Humor ist nicht gleich Humor. Es gibt subtilen, anspruchsvollen, platten Humor, Satire, Fäkalhumor, absurden, trockenen, schwarzen oder auch tiefgründigen Humor. Dann gibt es noch eine einfachere Gleichung. Es gibt Humor der einen erreicht, und solchen der einen nicht erreicht. Heute geht es um Fäkalhumor und Sexualhumor. Dieser wird aus Prinzip zunächst von einigen als anspruchslos tituliert. Man geht auf Nummer sicher. Pubertierende Jungs finden sowas lustig. Hartz IV Empfänger. Und ganz Allgemein Leute mit einem niedrigen Intellekt. Und ja, mir ist auch aufgefallen, dass mit dieser Aufzählung den ersten beiden Kategorien letztere Eigenschaft gleich pauschal mit unterstellt wird.
Wenn Filme dieser Art rauskommen, gleichen die Kommentare sehr oft Rechtfertigungen oder gar eindeutigen Abgrenzungsbekundungen. Mann will ja bloß nicht mit den genannten minderbemittelten Spezies verwechselt werden. Es ist ein alter Trick. Man zeigt mit dem Finger auf Andere, hebt wutentbrannt vermeintliche negative Eigenschaften hervor, und denkt man ist aus dem Schneider. Dumm nur, dass im Prinzip wenig Grips ausreicht, um diese Masquerade zu enttarnen. Ist ein wenig wie in der Politik.
Der eigentliche Denkfehler der hier vollzogen wird ist, dass man wenn man anspruchsvollen Humor verstehen will intelligent sein muss, man somit auch „dumm“ sein muss um platten Humor lustig zu finden. Ob man etwas lustig findet, hat jedoch nichts mit dessen Anspruchslevel zu tun. Es hat lediglich etwas damit zu tun, ob der Humor einen als solcher erreicht oder eben nicht.
Es ist schon erstaunlich, dass die gleichen Leute die eine intellektuelle Meisterleistung wie Mad Max: Fury Road abfeiern, bei Sausage Party aber um das Ansehen ihrer geistigen Leistung fürchten. Menschen die den wohl plattesten Humor den das Kino je gesehen hat in Filmen wie Die nackte Kanone auf einen Podest stellen, aber sobald jemand „Penis“ sagt oder einen Witz über Exkremente macht, die „Das-ist-unter-meinem-Niveau-Abwehr“ einschalten. Und um eines klar zu stellen, ich mag Die Nackte Kanone.
Noch interessanter ist es, dass es sich oft um die gleichen Leute handelt, die wenn sie mal einen wirklich anspruchsvollen Film sehen, von „Pseudointellektueller Möchtegernkunst“ oder ähnlichen bedeutungslosen Phrasen sprechen. Vermutlich ein ähnlicher Abwehrmechanismus nur entgegengesetzt. Vor lauter Sorge um sein intellektuelles Bild nach Außen, wird mal wieder die Tatsache, dass einen dieser Film nicht erreichen konnte, unbewusst mit fehlender Intelligenz gleichgesetzt. Da ist es doch einfacher vorsichtshalber, den Film vermeintlich selbst zu entlarven. Man selbst ist nämlich derjenige, der dem ganzen nicht auf dem Leim gegangen ist, und erkannt hat, dass der Anspruch nur Fassade ist. Schön, wenn man selbst fest dran glaubt. So ist das eben, wenn man sich selbst als Maßstab nimmt. Dann malt man sich die Welt wie sie einem gefällt. Auch wie in der Politik.
Leute, entspannt Euch. Keiner muss Filme wie Sausage Party oder Der Spion und sein Bruder lustig finden. Letzterer gefällt mir im Übrigen auch nicht. Aber unabhängig davon, ob man sie lustig findet oder nicht, sagt das rein gar nichts über die Intelligenz eines Menschen aus. Es gibt Leute die erfreuen sich am Humor von Der Spion und sein Bruder, auch wenn dieser alles andere als tiefgründig ist. Und es gibt Leute, die anstatt sich über die unzähligen sexuellen Anspielungen bei Sausage Party aufzuregen, genau die Kombination von flachen Humor mit unglaublich gesellschaftskritischen Spitzen abfeiern. Wenn man sich nicht immer künstlich empören würde, würde man letztere vermutlich auch erkennen.
Entspannt Euch! Keiner außer vielleicht ihr selbst urteilt hier über die Intelligenz anderer. Auch weil es wohl kaum wen interessiert, User nach IQ zu sortieren.
Wie immer gilt nämlich auch hier: Eine Kritik oder ein Kommentar zu einem Film sollte ausschließlich dem Film und seinem eigenen Geschmack gelten. Auf eine Filmseite geht niemand um Kritiken über Zuschauer zu lesen. Höchstens in den dazugehörigen Blogs.