Mit Irak - Mein fremdes Land und The Oath setzte sich Dokumentar-Regisseurin Laura Poitras mit Menschen und Themen auseinander, die in den US-Medien nur eine geringfügige, und wenn dann plakativ dargestellte Rolle spielen. Womöglich war sie deswegen genau die richtige Person, um im Sommer 2013 gemeinsam mit dem Journalisten Glenn Greenwald nach Hongkong zu reisen, um dort einen zunächst anonymen Whistleblower zu treffen. Mehrere Tage interviewt Poitras Edward Snowden, einen ehemaligen NSA-Mitarbeiter, der die weltweiten Abhörmaßnahmen der amerikanischen und britischen Geheimdienste durch die Veröffentlichung interner Dokumente bloßlegte. Vor dem Hintergrund des ausbrechenden NSA-Skandals begleitet die Dokumentation daraufhin Snowdens Weg ins Fadenkreuz internationaler Regierungen bis hin zu seiner Asylsuche in Moskau, wo sich Poitras und Snowden wiedertreffen.
Das Erste zeigt heute (leider erst) um 23 Uhr die fesselnde, weil wenig reißerische Dokumentation Citizenfour, die einen bedeutenden Moment unserer Zeitgeschichte aus nächster Nähe begleitet. Diese Unmittelbarkeit wurde auch von den Kritikern gelobt. In der Chicago Tribune vergleicht Michael Phillips den Film mit Paranoia-Klassikern wie Die Unbestechlichen und Zeuge einer Verschwörung, und fasst zusammen: "Der Film funktioniert, egal wie man selbst zu Snowden steht, weil er einen Prozess verfolgt, anstatt Polemik zu liefern." Bei der jüngsten Oscarverleihung wurde Citizenfour mit dem Preis für den Besten Dokumentarfilm ausgezeichnet.
Heute im TV: Citizenfour (2014)
Wann: 23 Uhr
Wo: Das Erste