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Eine Reise durch die deutsche Kinolandschaft Teil 3

06.12.2016 - 21:00 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Der Nachtmahr
KochMedia
Der Nachtmahr
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Wieder einmal habe ich die Büchse der Pandora geöffnet und somit den dritten Teil meiner Saga hinaufbeschworen. Aber worum geht es hier eigentlich? Ich lege meinen Fokus ein wenig auf die Geschichte, Gegenwart und Zukunft unserer deutschsprachigen Kinokultur. Dieses Mal befasse ich mich ein wenig mit der aktuellen Situation, ich möchte ein wenig auf aktuelle Werke eingehen und versuchen die Gesamtsituation ein wenig einzuschätzen.

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Rückkehr zu Relevanz?

Nun, ich habe in den letzten Tagen unter anderem zwei Filme gesehen die mir ein wenig Hoffnung geben.
Sie haben in mir etwas ausgelöst, was mich dann dazu bewegt hat diese Worte nun zu schreiben. Es ist weniger etwas, dass ich groß dalegen kann, sondern mehr so ein Gefühl.

Das Gefühl, dass der deutsche Film nicht mehr so langweilig ist wie er gerne gemacht wird und dass das auch von den Menschen wahrgenommen wird.

Diese beiden Filme heißen Schrotten! und Vor der Morgenröte.

Allerdings sind dies nur die beiden Filme, die das quasi Fass zum überlaufen gebracht haben, dieses Gefühl kam nämlich schon seit längerer Zeit immer mal wieder hoch. Okay, das sind ganze zwei Filme. Warum dann der Aufwand? In jedem Jahr gibt es doch mal ein, zwei gute deutschsprachige Filme, könnte man jetzt sagen.


Die letzten Jahre

2012 - gab es Oh Boy

2013 - gab es die Mumblecore-Indie-Perle Love Steaks

2014 - hatte den atmosphärischen Alpenwestern Das finstere Tal und die Finanzsektorsatire Zeit der Kannibalen

Dann kam jedoch das Jahr 2015 und dies könnte sich im Nachhinein als Wendepunkt sehen lassen, denn endlich kam ein Film über den gesprochen wurde, der eine gewisse internationale Relevanz hatte, es kam Victoria.

Natürlich lässt sich über Victoria auch streiten. Ist er zu lang/weilig? Ist es nur eine technische Spielerei und verliert den Fokus auf die Geschichte? Meiner Meinung nach ist es der beste deutsche Film, der seit sehr, sehr langer Zeit gedreht wurde, denn er hat eine einzigartige Note, fantastische schauspielerische Leistungen und hat auch audiovisuell eine Menge zu bieten.

Ein weiterer Film der, das zu Beginn genannte Gefühl untermauert, ist der 2015er, Der Nachtmahr. Da ich ihn jedoch erst vor einigen Wochen (mit Livekommentar des Regisseurs) sehen konnte, wirkt er aktuell noch sehr nach. Der Nachtmahr ist dabei wohl der unkonventionellste Film der hier auftaucht.

Geprägt durch die fast durchgängige Weitwinkeloptik und denn wummernden Technosoundtrack, lässt er sich schon schwer kategorisieren. Noch schwerer lässt er sich in ein Genre stecken, da die Erzählung von Akiz Einflüsse von David Lynch wie auch E.T. - Der Außerirdische einfließen lässt. Coming-of-Age trifft auf Fantasy-Mystery-Clash. Einfach ansehen und selber eine Meinung machen.


Was 2016 alles kann...

Kommen wir aber wieder zurück auf die beiden eingangs angedeuteten Filme.

Vor der Morgenröte ist mit Sicherheit kein einfacher Film, es ist ein Biopic über den österreichischen, jüdischen Schriftsteller Stefan Zweig der zu Beginn des NS-Regimes nach Südamerika flüchtete.

Langweilig!!

Mag man dann wohl denken. Filme aus der NS-Zeit, die einzige Epoche die filmisch noch ausgelutschter ist ist die DDR-Zeit.

Dieser ist jedoch anders.

Vor der Morgenröte ist visuell sehr ansehnlich, bietet eine der besten schauspielerischen Leistungen der letzten Jahre, in Form von Josef Hader und die Regie von Maria Schrader ist genau auf den Punkt. So teilt sie das Leben Zweigs als Immigrant in 6 wichtige Stationen auf, welche einzeln als Kammerspiel funktionieren könnten und konzentriert sich ausschließich auf diese.

Schrotten! dagegen ist der wohl mit Abstand konventionellste Film von den hier aufgezählten, eine Komödie welche zu keinem Zeitpunkt irgendetwas außerordentliches versucht und doch durch seine symphatischen Charaktere/Darsteller und das frische und interessante Milieu punktet.

Es ist mit Sicherheit kein Ausnahmefilm aber ein guter und neuer Gegenentwurf zum üblichen Mainstream-Komödien-Kino, solch ein Film mit seinen gestandenen wie auch frischen, talentierten Darstellern muss einfach mal besser vermarktet werden, damit er auch an den Kinokassen erfolgreich werden kann.

Leider hat er es zeitlich nicht mehr ganz hier rein geschafft, aber Wild ist ebenfalls ein fantastischer Film aus 2016. Kommentar kommt hier noch.

Edit: Wild ist ein weiterer außergewöhnlicher Film, indem eine Frau eines Tages einem Wolf begegnet und sich daraufhin immer weiter zu ihm und der Natur hingezogen fühlt. Menschliche Gesellschaftsnormen rücken für Sie immer weiter in den Hintergrund und der Wolf bestimmt immer mehr ihr Leben, als Weggefährte, Freund und sogar als Liebhaber.

Regisseurin Nicolette Krebitz inszeniert hier einen Film der die Grenzen des Menschseins austestet und sich dabei manchmal zu sehr in seinen Metaphern zu Freiheit und Gesellschftskritik verliert aber dennoch künstlerisch ambitioniertes Kino liefert.



...und was wird 2017 können?

Wie soll man das Kinojahr 2016 also nun einschätzen, wobei ich Filme wie Toni Erdmann oder Tschick bisher nicht einmal gesehen habe. Ist es ein einmaliger Ausrutscher nach oben oder liege ich mit meinem Gefühl doch richtig und wir haben bessere Zeiten vor uns. Da muss das Jahr 2017, nun eine Antwort finden und hoffentlich ganz viele gute Filme.


Also, was könnt ihr dazu zu sagen? Habt ihr noch Tipps aus diesem Jahr? Oder könnt ihr das Gefühl vielleicht sogar teilen?

Teil 1: https://www.moviepilot.de/news/eine-reise-durch-die-deutsche-kinolandschaft-teil-1-162633

Teil 2: https://www.moviepilot.de/news/eine-reise-durch-die-deutsche-kinolandschaft-teil-2-161179

Teil 4: https://www.moviepilot.de/news/eine-reise-durch-die-deutsche-kinolandschaft-teil-4-171327

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