Alltag eines Busfahrers. Deshalb bin ich zum Verkehrsbund HVV in Hamburg gegangen und habe dort einen Busfahrer einen Tag lang begleitet. Ein harter Job. Es bedeutet: um fünf Uhr morgens aufstehen, dann acht Stunden vier feste Strecken fahren und das Tag für Tag. Wenn ein Notfall in der Familie sein sollte, wird es schon schwierig. Denn dann kann es sein, dass man gerade weit weg von zu Hause ist. Ich habe einmal ausgerechnet, wie viele Jahre Elke und Harald arbeiten müssten, um mit ihrem Gehalt den Schuldenberg zu begleichen, der mit dem Tod der Schwester auf sie zukommt – das ist nahezu unmöglich. Was das Thema des Films betrifft, so habe ich mich gefragt, wie eine Familie in den Sog von solchen betrügerischen Machenschaften gelangen kann, wie sie mit dem Betrug und der dazugehörigen Existenzangst umgeht und wann Wut und Hass größer sind als das einander Verstehen und die Liebe…
Harald bewahrt aber auch in dieser Ausnahmesituation überwiegend die Ruhe…
Nachdem klar ist, was für eine Summe an Schulden auf die Familie zukommt, weckt das in ihm den Kämpfer und somit fährt er Doppel- und Nachtschichten. Irgendwann kommt er allerdings an einen Punkt, an dem er sagt: “Ich kann nicht ein Leben lang Bus fahren, diese Schulden werden wir nie los.” Sein bisher starkes Nervenkostüm lässt ihn in manchen Situationen im Stich, was ja nachvollziehbar ist. Irgendwann gerät auch ein an sich gelassener Typ wie Harald an seine Grenzen, weil der Druck zu groß ist und die Situation aussichtslos zu sein scheint.
Allem Ernst des Themas zum Trotz: Verraten Sie uns doch bitte, wie viele Ausgaben es von Ihrem T-Shirt gab, das Sie immer im Haus trugen und haben Sie sich eins mitgenommen?
Meines Wissens gab es nur dieses eine “Papi”-Shirt. Es ist von unseren beiden Filmkindern vor Drehbeginn höchstpersönlich signiert worden und da ich noch kinderlos bin, habe ich es den Kostümfrauen überlassen, welcher “Papi” jetzt damit die Gute-Nacht-Geschichten vorlesen darf.
Mit Material von ZDF
ueber-den-tod-hinaus kommt heute, am 09. Oktober, um 20.15 Uhr im ZDF. Für weitere Infors schaut doch in unser TV-Programm .