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Der Marsianer - Kritik & Analyse

19.10.2015 - 00:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Der Marsianermoviepilot
Diesen Film sollte man nicht unterschätzen: Wolfgang M. Schmitt jun. erklärt in seiner Filmanalyse das politische Kalkül hinter Ridley Scotts Der Marsianer - Rettet Mark Watney.

Diesmal scheint Ridley Scott viele Fans und Kritiker enttäuscht zu haben. Der Blockbuster-Visionär habe mit Der Marsianer - Rettet Mark Watney einen einfältigen Survival-Science-Fiction-Film gedreht, der kaum spannend ist. Im Gegensatz zu Moon oder Gravity ginge es nicht um metaphysische Fragen und überhaupt sei dies ein Film, der wenig aussage. Ersteres stimmt - zum Glück, letzteres ist vollkommen falsch, denn Ridley Scott erzählt in seinem neuen Film viel über uns, über die Vernetzung, die Kriege der Zukunft und es ist nicht falsch, den Marsianer als eine politische Parabel zu lesen. Spannend ist die Dramaturgie, die der Untertitel Rettet Mark Watney gut zusammenfasst, nicht sonderlich, wirklich spannend sind hingegen die Themenkomplexe, mit denen Scott nonchalant spielt. Während die Welt geopolitisch aufgeteilt ist und lediglich Kriege die Grenzziehungen verschieben, ist das Weltall noch jungfräulich, auch weil der Internationale Weltraumvertrag klarstellt, dass das Weltall der ganzen Menschheit gehört. Das Weltall könnte also ein Sehnsuchtsort für alle Kosmopoliten sein, die von Grenzen nichts mehr wissen wollen.

Doch die Utopie könnte sich schon bald verflüchtigen, denn die Weltmächte – allen voran die USA – haben ein großes Interesse daran, auch das Weltall geopolitisch aufzuteilen und Ressourcen abzubauen. Wie wichtig der Weltraum schon in naher Zukunft werden wird, auch wenn man in den nächsten Jahren wohl nicht auf dem Mars leben kann, wird deutlich, wenn man an die digitale Revolution und die Satellitentechnik denkt. Schon Carl Schmitt schrieb in den 1940er Jahren in seinem Essay „Land und Meer“ über die zukünftige Bedeutung des Luftraums für die Politik und das Militär. Ridley Scott zeigt uns in seinem sehenswerten Film nun, dass diese Zukunftsmusik immer lauter hörbar wird.

Die Marslandschaft erinnert in ihrer monumentalen Kargheit an den Western; aufgerufen wird also das Genre, das fast immer von Landnahmen handelt. Und so ist es nicht verwunderlich, dass Mark Watney als Kolonisierer bezeichnet wird. Watney ist ein Pionier, der die amerikanische Außenpolitik auf dem Mars fortsetzt und dieser zugleich einen politisch korrekten Anstrich als Heimwerker und Ökobauer verleiht.

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Kino anders gedacht. Wolfgang M. Schmitt jun. beleuchtet für seinen YouTube-Kanal “Die Filmanalyse” aktuelle Großproduktionen aus einer etwas anderen Perspektive. Er will mit seinen provokanten Kritiken die Ideologie Hollywoods offen legen, die sich mal offensichtlich, mal im Verborgenen, aber in aller Regel unfreiwillig in den Blockbustern des Kinos auftut. Schmitt jun. schreckt bei seinen oft polarisierenden Analysen auch vor den großen Theorien und Denkern aus Vergangenheit und Gegenwart nicht zurück und sorgt damit immer für kontroverse Diskussionen.

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