Die Filmanalyse zu Zero Dark Thirty

04.02.2013 - 00:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
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Kathryn Bigelows Jagd nach einem der gesuchtesten Männer der Welt, wird schon fast dokumentarisch in ihrem Film Zero Dark Thirty gezeigt. Doch ist der Aufschrei wegen der darin enthaltenen Folterszenen nötig oder sind die Oscarnominierungen gerechtfertig? Unser Filmanalytiker nimmt sich diesen Themen an.

Der für den Oscar nominierte Film Zero Dark Thirty von Kathryn Bigelow ist heikel. Gezeigt wird in epischer Länge, wie das CIA die Spur von Osama Bin Laden verfolgte, bis am Ende das Ziel – ein Tötung ohne Gerichtsprozeß – erreicht wird.

Der im Reportagestil gedrehte Film beginnt mit einer grausamen Folterszene. Ein mutmaßlicher Terrorist wird in einem amerikanischen Gefängnis dem Waterboarding unterzogen, damit er über den Verbleib des Terroristenanführers Auskunft gibt. Weitere dieser Szenen werden folgen. Kathryn Bigelow verherrlicht oder mildert nichts, sie will einfach dokumentieren – wie sie in vielen Interviews erklärte. Doch dieser gewollt nüchterne Blick auf die Dinge macht diesen Film gerade gefährlich. Die Programmatik des Sachlichen ist immer auch eine Parteinahme. Denn man muß sich dafür erst einmal auf eine Position einlassen und das ist in diesem Falle, die der amerikanischen Regierung, daß Folter ein probates, ja legitimes Mittel sein kann.

Die harsche Kritik an dem Film bewegte sich leider auch nur in der vorgegebenen Argumentationsschleife: War Folter wirklich zielführend? Hat Bigelow tatsächlich sich ganz an die Tatsachen gehalten? Wie viel Fiktion steckt in diesem Film?, fragten empörte Journalisten, in dem Glauben, es könnte einen „unideologischen“ Film zum Thema Folter geben. Doch die einzige Frage müßte lauten: Warum verweigert sich die Regisseurin einer klaren Haltung? Denn das suggeriert letztlich, daß nun jeder Zuschauer nach dem Film selbst einmal mit sich ausmachen soll, ob Folter gut oder schlecht ist.

Schon mit „The Hurt Locker“ zog sich Bigelow auf eine Nicht-Position zurück und zeigte die alltägliche Arbeit der amerikanischen Soldaten im Irak und die irakischen Zivilisten fuchtelten wild im Hintergrund und sorgten für das nötige Lokalkolorit. Das dies aber eine ganz und gar amerikanische Sichtweise auf die Welt war, verschleierte man gekonnt mit pseudo-dokumentarischen Aufnahmen. Immerhin können wir Zuschauer aus „Zero Dark Thirty“ eine Erkenntnis generieren: Es gibt kein ideologiefreies Kino.

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