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Eine Biologiestudentin schaut Filme

17.01.2015 - 11:00 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Gut, das sind etwas viele Zähne. Aber sonst stimmt der Kraken eigentlich.
Walt Disney
Gut, das sind etwas viele Zähne. Aber sonst stimmt der Kraken eigentlich.
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Nachdem der Artikel zu den realen Vorlagen zu Harry Potter euch wohl Spaß gemacht hat, habe ich wieder ein wenig gekramt und ein paar lustige Gedankenspiele und biologische Grundlagen für Filme herausgesucht.

Wieder ein paar biologische Fakten mit Filmen zu verknüpfen erwies sich als schwieriger als gedacht. Aber ich habe mein Bestes gegeben und mich mal mit einigen Monstern und Superbösewichten auseinander gesetzt. Bei ein paar Themen wird es diesmal recht hochtrabend, aber ich habe mir Mühe gegeben, nicht mit Fachbegriffen um mich zu schmeißen und die Infos aufs Wesentliche runterzubrechen ;) Viel Spaß!

1) Der Kraken

Gehen wir mal zu Fluch der Karibik. Der Kraken von Davy Jones ist nämlich gar nicht allzu weit von der Realität entfernt. Ich habe mich sehr gefreut, als Ragetti im dritten Teil sogar ganz richtig angemerkt hat, dass es sich nicht um einen TintenFISCH, sondern einen Kopffüßer, ein Weichtier der Gruppe der Mollusca handelt. In der Tiefsee gibt es real tatsächlich Riesenkalmare, die erstaunliche Längen erreichen können. Die krasse Größe des FdK-Kraken ist natürlich eine dramatisierte Darstellung, aber um die 8 bis 14 Meter Länge sind durchaus drin. Genug, um locker mehrere Menschen auf einmal in den Armen zu halten ;) Und auch ansonsten war ich bei genauerem Ansehen erstaunt, wie gut dieser Kraken durchgearbeitet wurde. Er ist erstaunlich intelligent, was der Realität entspricht. Vom Nutellagläser-Knacken bis hin zu Menschen wiedererkennen und sie bewusst begrüßen und wesentlich komplexeren Fähigkeiten können Cephalopoden erstaunlich viel lernen. Sie machen sich also ganz gut als „Schoßtier“. Auch der Moment, als Jack und Barbossa in das riesige, tote Auge des Kraken blicken, zeigt, wie sehr man sich an den realen Kolosskalmaren orientiert hat für diesen Film: Denn die haben im Tierreich das größte Auge, mit um die 30 Zentimeter Durchmesser! Und zu guter Letzt ist nicht einmal die Darstellung der Beißerchen des Monsters ganz aus der Luft gegriffen. Gut, mehrere Reihen einzelner Zähne ist natürlich auch wieder übertrieben, aber: Die (bei Riesenkalmaren 10) Arme sind um den Mund herum gruppiert, welcher auch in Echt einen Ober- und Unterkiefer aus hartem Chitin mit schnabelartigen Spitzen besitzt, zwischen den ich nicht unbedingt geraten möchte. Auch mit der Raspelzunge dieses Tiers will ich nicht gerade Bekanntschaft machen. Daumen rauf für die erstaunlich gelungene Darstellung dieses Monsterkalmars. (Hier ein Beispielfund .)

2) Phönixtränen

Und jetzt wären wir zurück bei meinem Lieblingsthema: Harry Potter! Ich habe noch etwas gefunden, was in der Realität verwurzelt ist. Wir denken uns einmal zurück in Harrys zweites Jahr in Hogwarts. Da bekommt er von Dumbledore etwas über Fawkes erklärt, was ihm später das Leben retten soll: Phönixtränen haben Heilkräfte. Große Heilkräfte. Nein, es gibt keine Phönixe (Phönices?), aber das mit den Tränen kommt nicht von ungefähr. Tränenflüssigkeit hat nämlich eine (zugegeben relativ geringe, aber gut nachweisbare) desinfizierende Wirkung. Da das Auge ein so ausgesetzter, aber zugleich empfindlicher Ort ist und die Luft um uns herum dauerhaft mit Mikroorganismen kontaminiert ist (ja, wir atmen ständig winzige Lebewesen oder Sporen ein, sie sind nicht gefährlich und nicht viele, aber sie sind da), ist es auf Dauer Entzündungs- und Austrocknungsgefährdet. Darum hat uns die Natur direkt ein gleichzeitiges Feuchtigkeits- und Pflegemittel mitgegeben. Und wer weiß, wie stark konzentriert die desinfizierenden und bacteriostatischen Stoffe in Phönixtränen konzentriert sind im Verhältnis zu den Tränen von Menschen? Damit kann man vielleicht kein Gift aus Wunden ziehen, aber sie hundertpro perfekt reinigen...

3) Die Hydra!

Sucht euch den Film aus: Percy Jackson, Hercules oder was auch immer: Die Hydra ist ein beliebtes Monster der griechischen Mythologie, welches gerne im Film verwendet wird, weil es ein spannender Gegner für Helden ist. Denn das Problem bei ihr ist: Wenn man einen Kopf abschlägt, wachsen zwei neue nach. Und die Hydra gibt es in der Realität auch. Sie wurde nach ebendiesem Sagentier benannt, denn sie besitzt eigentlich dieselben Kräfte wie sie. Allerdings ist sie eine Spur kleiner und weniger skelettbesitzend und auch nicht landlebend. Die Hydra ist nämlich ein Nesseltier (also mit den Quallen und Seeanemonen verwandt), ein kleiner Polyp, der im klaren Süßwasser lebt. (Bild dazu )
Und er kann erstaunliche Dinge vollbringen: Schneidet man ihn in der Mitte durch, entwickeln sich daraus wieder zwei völlig lebensfähige und komplett ausgestattete Individuen. Wenn man einen Kopf abschlägt, werden zwei Lebewesen daraus. Die erstaunliche Regenerationsfähigkeit rührt daher, dass sie keine neuen Zellen entwickeln muss, um verlorene Gewebe aufzubauen, sondern einfach bestehende Gewebe remodelliert und zu dem, was fehlt, umbaut. Diese Art der Regeneration ist einmalig im Tierreich und nennt sich Morphallaxis. Und darum kann man quer-, längs- und vierteilen, soviel man will.
Außerdem vermehren sich Hydras, indem sie einfach ausknospen und sich quasi verdoppeln.
Na denn: Heil Hydra!

4) The Lizard

Ich muss hier mal den Machern von The Amazing Spider-Man ein Kompliment aussprechen: Sie haben ziemlich gut nachgeforscht, was transgene Mäuse und genetische Experimente zum Thema Regeneration und Wiederaufbau von Körperteilen betrifft. Was ich so nicht unterschreibe, ist ihre Forschung an Echsen. Denn die Wirbeltiere, die wirklich am effektivsten ganze Gliedmaßen neu bilden, und das trotz Amputation, sind Schwanzlurche, also Salamander und vor allem Molche. Bei denen zerfallen bei Amputation ältere, fertig ausgebildete Zelltypen zurück in Vorläuferzellen, die dann neue Gewebetypen aufbauen können. Dadurch wachsen Beine innerhalb von Wochen wieder nach und sind ebenso funktionsfähig wie die alten. Eidechsen, wie sie im Amazing Spiderman verwendet wurden, werfen bei Gefahr den Schwanz ab und können ihn zwar nachwachsen lassen, aber nicht komplett wieder aufbauen, er ist meist kürzer und auch nervlich nicht so gut versorgt. Darum rate ich Mr. Connors eher zur Wahl eines Molchs als einer Echse. Mit viel futuristischer Technologie und Glück könnte man vielleicht tatsächlich ihre Gene transferieren, und ja, die würden sich vermutlich irgendwann genauso unkontrollierbar verhalten, denn Fremdgene in einen anderen Organismus einzuschleusen ist nie ganz berechenbar. Und dann hätte der Forscher auch wieder seinen Arm, der würde dann auch funktionieren. Aber: Er könnte nicht mehr der Bösewicht „Lizard“ sein, sondern nur noch „Newt“. Oder "Axolotl". Das sind Schwanzlurche, die sich besonders gut regenerieren. Ungefähr so  würde er dann aussehen.
Niedlich, nicht? Ich stelle mir das nur etwas unepisch vor, wie Connors mit externen Kiemen, Flossenschwanz und glubschiger rosa Haut durch New York platscht und verzweifelt nach dem nächsten Gartenteich sucht...

5) Nerdige Wissenschaftler

Und zu guter Letzte noch eine kleine Bemerkung zu Forschern in der Biologie: Das sind nämlich massive Nerds. Die könnten sich super zu uns Moviepiloten einreihen. Woran man das merkt? Wenn man Entwicklungsbiologie hat, lernt man eine bestimmte Protein- und Stoffklasse in Lebewesen kennen: Transkriptionsfaktoren. Was die sind ist nicht wichtig, Tatsache ist, dass sie in einer bestimmten Konzentration vorhanden sein müssen, damit in der Embryonalentwicklung bestimmte Organe, Körperachsen und überhaupt alles an den richtigen Stellen oder überhaupt gebildet werden. Und die haben alle bestimmte Namen, oft nach dem benannt, wie die Tiere aussehen, wenn dieser Faktor fehlt. So gibt es einen Faktor, bei dessen Fehlen die Testsubjekte einfach kein Herz ausbilden. Und dieser Faktor wurde Tinman genannt, nach dem Zinnmann im „Zauberer von Oz“, der ja auch kein Herz besitzt. Ein Faktor, bei dessen Fehlen die untersuchten Taufliegen igelartige Furchungen auf dem Rücken entwickelten, wurde kurzerhand Sonic the Hedgehog getauft. Und jetzt sagt mir, das sind keine Geeks ;)

So, ich hoffe ihr hattet genauso viel Spaß beim Lesen wie ich beim Suchen und Schreiben :)
Solltet ihr irgendwelche Ideen haben und zu einem bestimmten Filmwesen oder Änlichem wissen wollen, ob das in Echt existiert oder funktioniert, lasst mir einen Kommentar da, ich suche gerne weiter, damit es irgendwann vielleicht einen dritten Teil gibt!

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