Das Volk gegen ... Colin Farrell

29.06.2011 - 08:50 Uhr
Colin Farrell steht heute vor dem Filmgericht
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Colin Farrell steht heute vor dem Filmgericht
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Wir lieben die Stars, aber manchmal gehen sie zu weit. Entschuldigungen bringen nichts mehr, es gibt nur eines: die schnelle Verurteilung. Heute steht Colin Farrell vor dem Filmgericht. Seine Tat: Alexander.

Spätestens seit er in Nicht auflegen! ziemlich viel Zeit in einer engen Telefonzelle verbringen musste, ist uns Colin Farrell bestens bekannt. Bisher hat sich der Ire eine ziemlich solide Filmografie erarbeitet. Obwohl doch jeder meinen sollte, dass gerade unter der Regie von Oliver Stone nicht viel schief gehen kann, versemmelt Colin Farrell seinen großen Auftritt als der ebensolche Alexander ganz gehörig. Deshalb muss er heute vor das Filmgericht treten.
Auf der Anklagebank: Colin Farrell.
Die Tat: Alexander (2004)

Führungszeugnis
Nachdem Colin Farrell erfolglos am Casting für die irische Boyband Boyzone teilnahm, hat er sich zum Glück für eine Karriere im Filmbusiness entschieden. Neben einigen Rollen in Independent-Filmen hat er sich zunächst einen Namen als TV-Darsteller gemacht. Die frühen 2000er waren für Colin Farrell dann gespickt mit Kinoerfolgen: Im schon erwähnten Nicht auflegen! war er ebenso zu sehen, wie in Minority Report von Steven Spielberg und in Daredevil. Einen Golden Globe als bester Hauptdarsteller in einer Komödie erntete Farrell für Brügge sehen… und sterben?.

Beweisaufnahme
Dass griechische Anwälte wegen der im Film dargestellten Bisexualität des Herrschers vor Gericht gingen, macht eigentlich Hoffnung auf eine gewohnt provokative Geschichtsinterpretation im Stone’schen Sinne. Doch Alexander scheitert nicht zuletzt an seinem blondierten Hauptdarsteller. Mit schmallippigem Mündchen spielt er den größten Feldherrn aller Zeiten mehr schlecht als recht. Leider werden gerade Alexanders Augen im Film so häufig betont, denn bei Colin Farrells braunem Hundeblick nehmen sich sorgenvoll und würdevoll nicht viel. Colin Farrell bekam für diesen Film die berühmt-berüchtigte Goldene Himbeere als schlechtester männlicher Hauptdarsteller also keineswegs umsonst. Die extrem seltsame Casting-Entscheidung, Angelina Jolie (Jahrgang 1975) als Mutter von Colin Farrell (Jahrgang 1976) zu engagieren soll der Vollständigkeit halber auch erwähnt werden.

Einspruch
Nach einer intensiven Suche finden sich immerhin ein paar positive Kritiken zu Alexander. Michael Wilmington von der Chicago Tribune schrieb seinerzeit: “Selbst wenn er seine Welt nicht erobert, Oliver Stones Alexander ist die Schlacht wert. Wie JFK und Geboren am 4. Juli verbindet er Geschichte und Politik zu einer wilden, denkwürdigen, atemberaubenden Achterbahnfahrt.” Hanno Harnisch vom Neuen Deutschland lobt vor allem Oliver Stones Inszenierung: “Den Kampf Mann gegen Mann und Pferd gegen Elefant taucht [er] in ein psychedelisches Rot und hat es so geschafft, zumindest mich aus dem Kinosessel in seine andere Welt zu ziehen. So auch mit der architektonischen Rekonstruktion Babylons – einzigartig.”

Schlussplädoyer
Die Dialoge in Alexander sind oft so hölzern, im Vergleich dazu wäre abgefilmtes Theater eine reine Freude. Colin Farrell unternimmt dagegen überhaupt nichts. Ob seine offensichtliche Anstrengung, bedeutungsvoll zu agieren an seinem mangelnden Können oder an nicht vorhandener Führung durch die Regie scheitert, können wir nicht beurteilen. Die meiste Zeit wollen wir es jedoch Val Kilmer gleich tun und ihm zurufen: “Schau nicht die ganze Zeit so verletzt drein, Alexander!” Aber wenn Colin Farrell versucht, als der Herr über ein Weltreich heroisch in die Weite zu blicken, kommt dabei irgenwie nichts Vernünftiges heraus. Sorry, Colin, aber wir können deinen Alexander einfach nicht ernst nehmen.

Ihr habt die Anklage und den Einspruch der Verteidigung gehört. Nun liegt es in eurer Hand: Wird Colin Farrell für seine albernde Hauptrolle in Alexander von den Moviepiloten verurteilt?

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