Drifter kommt bei der Kritik gut an

10.06.2009 - 08:56 Uhr
Szene aus Drifter
Salzgeber
Szene aus Drifter
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Der erzählerische Dokumentarfilm beschäftigt sich mit dem Leben dreier obdachloser Berliner Jugendlicher, die ihren Alltag zwischen Drogen und Prostitution fristen – und erntet dafür reichlich Lob von der Kritik.

Bei der Berlinale 2008 wurde Drifter prämiert – und läuft jetzt auch im Kino. Schon im Februar 2008 fand der erzählerischer Dokumentarfilm von Sebastian Heidinger großen Gefallen bei der Kritik. Einige wichtige Stimmen haben wir für Euch pünktlich zum Kinostart noch einmal zusammengestellt:

Martin Rosefeldt resümiert für Arte: “Sebastian Heidinger gelingt es, mit seiner an das ‘Direct-Cinema’ angelehnten Erzählweise unaufdringlich – ohne jeglichen psychologisierenden Kommentar und ausschließlich beschränkt auf den Lebens- und Erfahrungshorizont seiner Akteure – in die Lebens- und Gedankenwelt der heutigen Drogenstrichergeneration um den Bahnhof Zoo einzutauchen und uns so völlig neue Einblicke zu ermöglichen.”

“Heidinger nährt sich den Betroffenen mit emotionaler, aber nicht räumlicher Distanz. Er folgt ihnen bis auf die Toilette und zeigt Spritzeninjektionen in der Nahaufnahme, Gespräche über Freier und Erfahrungen mit ihnen aus direkter Perspektive. Der Film verharrt in einem Zustand der Hilflosigkeit, die ihm nur einfaches, unaufdringliches und dennoch nahes Beobachten ermöglicht”, meint Rajko Burchardt auf seinem Blog. “So erweist es sich als eigentliche Stärke des Films, auf konventionelle Off-Stimmen und Zwischeninterviews zu verzichten, um stattdessen eher szenisch vorzugehen.”

“Diese Reduktion auf das Wesentliche macht den Film so überzeugend”, schreibt Steffen Wagner auf dem festivalblog. “Es geht nicht um Erklärungen, warum diese Jugendlichen Drogen nehmen. Drifter verzichtet auf anmaßend psychologisierende Nachforschungen in den einzelnen Biographien ebenso wie auf die Diskussion von zukünftigen Lebensentwürfen. Der Film handelt von der Gegenwart, denn sie ist, was zählt. Der Film heischt nicht nach Mitleid, er dramatisiert oder bagatellisiert nicht.”

“Ein loser, sprunghafter Erzählstil beschreibt den Grundrhythmus von Drifter. Erst allmählich verdichten sich dabei die Beobachtungen zu einem Handlungsgerüst, das sich organisch aus der Szeneabfolge ergibt und gerade deshalb weder forciert noch konstruiert erscheint”, findet Marcus Wessel von programmkino.de. “Interessant ist, dass die Tristesse im Milieu ab und an sogar ironische Zwischentöne zulässt.”

Die deutsch-französische Jury, die den Film bei der Berlinale 2008 prämierte, begründete ihre Entscheidung wie folgt: “Drifter ist eine intensive und sorgfältige Beobachtung, die formal konsequent und präzise erzählt wird. Der Regisseur Sebastian Heidinger beweist großes Können, sich seinen Hauptpersonen zu nähern, er baut ein Vertrauensverhältnis auf, das so groß ist, dass die Protagonisten die Kamera teilweise ganz zu vergessen scheinen. Der junge Regisseur widmet sich einem sehr harten und schwierigen Thema und zeigt hierbei viel Respekt und Sensibilität. Bei aller Schonungslosigkeit bewahrt er einen zutiefst menschlichen Blick für seine Hauptpersonen, und lässt dem Zuschauer viel Raum.”

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