Christine Neubauer zählt zu den bekanntesten deutschen Schauspielerinnen. Der Durchbruch gelang ihr mit der Rolle der Traudl Grandauer in “Löwengrube”, für die sie mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet wurde. Seither folgten viele Auftritte in Filme und Fernsehserien, unter anderem im “Café Meineid”, “Ein Fall für Zwei” und “Der Bergdoktor”. Im Fernsehen trat sie als VW Golf fahrende Die Geierwally ebenso auf, wie als Köchin in Vollweib sucht Halbtagsmann. Sie ist außerdem erfolgreiche Autorin der “Vollweib”-Buchreihe.
In heie-spur lernen die Zuschauer Sie von einer völlig neuen Seite kennen: knallhart, kämpferisch und engagiert. Hat Sie die Rolle deshalb so gereizt?
Ja, ich wollte ein neues Terrain entdecken, Charakterzüge, die zwar schon die ganze Zeit in mir als Schauspielerin schlummern, aber bisher nicht so gefragt waren. Dabei muss man sich gerade in meinem Beruf weiterentwickeln und neugierig bleiben. Wenn ich jahrelang nur immer denselben Frauentyp spiele, wird´s langweilig, und ich werde irgendwann auch nicht mehr die Leistung bringen können.
Bei dem Zweiteiler handelt es sich um eine internationale Produktion mit nord- und südamerikanischen Schauspielern. War das eine besondere Herausforderung?
Nein, denn die Dreharbeiten verliefen in drei Sprachen, die mir vertraut sind: Englisch, Spanisch und Deutsch. Jeder Darsteller spielte in seiner Muttersprache, später wurde teilweise nachsynchronisiert.
Wie war die Zusammenarbeit mit US-Serienstar Matt Battaglia?
Toll – ein netter, freundlicher Kollege. Wir haben uns sofort bestens verstanden. Ich war schon happy, als ich hörte, dass er die Rolle übernimmt. Niemand außer ihm hätte sie so perfekt verkörpern können wie er: diesen großen, stahlhart trainierten Ex-FBI-Cop mit der geheimnisvollen, interessanten und höchstattraktiven Ausstrahlung.
Nach diesen Schwärmereien müsste er Ihr Traummann sein…
Nein, das ist er nicht. Mein Mann braucht nicht eifersüchtig zu sein. Matt Battaglia war aber für diesen Film der absolute Traumpartner.
Gemeinsam kämpfen Sie in dem Film gegen den organisierten Menschen- und Organhandel, den es ja tatsächlich an der USGrenze zu Mexiko gibt. Hatten Sie keine Angst, dass die kriminellen Organisationen vor Ort Ihnen gefährlich werden könnten?
Nein, genau aus diesem Grund haben wir das relativ sichere Chile ausgewählt und nicht den Original-Schauplatz, wo allein während unserer Dreharbeiten 150 Menschen ermordet wurden. Trotzdem wäre ich selbst fast ums Leben gekommen.
Was ist passiert?
In der freien Zeit mietete ich mir mit zwei Kollegen ein Boot auf dem Rio Maipa, einem reißenden Gebirgsfluß, der in den Anden entspringt. Anders als beim Dreh zuvor waren wir diesmal jedoch nicht mit Seilen und Netzen gesichert. Da passierte es: eine Stromschnelle, und wir kenterten. Ich wurde mit solch einer Macht in die Tiefe gezogen, ich hatte keine Chance gegen diese Naturgewalten. Ich spürte den Tod schon sehr nahe.
Wie wurden Sie gerettet?
Das mussten sie nicht, denn plötzlich – wie durch ein Wunder – war dieser Sog, der mich in die Tiefe zog, verschwunden. Und mit letzter Kraft konnten wir uns an die Wasseroberfläche retten. Ein paar Sekunden länger in dem eiskalten Wasser, und es wäre vorbei gewesen.
Kamen Sie ins Krankenhaus?
Ich sollte dort behandelt werden, weil ich mir durch die scharfen Steine am Flussgrund die Beine aufgerissen hatte und blutüberströmt war. Aber ich bin hart im Nehmen, eine Kämpfernatur So wie in diesem Film.
Sie spielen jedoch nicht nur die Hauptrolle, von Ihnen stammt auch die Idee. Wie kamen Sie auf diese Geschichte?
Ich war auf dem Weg zu Dreharbeiten in Afrika und suchte in einer Buchhandlung am Münchner Flughafen nach einer Freizeitlektüre. Da fiel mir ein Buch in die Hände: “Heiße Spur” (“Cry No More”) von Linda Howard. Ich überflog den Kurzinhalt und wusste sofort: Dieser Stoff über Organ- und Menschenhandel an der Grenze von USA und Mexiko ist hochinteressant und -spannend. Ich habe den Roman binnen weniger Tage verschlungen und ihn der Filmproduzentin Regina Ziegler gegeben. Die war wie ich davon überzeugt: ein toller Filmstoff! Sie konnte das ZDF sofort davon begeistern und holte sich gleich in Amerika die Filmrechte für das Buch.
Konnten Sie sich schnell mit der Figur von Milla Boone und ihren Emotionen identifizieren?
Sofort – wie jede Mutter, der ein Kind in die Wiege gelegt wurde und seit der Geburt Angst hat, dass ihm etwas passieren könnte. Sie haben selbst einen 17-jährigen Sohn: Lambert. Ich geriet auch wegen ihm schon in Panik. Lambert erlitt im Alter von zwei Jahren einen Pseudo-Krupp-Anfall. Die Nacht an seinem Krankenbettchen in der Klinik waren furchtbare Stunden, zu sehen, wie der Kleine in Atemnot war und an den vielen Schläuchen und Geräten hing. Zum Glück kam das nur ein einziges Mal vor.
Hatten Sie auch Angst, dass Ihr Sohn entführt werden könnte?
Nein, darum brauchen sich Schauspieler hierzulande keinen Kopf zerbrechen, weil sie sich nicht auf solch einer hohen Einkommensebene bewegen wie die Kollegen in Amerika oder Großindustriellen-Familien. Trotzdem zeigte sich mein Sohn – aus persönlichen Gründen – lange nicht vor der Kamera.
Jedenfalls bis zu seiner ersten Filmrolle 2004 in Eva Zacharias.
Und jetzt, in heie-spur, spielt er am Ende des Films meinen Sohn, den ich nach 18 Jahren Suche endlich wiederfinde. War das Ihr Wunsch? Für jede Rolle begebe ich mich auf eine Art Gefühlsreise, bewege mich in einem ständigen Gefühlschaos. Da war es natürlich umso dienlicher, wenn mein wirklicher Sohn auch den verlorenen Sohn im Film verkörpert. Außerdem hat Lambert perfekt zu der Rollenbeschreibung gepasst, nicht nur vom Alter her. Die gemeinsamen Dreharbeiten waren für uns beide sehr bewegend und unvergesslich.
Will er einmal in Ihre Fußstapfen treten?
Neben seiner bisherigen Fußballleidenschaft hat er anscheinend die an der Schauspielerei entdeckt. Er interessiert sich fürs Filmgeschäft insgesamt sehr. Ob er das einmal zu seinem Beruf machen möchte, dieser Wunsch muss von ihm selbst kommen. Ich würde ihn da nie zu etwas ermutigen oder ihm von etwas abraten.
Mit Material von ZDF.
Der erste von zwei Teilen des Thrillers heie-spur kommt heute Abend, am 05. Oktober 2009 um 20.15 Uhr im ZDF. Schaut doch in unser Fernsehprogramm , wenn ihr ihn sehen wollt.