Anime-Meisterwerk mit 100 Prozent auf Rotten Tomatoes begeistert auf Amazon – wir erklären den wahren Hintergrund von Look Back

11.12.2024 - 10:27 UhrVor 4 Monaten aktualisiert
Look BackAmazon/Studio Durian
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Look Back ist ein Anime-Meisterwerk, das seit Wochen auf Amazon Prime Video begeistert und berührt. Inspiriert wurde die Story von einer tragischen Begebenheit.

Wenn es dieses Jahr einen Anime-Film gibt, den ihr neben Hayao Miyazakis Der Junge und der Reiher sehen müsst, ist es die knapp einstündige Manga-Adaption Look Back. Sie liegt seit dem 7. November 2024 bei Amazon Prime Video vor und treibt seitdem aus verschiedenen Gründen Tränen in die Augen. Bei Rotten Tomatoes  kommt der Film sogar auf 100 Prozent im Kritikenspiegel.

Die gefeierte Vorlage lieferte ausgerechnet Tatsuki Fujimoto, den man für die schwarzhumorige Action-Fantasy Chainsaw Man kennt. Mit wundervoller Animation aus dem Studio Durian setzte Regisseur Kiyotaka Oshiyama eine gelungene Umsetzung dieses persönlichsten Werkes über künstlerische Impule und Trauerbewältigung ab. Doch eine dramatische Szene, die wie aus dem Nichts zu kommen scheint, hat einen tragischerweise wahren Hintergrund.

Anime-Highlight Look Back bei Amazon: Darum geht es in der ergreifenden Manga-Adaption

In Look Back lernen wir die Schülerin Ayumu Fujino kennen. Sie zeichnet leidenschaftlich gerne lustige Mangas, die mit viel Zuspruch in der Schulzeitung veröffentlicht werden. Als ihre krankheitsbedingt abwesende Klassenkameradin Kyomoto ebenfalls abgedruckt wird und sich als brillante Illustratorin entpuppt, spornt Fujino das an, noch besser zu werden. Erst Jahre lernen sich die beiden Mädchen persönlich kennen und eine tiefe Freundschaft und Zusammenarbeit entsteht, die den Mädchen die Türen zur umkämpften Manga-Industrie öffnet.

Es folgen SPOILER: Als Fujino Jahre nach der Entfremdung mit ihrem professionellen Action-Manga Shark Kick beschäftigt ist, erreicht sie eine erschütternde Nachricht aus Kyomotos Kunsthochschule: Ein Mann, der seine Zeichnungen für gestohlen hielt, hat mehrere Student:innen während eines Amoklaufs umgebracht, inklusive Kyomoto. Unter normalen Umständen dürfte man einer Coming-of-Age-Geschichte einen solchen aus dem Nichts kommenden Plotpunkt fast nicht durchgehen lassen – doch der Vorfall basiert auf einer wahren Begebenheit von vor fünf Jahren.

Der historische Hintergrund des Manga- und Anime-Titels Look Back

Im Juli 2019 legte ein Mann einen Brand im Anime-Studio Kyoto Animation und tötete 36 Menschen, 34 weitere wurden verletzt. Dabei handelt es sich um eines der verheerendsten Massaker, die Japan seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs gesehen hat. Der verwirrte Verantwortliche war überzeugt davon, dass die renommierten Anime-Künstler:innen aus seinem Amateur-Roman geklaut hätten. Dabei handelt es sich lediglich um oberflächliche und zufällige Parallelen.

Japanische Gerichte verhängen nur noch selten die Todesstrafe – zuletzt wurde 2022 jemand für mehrere Morde exekutiert. Im Falle des KyoAni-Brandstifters wurde Anfang dieses Jahres jedoch eine dieser seltenen Maximalstrafen ausgehändigt, berichtete unter anderem Variety . Dabei halten einige den Täter, der beim Anschlag ebenfalls schwer verletzt und erst lange Zeit rehabilitiert wurde, nicht für geistig zurechnungsfähig.

Ob Autor Fujimoto persönlich jemanden aus dem Studio kannte, wissen wir nicht. Der tödliche Angriff hinterließ schmerzhafte Spuren in der gesamten Manga- und Anime-Industrie und Look Back ist ganz offenbar seine Art und Weise, damit umzugehen, es künstlerisch zu verarbeiten. Auf profunde Weise fragt er, warum wir überhaupt Kunst kreieren und ob es das damit verbundene Leid am Ende Wert sei.

Trauerbewältigung durch Kunst und Katharsis

Ähnlich wie Quentin Tarantino mit Inglorious Basterds oder Once Upon a Time in Hollywood stellt Autor Tatsuki Fujimoto sich in Look Back zusätzlich vor, was hätte sein können. Er lässt seine (zum Teil für ihn selbst stehende) Manga-Künstlerin persönlich per Karate-Kick einschreiten, um den Anime-Attentäter in einer alternativen Version der Geschehnisse höchstpersönlich auszuschalten. In der Manga-Fantasie geht sowas.

Veröffentlicht wurde der Look Back-Manga am 19. Juli 2021, genau zwei Jahre nach dem Brandanschlag. Den Namen seiner beiden Protagonistinnen Fujino und Kyomoto kann man übrigens zum Namen von Fujimoto höchstpersönlich zusammensetzen – wobei sich das Kyo (京) aus Kyomoto mit dem selben Schriftzeichen wie in Kyoto Animation schreibt. Fast so, als wäre mit dem Kyoto Animation-Team ein Teil von ihm selbst gestorben.

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