Als "filmische Passagen in die Schattenzonen deutscher Realität" beschrieb Jens Hinrichsen einmal die Gespenster-Trilogie von Christian Petzold. Wahlweise losgelöst von Ort, Zeit oder Realität erscheinen die Figuren in Die innere Sicherheit, Gespenster und Yella, mit denen sich Petzold zwischen 2000 und 2007 als einer der bedeutendsten Regisseure in Deutschland profilierte. Sein erster Kinofilm und ungeplanter Auftakt der thematisch verbandelten Trilogie, Die innere Sicherheit, läuft heute Nacht beim SWR.
Julia Hummer spielt wie auch im 2005 erschienenen Gespenster die Hauptrolle. Als Jeanne, Tochter der beiden früheren Linksterroristen Clara (Barbara Auer) und Hans (Richy Müller), führt sie ein Leben im Untergrund, ohne festes Heim. Während ihre Eltern die Flucht nach Brasilien planen, sucht Jeanne die Eigenständigkeit. Der Plan misslingt, alle drei finden sich in Hamburg in einer verlassenen Villa wieder und Jeanne findet in Heinrich (Bilge Bingül) einen Vertrauten. Doch die Gefahr der auffliegenden Identität ihrer Eltern steigt mit jeder Minute, die sie in Deutschland verweilen und Jeanne selbst ist Sicherheitsrisiko Nummer 1.
Eine entwurzelte Heldin verfolgte Christian Petzold auch in seinem jüngsten Kinofilm Phoenix mit Nina Hoss als ehemalige Insassin eines Konzentrationslagers. Ähnlich wie Phoenix oder der in der DDR angesiedelte Barbara verweigert sich Die innere Sicherheit den Schemata des gängigen deutschen Vergangenheitsbewältigungskinos. Die RAF-Verbindung der Eltern wird angedeutet, im Zentrum aber steht das psychologisch wie atmosphärisch dichte Familien- und Jugenddrama um Jeanne, das einen idealen Einstieg ins sehenswerte Werk von Christian Petzold bildet.
Heute im TV: Die innere Sicherheit (2000)
Sendezeit: 00:15 Uhr
Sender: SWR