Die Filmanalyse zu Side Effects

29.04.2013 - 00:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
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Der Filmanalytiker nimmt Abschied von Steven Soderbergh.

Mit Side Effects kommt der vorerst letzter Film von Steven Soderbergh in die Kinos. Der 50jährige Regisseur zieht sich zurück und möchte sich in Zukunft auf andere Projekte konzentrieren. Ich kann nur ausrufen: Gott sei Dank!

Denn genau betrachtet, gibt es – angefangen von seinem ersten Film Sex, Lügen und Video über die Oceans-Reihe bis hin zu Der Informant! und Haywire keinen wirklich guten Film. Der oft als Meisterregisseur titulierte Soderbergh ist vor allem ein Meister des Mittelmaßes. Unerklärlich ist weniger sein Publikumserfolg (sobald jemand unter dem Label Kult firmiert, werden Zuschauer zu Fans oder gar Jüngern) als sein großer Erfolg bei den Filmkritikern, die auch noch für den letzten Unsinn (man denke nur an Che – Guerrilla) lobende Worte fanden.

So wenig sich Soderbergh in einem Film einmal deutlich für oder gegen etwas positionierte und lieber in filmischen Fingerübungen schwelgte, so wenig läßt sich auch Gehaltvolles aus den unzähligen Lobeshymnen der Kritiker gewinnen. Meist waren es reine Wortkaskaden, die denn Irrsinn seiner Filme einfach fortschrieben. Beinahe 25 Jahre lang hat sich keiner getraut, die Rolle des Kindes aus Andersens Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ zu übernehmen und auszurufen: Der Kaiser/Regisseur ist nackt!

Besonders ärgerlich ist, wie sich Soderbergh in diversen Interviews nun zum einsamen Kämpfer gegen das konservative Hollywoodsystem stilisiert. In Wirklichkeit hat er genau dieses System nie verlassen (wollen), zu sehr hängt er an klischierter Bildgestaltung und den berühmten Gesichtern Hollywoods. Steven Soderberghs Filme sind Filme für Unentschlossene, für jene, denen der klassische Autorenfilm zu elitär und intellektuell ist und die gleichermaßen eine distinktive Scheu vor Hollywoods Blockbustern haben.

Und Side Effects bedient wieder diese wohl nicht unerhebliche Gruppe von Zuschauern. Es ist die Light-Variante eines gesellschafts- und wirtschaftskritischen Psycho- und Politthrillers mit ein paar seichten filmgeschichtlichen Referenzen. Ein Placebo, das einem vorgaukelt, man würde hier ein Meisterstück sehen.

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