Nehmt den breiten Verteidiger eines American Football-Teams, gebt ihm die Intelligenz und Kombinationssicherheit eines Sherlock Holmes, lasst ihn mit einem coolen britischen Akzent sprechen und verabreicht ihm stündlich eine Tasse mit starkem Kaffee, der zusätzlich mit einer Prise Speed versetzt wurde: John Luther ist eine menschliche Urgewalt. Die BBC erfreut uns seit 2010 mit der toughen Krimiserie Luther. Der Protagonist – genial verkörpert von Idris Elba – ist ein ungewöhnlicher Ermittler. Der extreme Workoholic hat mehr Energie als ein ADHS-Kind und steht nicht umsonst vor den Scherben seines Privatlebens. Gleichzeitig ist seine Gabe, knifflige Fälle mit Kopf- und Körpereinsatz zu lösen, einmalig. Doch kommt der dynamische Luther jemals zur Ruhe? Wahrscheinlich nicht. Deswegen will ich mir in der Aktion Lieblingsserie einen ganz normalen Tag im Leben des John Luther ausmalen.
Morgen
Luther erwacht. Praktisch: Weil es nur zu einem zweistündigen Powernap im Bürostuhl gereicht hat, kann er sich die Morgentoilette sparen. Der Anzug sitzt sowieso selten perfekt, die Jacke hängt halb über die Schulter, die Krawatte hatte er aus Zeitmangel vermutlich schon zu locker angelegt. Doch keine Zeit zum Wachwerden. Ein armer Kerl aus East London wurde mit einem stattlichen Loch im Kopf aufgefunden. Der Morgenkaffee und die ersten Telefongespräche werden in den Dienstwagen verlegt, den Luther auch bei 150 km/h mit schlafwandlerischer Sicherheit durch den Londoner Linksverkehr jagt. Die Begutachtung der fies zugerichteten Leiche verläuft ohne einen Anflug von Übelkeit – keine Zeit. Schon gibt Luther ein erstes Täterprofil durch und es geht zurück ins Polizeipräsidium: Aufnahmen der Überwachungskamera analysieren. Nichts – aus Wut werden die Büromöbel zertrümmert.
Mittag
Mittagspause! Ein kleines Zeitfenster, um sich um sein Privatleben zu kümmern. Luther hetzt erstmal zu seiner Ex-Frau. Schnaubend verlangt er von ihr die Rückkehr. Ihr neuer Freund startet unterdessen den tapsigen Versuch, nach einem KO-Treffer wieder auf die Beine zu kommen. Es war ein Versehen. Die Frau heult, Luther heult, der neue Freund kühlt das blaue Auge: genug Ehestreit für heute. Weiter zu einer nicht verurteilten Mörderin, einem Wunderkind von der Uni. Sie hat sich zu Luthers Beraterin entwickelt. Immerhin muss sie ja wissen, was in einem Mörder vorgeht. Ein Gespräch mit ihr geht kaum ohne Psychospielchen vonstatten, doch nachdem Luther ein paar Einrichtungsgegenstände zerschmissen hat, hat er seine Informationen.
Nachmittag
Die Informationen waren gut: Luthers Kollegen haben den Verdächtigen bereits auf die Polizeiwache gebracht. Das Verhör ist die einzige Beschäftigung bei der Luther entspannen kann. Er legt die linke Wade auf dem rechten Knie ab, lehnt sich zurück und hört sich geduldig die Ausreden seines Gegenübers an. Er lügt, aber das ist schwer nachzuweisen. Mutig ist er auch, denn Luthers Drohungen lassen ihn kalt. Zeit, um rastlos im Büro umherzutigern. Da kann schon mal ein Telefon durch die Büroscheiben fliegen.
Abend
Die rettende Idee. Der Verdächtige wird freigelassen, doch Luther hat ihm längst eine Falle gestellt. Klüger wäre es allerdings gewesen, den Mann zu stellen, bevor er die Tatwaffe aufgehoben hat. Der Streifschuss brennt, ist aber nichts gegen die Schmerzen die Luther dem Mörder bei der anschließenden Festnahme zufügt. Noch am Ort des Geschehen klingelt sein Handy: die Ex-Frau. Sie möchte ihn nie wieder sehen, ob er nicht vorbeikommen könne. Klar, fünf Minuten später steht er vor der Tür. Ein bisschen Versöhnung, ein bisschen Streit, ein zerschmettertes Teeservice. Dann schaut auch noch das Wunderkind, Luthers Beraterin, mit einer Schusswaffe vorbei.
Nacht
Die Situation konnte er noch einmal retten, aber der Ärger um die Morddohungen seiner hochintelligenten Bekannten gegenüber seiner Ex-Frau hat die romantische Stimmung kaputt gemacht. Nicht so schlimm. Im Büro warten Überwachungsaufnahmen eines anderen Falls – und ein zweistündiger Powernap im Bürostuhl.
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