Der Knochenmann: Ist Brenner ein neuer James Bond?

19.02.2009 - 08:45 Uhr
Josef Haider als Brenner in Der Knochenmann
Petro Domenigg Filmstills.at / Majestic Filmverleih
Josef Haider als Brenner in Der Knochenmann
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NEWS» Josef Haider ermittelt zum dritten Mal als Brenner und könnte der James Bond Österreichs werden.

Josef Hader ermittelt zum dritten Mal als Simon Brenner. Auch mit Der Knochenmann blickt er tief in die Seele des Österreichers an sich und entdeckt sogar die Liebe. Hier erklärt der Schauspieler, was ihn mit James Bond verbindet.

Der Knochenmann ist bereits der dritte Kino-Auftritt des Herrn Brenner. Was macht die Figur ihrer Meinung nach so sympathisch und interessant fürs Publikum?
Also richtig sympathisch ist der Brenner nicht. Man kann ihn vielleicht mögen, in seinem Trotz und in seinem würdevollen Scheitern, aber der totale Sympathieträger ist er nicht. Der Brenner ist im Prinzip keine Figur, die nur allein für sich funktioniert. Da spielt das Umfeld ganz stark mit. Das bedeutet, zu den Geschichten von Wolf Haas kommt das Tragisch-Komische von mir, das dann mit diesem typischen Murnberger-Stil verfilmt wird, der alles nicht so edel nimmt. Das spielt alles miteinander. Der Brenner ist nur ein Teil davon.

Osterei

Zwischen dem ersten Brenner-Film und Der Knochenmann liegen acht Jahre. Lernt man als Schauspieler die Figur besser kennen, wenn man sich über einen so langen Zeitraum hinweg mit ihr beschäftigt?
Ich glaube, dass man die Figur vor allem als Drehbuchautor gut kennen lernt. Da hat man sie nämlich wirklich lang im Kopf. Unsere Bearbeitungen erstrecken sich meist über ein Jahr, wo wir verschiedene Fassung schreiben. Diesmal waren es acht. Da hat man einerseits die Figur im Kopf, wie sie das letzte Mal war, aber andererseits gibt es den Ehrgeiz, dass der nächste Film auch immer einen Schritt weitergehen soll. Dass er was können soll, was der vorherige nicht konnte. Irgendwie entwickelt sich dadurch automatisch auch die Figur weiter. Es ist zum Beispiel in dem Film so, dass der Brenner absolut nicht mehr der außenstehende Beobachter ist, der irgendwie cool über den Dingen steht oder auch quasi ein Fremdkörper in einer total fremden Welt ist, so wie in Silentium, sondern er wird diesmal sehr schnell Teil der Katastrophe. Er wird hineingezogen, einerseits über die Liebe, andererseits grundsätzlich dadurch, dass er am Land in so eine Familie und damit auch in deren Konflikte hineinrutscht. Dadurch wird er plötzlich auch Teil des Problems. Und das erfordert dann ganz automatisch einen anderen Brenner. Vielleicht einen, der nicht so cool ist wie das letzte Mal. Ein bisschen mehr in Schwierigkeiten und ein bisschen weniger souverän. Ob das ein Fortschritt ist, wissen wir nicht. Aber wir wissen, dass die Geschichte das von uns gefordert hat.

Dann handelt es sich bei den Brenner-Filmen grob gesagt um eine Krimi-Reihe, deren Hauptfigur sich ständig verändert…
Wir haben bei der Entwicklung von Film zu Film an gute James Bond-Filme gedacht. In den Phasen, wo sie sich wirklich zusammengerissen haben, war es auch so, dass sie sowohl die Figur als auch die Art des Films ständig weiter entwickelt haben. Bei jedem Film irgendwo die Schrauben andrehen und schauen, wie können wir noch einen Schritt weitergehen – so wollten wir das auch machen.

In Der Knochenmann hat der Brenner zum ersten Mal einen richtig prominenten Gegenspieler.
Wichtiger noch: Er hat einen gleich starken Gegenspieler, auf dem noch dazu ein beträchtlicher Teil der Sympathien des Publikums ruht. Das war bis jetzt noch nie der Fall. Dieser Wirt, der Löschenkohl, der macht am Anfang etwas, wo jeder Zuschauer sagt: „Ja, das ist richtig. Das gehört so.“ Aber dann ist er dadurch plötzlich gezwungen, immer ärgere Dinge zu tun. Weil halt Gewalt manchmal noch mehr Gewalt nach sich zieht. So rutscht er in eine völlige Gewaltspirale hinein. Und der Zuschauer muss sich die ganze Zeit entscheiden, wo er seine Sympathie hingibt, zum Löschenkohl oder zum Brenner. Dazu kommt, dass der Brenner wiederum mit der Schwiegertochter des Wirtes in so eine Liebesgeschichte hineinkommt, die ihn viel stärker berührt als alles, was bisher so an Geplänkel war in vorigen Filmen. Er rutscht richtig ganz tief in die Liebe, aber auch in diese Familie hinein. Und in die Konflikte dieser Familie. Ich denke, so starke Figuren hatten wir noch nie. Es geht nicht mehr um Institutionen wie Kirche oder Rettung oder Salzburger Festspiele, sondern es geht nur mehr um Menschen, die völlig unlösbar ineinander verstrickt sind.

Wenn der erste Brenner-Film eine Krimi-Komödie war und der zweite eine Thriller-Komödie, dann ist das jetzt…
…eine Horror-Thriller-Romantik-Komödie. Das Arge ist nämlich, dass der Film durchaus Elemente hat, die in die Nähe eines Horrorfilms gehen. Und er hat diese Liebesgeschichte, die allerdings keine Blümchenromantik hat. Der Brenner und die Schwiegertochter vom Wirt, die wird von der Birgit Minichmayr gespielt und die ist auf gut österreichisch gesagt schon eher „a wülde Zechn“. Die kommen sich näher, weil sie den rauen Charme aneinander mögen. Thriller ist es immer noch. Es ist nur so, dass der Zuschauer von Anfang an eh fast alles weiß. Und eigentlich nur dem Spiel der Kräfte zuschaut.

Brenners wichtigste Bezugspersonen in Der Knochenmann werden von Josef Bierbichler und Birgit Minichmayr gespielt.
Das sind gigantische Schauspieler. Die mich hie und da auch ein bisschen an die Wand spielen. Aber das tut nichts zur Sache. Ich habe die Dialoge so geschrieben und freue mich sogar, wenn ich von denen an die Wand gespielt werde.

Sie haben die Dialoge schon mit den Schauspielern im Kopf geschrieben?
Der Film war von Anfang an auf diese beiden Schauspieler konzipiert. Wir haben die Dialoge so geschrieben, dass wir uns gedacht haben, da müssten sie sich wieder finden können. Das hat funktioniert.

Wie würden Sie das Verhältnis zwischen Josef Hader und Simon Brenner beschreiben. Sind das zwei, die sich gefunden haben?
Das Gute ist, dass man mit so einer Rolle zur Marke werden kann. Das hilft dann natürlich auch, wenn man Kabarettprogramme spielt. Im deutschen Raum zum Beispiel sitzt immer ein Teil im Publikum, der vom Kino her kommt. Dass mit meinem Namen etwas Bestimmtes verbunden wird, dass er zur Marke wird, das hat allerdings schon vorher mit Indien begonnen. Die Brenner-Filme mit ihrer Art, den Menschen tragisch und komisch und grauslich zu zeigen, manchmal auch was Nettes über Menschen zu sagen, stehen eigentlich in der Tradition von Indien. Für mich war das ein großes Glück, dass sich das so fortgesetzt hat.

Trotzdem habe ich das Gefühl, dass Ihnen der Brenner sympathisch ist.
Sagen wir so: Ich versteh ihn recht gut. Ich kann seinen Trotz verstehen und das Beleidigtsein auf die Welt. Dass er ein bisschen stolz ist. Dass er schnell verletzt ist. Dass er nichts aus sich herauslässt. Da sehe ich viel von mir wieder. Auch wenn es bei mir nicht immer so schön anzuschauen ist wie bei ihm.

Quelle: Mit Material von Majestic

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