Das Volk gegen ... Mel Gibson

11.05.2011 - 08:50 Uhr
Das Filmgericht klagt heute Mel Gibson an
moviepilot
Das Filmgericht klagt heute Mel Gibson an
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Wir lieben die Stars, aber manchmal gehen sie zu weit. Entschuldigungen bringen nichts mehr, es gibt nur eines: die schnelle Verurteilung. Heute steht Mel Gibson vor dem Filmgericht. Seine Tat: Die Passion Christi.

Ach wenn die privaten Eskapaden des Mel Gibson seine beruflichen Erfolge überschattet haben, ändert das nichts daran, dass wir ihn nach seinen Werken beurteilen wollen. Er war der Held vieler Kindheiten, doch mit einem ganz bestimmten Vergehen als Regisseur hat er sich viele Sympathien verspielt. Deswegen rufen wir erneut das Filmgericht ein!
Auf der Anklagebank: Oscar-Preisträger Mel Gibson.
Die Tat: Die Passion Christi (2004).

Führungszeugnis
Mel Gibson war einmal einer der beliebtesten Actionstars auf dem Planeten. Der Australier feierte mit Mad Max seinen Durchbruch und startete an der Seite von Danny Glover mit Lethal Weapon – Zwei stahlharte Profis endgültig in der ersten Liga Hollywoods durch. Im Buddy Movie fühlte er sich ebenso zu Hause, wie an der Seite der größten weiblichen Stars der 90er: Julia Roberts (Fletchers Visionen) und Jodie Foster (Maverick). Mel war einer von uns, ein charmantes Raubein, dass mit einem breiten Grinsen jede Missetat vom Tisch wischen konnte.

Beweisaufnahme
Auch ein weltweites Einspielergebnis von 600 Millionen Dollar kann den bitteren Beigeschmack nicht verbergen, den Die Passion Christi hinterlässt. Die letzten Stunden des Heilands inszeniert der Regisseur Mel Gibson als blutiges Spektakel, als Folterporno, dass sich nie zwischen der reißerischen Ästhetik eines Michael Bay-Films und der authentischen Schilderung der Passionsgeschichte entscheiden kann. Stattdessen finden wir lauter böse, bucklige Juden mit langen Nasen eingebettet in einer Interpretation, welche die letzten 2000 Jahre (Kirchen)Geschichte einfach mal ignoriert. Jonathan Rosenbaum bringt es auf den Punkt: “Wäre ich ein Christ, wäre ich schockiert darüber, dass dieses primitive und pornographische Blutbad versucht, für mich zu reden.”

Einspruch
Die Kritiken für Die Passion Christi waren durchaus nicht einseitig. Dabei sprachen sich renommierte Kritiker wie Roger Ebert für den Film von Mel Gibson aus. Zur Verteidigung meint Ebert: “Ich war bewegt von der Tiefe des Gefühls, den Fähigkeiten der Schauspieler und Techniker und deren Wunsch, dieses Projekt umzusetzen, egal was passiert.” Die USAToday meint wiederum: “Ungeachtet der Kontroversen, welche diesen Film umgeben, kann man nicht bestreiten, dass Mel Gibson einen überwältigenden Film gemacht hat, von [Kameramann] Caleb Deschanel in schönen goldenen und schwarzen Kontrasten gedreht.”

Schlussplädoyer
Die Beweisaufnahme ist abgeschlossen und auch die Verteidigung hat ihre Argumente vorgebracht. Fest steht, dass sich Medium und Message im Falle von Die Passion Christi nicht einfach trennen lassen können. Der Film greift auf uralte Stereotypen zurück, welche die Leistungen des jahrzehntelangen Dialoges zwischen Christen und Juden negiert eine Botschaft der Liebe predigt, doch nur den Hass zeigt. Noch dazu sind die endlosen Quälereien auf Dauer echt ermüdend.

Ihr habt die Anklage und den Einspruch der Verteidigung gehört. Nun liegt es in eurer Hand:

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