Die Anfänge des dystopischen Sci-Fi-Films

19.08.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Metropolis
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Unsicherheiten gegenüber des technologischen Fortschritts in unserer Gesellschaft bestanden auch schon vor 90 Jahren. Fritz Lang brachte mit Metropolis in den 1920ern die erste umfassende, dystopische Zukunftsvision auf die Leinwand.

Wir leben in einer Kultur der Dystopie
Die allgegenwärtigen Dystopien in Film, Fernsehen und Literatur haben schon vor Jahrzehnten die ehemals euphorischen Utopien abgelöst haben. Doch diesen negativen Zukunftsvisionen ist ein sehr realer Ursprung gegeben. Unsere Gesellschaft riskiert Tag um Tag gefährliche Manöver für eine eventuell bessere Zukunft, und diese kehren sich nicht selten ins Gegenteil. Flugzeuge stürzen ab, Züge entgleisen, Handys geben Strahlungen ab und die die jüngste Atomreaktor-Katastrophe in Fukushima bestätigt die Aktualität dieser These von Armin Nassehi in “Keine Zeit für Utopien”. Wir gehen viele Risiken ein.

Ein Risiko einzugehen ist nicht gleichzusetzen mit passierten Unfällen, wohl aber mit der Idee, dass Unerwartetes und Unkontrollierbares bei jeder technischen oder medizinischen Neuerung geschehen könnte. So stehen auch nach mehreren verheerenden Reaktorkatastrophen noch zahlreiche aktive Atomkraftwerke auf dem Erdball verteilt, von denen jedes einzelne die Kraft besäße, viele Millionen Menschen zu töten.

Mehr: Teil 1 – Gesellschaftsängste als Science-Fiction-Geschichte
Mehr: Teil 3 – Invastionsfilme & andere Dystopien im Kalten Krieg
Mehr: Teil 4 – Terminator, RoboCop & die Geburt des Cyberpunks
Mehr: Teil 5 – Gentechnik & Simulationen als Horrorvorstellung
Mehr: Teil 6 – Menschliche Technisierung als neue Hiobsbotschaft

Allgegenwärtige Ungewissheit
Die möglichen, in der Zukunft entstehenden Schäden werden heute schon wahrgenommen und von vielen akzeptiert, lassen uns jedoch ebenso ungewiss und ängstlich in die Zukunft blicken. Öltanker, Flugzeuge und Atomkraftwerke können sicherer oder stabiler gebaut werden, jedoch alleine dieser Denkansatz bestätigt das ursprüngliche Problem des Risikos. Unsere Zeit allgegenwärtiger Risikohandhabung sei keine Zeit für Utopien, meint Nassehi, da die heutigen, auf die Zukunft verlagerten Problemstellungen keine idealen Entwürfe mehr dulden oder realisierbar machen würden. Die Utopie hat ausgedient. Zukunft wird zum Synonym für Unvertrautes, welches wiederum Unbehagen und Ängstlichkeit auslösen kann.

Bevor ich zum ersten dystopischen Kinomeilensteinen Metropolis von Fritz Lang komme, möchte ich noch einen Blick auf die Anfänge des Science-Fiction-Genres werfen.

Geburt der Science Fiction
Als Mary Shelley im Jahr 1818 mit Frankenstein: or The Modern Prometheus einen der ersten Sciene-Fiction-Romane schrieb, der aktuelle Wissenschaft umfassend thematisierte, fuhr das erste Dampfschiff über den Atlantik und die erste Dampflokomotive auf ihren Gleisen. In London wurden die ersten Gasleitungen verlegt. Die trügerische Befreiung wissenschaftlichen Fortschritts wird in Frankenstein eindrücklich und ausführlich unter die Lupe genommen, sowie der technisierte Mensch als Monster in den Mittelpunkt gestellt. Zeitgenössische Wissenschaft spielt in Shelleys Roman eine große Rolle, sowie das Verständnis der Naturwissenschaften. Ebenso begründete sie mit Dr. Viktor Frankenstein das populäre Mad-Scientist-Motiv, bei welchem ein verrückter Wissenschaftler sich in seinen Experimenten verliert.

Das Zeitalter menschlichen Technisierung hatte begonnen und Mary Shelley ließ Technik mit dem Menschen verschmelzen. Die klar ersichtliche, über die Jahrzehnte hinweg verstärkte Tendenz zur direkten, invasiven Einwirkung von Technik und Technologien auf unser soziales System und den menschlichen Körper selbst gipfelt heute im 21. Jahrhundert in einer unüberschaubar großen Anzahl an neu erscheinenden Romanen jedes Jahr zu jenem Thema.

Der frühe Hulk
Lange Zeit nach Frankenstein, kurz vor der 19. Jahrhundertwende erst, folgte ein ganzer Schub dystopischer Literatur, dessen Mythen bis heute die Populärkultur durchdringen. Der Utopie bescherten sie den endgültigen Untergang. 1886 und 1896 nahmen die Schriftsteller Robert Louis Stevenson in Dr. Jekyll and Mr. Hyde sowie H.G. Wells in The Island of Dr. Moreau das Element des verrückten Wissenschaftlers wieder auf. Stevenson schuf einen britischen Doktor, der mit Hilfe einer selbst erfunden Droge sein Innerstes befreit. Dieses Motiv des zum Vorschein kommenden Monsters aus dem Inneren wird beispielsweise in Marvel-Comics mit der Figur des Unglaublichen Hulk wieder aufgenommen.

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