Whiplash von Damien Chazelle wurde für zahlreiche Oscars nominiert, gewann davon sogar drei, und wurde auch von Kritikern als durchaus positiv aufgefasst. Dabei wurden vor allem die Schauspielleistungen von J.K. Simmons und Miles Teller gelobt, die wahrlich auch in meinen Augen schlichtweg grandios sind. In Whiplash gerät der motivierte Protagonist an einen der renommiertesten Lehrer überhaupt mitten in eine Welt voller Drill, Blut und Leidenschaft, die den jungen Schlagzeuger komplett verstört. Viele störten sich daran, dass das Ganze am Ende Erfolg hat, die beiden triumphieren am Ende und der Protagonist beherrscht sein Handwerk komplett. Tatsächlich wird Drill hier als eine erfolgreiche Methode thematisiert, ganz egal wir, es funktioniert. Was Whiplash jedoch von einem Film mit solcher Ideologie abhebt, ist für mich die Tatsache, dass er auch die negativen Aspekte auflistet: Der Protagonist ist in sich zerstört, er kann sich nur noch auf die Kunst konzentrieren, will mehr, als er kann, verliert sämtliche Kreativität und widmet sich komplett der Notenwelt. Tatsächlich macht Damien Chazelle meiner Meinung nach im Grundprinzip das, was ich hier gerade mache, er erörtert, er wiegt regelrecht auf. So sieht man wie der Protagonist sich von seiner Familie distanziert, aber auch immer professioneller wird. Man sieht, wie er sich von seiner Freundin trennt, aber auch Erfolge feiern kann. Man kann sehen wie kaputt er sich macht, aber ebenso, wie ihm Musik immer mehr bedeutet. Ich persönlich sympathisiere weder mit dem Protagonisten noch mit seinem Lehrer, einfach, weil ich den Standpunkt vertrete, dass es in der Kunst um Ausdruck und Charisma geht und nicht um das perfekte Beherrschen eines Instruments, für mich gibt es kein "gut" und "schlecht" in der Kunst und darum assoziiere ich Kunst auch nicht mit Druck, das hält mich aber nicht davon ab, zu behaupten, dass Chazelle hier offen bleibt, er zeigt realitätsgetreu, welche Auswirkungen Drill hat, er sympathisiert nicht und verurteilt nicht, er ist bemüht neutral zu bleiben. Hinzu kommt, dass er das auch mit der Gewichtung ähnlich handhabt, Chazelle bleibt differenziert, immer wieder schwenkt er zwischen "Pro" und "Contra" umher, hetzt uns, schockiert uns und versetzt uns in Euphorie. Er arbeitet mit uns wie mit Schachfiguren und wirft unsere Eindrücke und Emotionen umher, ohne sich dabei jemals auf eine Seite zu werfen.
FAZIT:
Ich persönlich halte nicht viel von Drill als pädagogisches Mittel, andere tun das sehr wohl, es gibt sogar viele Lehrkräfte, die solche Praktiken, natürlich nicht so heftig wie Fletscher es tut, jeden Tag anwenden. Chazelle bleibt meiner Meinung nach neutral und hat damit bei mir Eindruck hinterlassen, seine elektrisierende Art das Ganze in Szene zu setzen hat mich dann unterm Strich sehr zufrieden gestellt.