ARD hat Keine Angst vor junger Liebe in Unterschichten

10.03.2010 - 09:20 Uhr
WDR
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Heute Abend präsentiert uns die ARD mit dem Sozialdrama Keine Angst nicht nur eine tiefgehende Studie über Kinderarmut. Regisseurin Aelrun Goette liefert auch eine ergreifende Liebesgeschichte unter Jugendlichen ab, ganz ohne Kitsch.

Als letztes Jahr das Sozialdrama Keine Angst über Jugendliche in sozial schwachen Verhältnissen auf Festivals uraufgeführt wurde, feierte die Kritik einmal mehr Regisseurin Aelrun Goette, die bereits 2007 für ihren Film Unter dem Eis mit dem Adolf Grimme-Preis ausgezeichnet wurde. Ihr neuester Film Keine Angst könnte ihr eine zweite Auszeichnung einbringen.

Die 14-jährige Becky (Michelle Barthel) lebt mit ihren drei kleinen Geschwistern und ihrer Mutter Corinna (Dagmar Leesch) in einer Hochhaussiedlung am Rande der Stadt. Väter sind gekommen und gegangen, die schäbigen Verhältnisse sind geblieben. Aber Corinna hofft, dass bald alles anders wird. Bis dahin begräbt sie ihr Elend im Suff und Becky ist das Familienoberhaupt. Als Becky im Bus beim Schwarzfahren erwischt wird, rettet sie ein fremder Junge aus der Not. Sie folgt ihm und überschreitet zum ersten Mal die Grenzen ihres Kiezes. Sie findet ihren Retter Bente (Max Hegewald) in einer ihr völlig fremden Welt: im Haus mit Garten und Eltern, die am Sonntag Apfelkuchen backen. Über die beiden bricht mit Macht die erste Liebe herein.

Vor lauter Glück kommt Becky zu spät, um ihre kleinen Geschwister aus der Sozialstation abzuholen. Zu Hause droht das Jugendamt der überforderten Mutter, die Kleinen aus der Familie zu nehmen und Becky wird Zeugin, wie ihre Freundin Melanie von der Hochhausclique fertig gemacht wird. Als Becky Melanie helfen will, kommt es zwischen den beiden zum ersten, großen Streit. Als wäre das nicht genug, präsentiert Corinna auch noch Thomas (Frank Giering), der gerade bei Melanies Mutter rausgeflogen ist, als das neue Familienoberhaupt. Auch bei Bente hängt der Haussegen schief: Seine Eltern sind von Becky alles andere als begeistert. Und dann wird er auch noch von der Hochhausclique verprügelt. Bente soll ins Internat. Aber Bente und Becky geben nicht auf. Allen Widerständen zum Trotz kämpfen sie um ihr Glück. Doch die Situation spitzt sich weiter zu. Und ausgerechnet an Beckys Geburtstag kommt es zur Katastrophe.

“Das hat hier nichts mit Sozialkitsch zu tun. Es geht nicht um die edlen Armen und die ignoranten Reichen. Es geht um die wachsende Entfremdung von sozialen Schichten und um die geringen Chancen, die Grenzen dazwischen – zumindest nach oben hin – überwinden zu können.”, schreibt André Mielke in der Welt.

Der Film lässt nichts aus, meint Klaudia Wick in der Frankfurter Rundschau. Er “zeigt hier verlorene Kinderaugen, verwahrloste Zweiraumwohnungen, sexuelle Übergriffe und erloschene Mädchengesichter. Und dort hermetische Reihenhäuschen, verunsicherte Mittelschichteltern und einen überforderten Sozialstaat, der die Not nicht einmal mehr lindern, sondern nur noch verwalten kann.”

Barbara Sichtermann vom Tagesspiegel ist ebenso des Lobes voll. “Der Regisseurin Aelrun Goette ist es gelungen, das Milieu der prolligen Stadtrandsiedlung in all seiner Schäbigkeit und Freudlosigkeit so mit der Helligkeit und Hoffnungsfülle dieser jungen Liebe zu kontrastieren und zu verquicken, dass das Elend leuchtet und die Kinderarmut ihren Schrecken verliert. Wo Menschen sind und Liebe möglich ist, sagt dieser Film, da ist auch eine Hochhaussiedlung nicht mehr nur fürchterlich, und Geld ist egal. Allerdings bleibt diese These im Reich der Möglichkeiten hängen.”

Keine Angst läuft heute Abend um 20:15 Uhr in der ARD. Wenn Euch der Film nicht interessiert, dann schaut doch bitte in unser Fernsehprogramm.

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