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Ein Monolog von Basil Fawlty in "Fawlty Towers"

22.09.2020 - 19:59 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
No. Don´t try.
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John Cleese in einer seiner besten Rollen

Die Folge, in der ich diesen Monolog gefunden, übersetzt und nur geringfügig aktualisiert habe, hat schon ein paar Jährchen auf dem Buckel, trifft jedoch den aktuellen Zeitgeist auf exakte Weise.

„In letzter Zeit hören wir viel über den Extremismus und wie viel Schlechtes er in die Welt bringt. Worüber wir nichts hören, sind seine Vorteile. Der größte Vorteil ist, dass Extremismus tatsächlich dafür sorgt, dass sich viele Menschen gut fühlen, denn er liefert etwas ganz Wundervolles: Feinde. Das Tolle an Feinden ist, dass Du Dir einbilden kannst, dass all das Schlechte in der Welt von Deinen Feinden kommt und all das Gute von Dir. Wenn Du also sehr viel Wut und Vorurteile in Dir hast und Gefallen daran findest diese Gefühle an anderen Menschen auszulassen, dann kannst Du einfach behaupten, dass das nur daran liegt, dass Deine Feinde so schlechte Menschen sind. Gäbe es Deine Feinde nicht, dann wärst Du natürlich stets ein freundlicher, respektvoller und großzügiger Mensch. Wenn Du Dich also gut fühlen willst, dann musst Du nur ein Extremist sein.

Nachdem Du diese Entscheidung getroffen hast, kannst Du wählen: Willst Du ein Linksidentitärer sein, dann steht Dir diese umfangreiche Feindesliste zur Verfügung: Die Kirche, der Staat, die Polizei, die hetero-normative Familie, alte weiße Männer, Rassisten, Sexisten, die AfD und ganz grundsätzlich alle Menschen, die nicht einfach so Deiner Meinung sind bzw. denen Du eines der erstgenannten Attribute unterschieben kannst, auch wenn Du sie niemals persönlich getroffen hast. Willst Du ein Rechtsradikaler sein, dann ist die Liste übersichtlicher, aber nicht weniger infam: Ausländer, „Linksversiffte“, Homosexuelle, Juden, die "Lügenpresse", der Regenbogen und (seit neuestem ebenfalls) der Staat.

Sobald Du Dich mit dem Dogmatismus eine dieser beiden Gruppen und der entsprechenden Liste ausreichend vertraut gemacht hast, kannst Du Dich gegenüber deinen Feinden so unverschämt, defätistisch, diffamierend und brutal verhalten wie Du willst und bist trotzdem moralisch völlig gerechtfertigt, da sich hinter Dir genug Gleichgesinnte aus der einen oder anderen Ecke versammeln werden, um Dir stolz auf die Schulter zu klicken, äh, klopfen. Du kannst Dir jederzeit einbilden ein Verteidiger für Wahrheit und Gerechtigkeit, ein Kämpfer für eine bessere Welt zu sein und nicht etwa der traurige, paranoide Soziopath, der Du tatsächlich bist.

Das ist doch wundervoll, oder?“

John Cleese, „Fawlty Towers“

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